Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
ungarische Kunst.
ụngarische Kunst.Funde aus dem ausgehenden 9. Jh. lassen Zusammenhänge mit der Steppenkunst erkennen. Viele Bauten des MA. wurden durch den Mongolensturm (1241) und später in der Türkenzeit vernichtet. Zu den bedeutendsten Bauwerken der Romanik gehören Kirchen in Pécs, Ják und Zsámbék sowie das Árpáden-Schloss in Esztergom (1242 zerstört; Kapelle 1935-37 freigelegt). Architektur und Bauplastik lassen Beziehungen zu Dtl. und Italien (bes. Lombardei) erkennen. Seit der Mitte des 13. Jh. breitete sich der got. Stil aus, der bis ins 16. Jh. dominierend blieb. Spätgot. Bauten und Altarwerke sind v. a. in den Randgebieten der Slowakei und Siebenbürgens erhalten. Durch Matthias I. Corvinus und seine Bibliothek (Corvina) fand die italien. Renaissance früh Eingang (Bakócz-Kapelle in Esztergom, 1506/07). Nach der Türkenzeit herrschte zunächst der österr. und süddt. Barock vor; als Maler wirkten P. Troger, F. A. Maulbertsch u. a. Im 19. Jh. entstanden in Budapest Bauten des Klassizismus (Nationalmuseum, 1837-47, von M. Pollack), der Neurenaissance (Oper, 1875-84, von M. Ybl) und der Neugotik (Parlament, 1884-1904, von I. Steindl). Versuch einer typisch »magyar.« Architektur war das Kunstgewerbemuseum Ö. Lechners (1893-96). I. Ferenczy vertrat die klassizist. Plastik, M. Iszó die nat. Romantik. Nat. Themen gestaltete der Historienmaler B. Székely von Ádámos. Eine z. T. sozialkrit. realistische Malerei vertrat M. Munkácsy, dessen Schüler J. Rippl-Rónai sich den Nabis anschloss. Die 1896 in Nagybánya (heute Baia Mare) sich bildende Künstlerkolonie widmete sich der Freilichtmalerei (u. a. P. Szinyei Merse, K. Ferenczy). Csontváry war Gründer einer visionär-expressiven Malerei. Bed. Bildhauer des Kubismus wurde J. Csáky. Aus dem Künstlerkreis um L. Kassák gingen hervorragende Vertreter des Konstruktivismus hervor, u. a. S. Bortnyik (sein bekanntester Schüler wurde V. Vasarély), ferner L. Moholy-Nagy, der am Bauhaus lehrte. Die Grundsätze des Bauhauses wirkten auf die Tätigkeit der Architektengruppe »Cirpac«. Die Bildhauerkunst stand unter dem Einfluss von A. Maillol, so z. B. Ferenc Medgyessy und Beni Ferenczy. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bes. seit Mitte der 1960er-Jahre begann sich ein an internat. Strömungen orientiertes breites Spektrum künstler. Aktivitäten zw. den Gegenpolen konstruktivistisch-seriellere Kunst (A. Péter Türk) und Aktionismus (Miklós Erdély, Tamás Szentjóby) zu entfalten. Um 1970 nahmen alle Richtungen Merkmale der Conceptart an. Der bedeutendste Architekt, Imre Makovecz, verband humanökolog. Gedankengut mit Formen der Folklore. Ab Anfang der 1980er-Jahre dominierten lyrisch-expressive Bilder von István Nádler und Akos Birkás; multimediale Installationen mit narrativem Charakter zeigten János Szirtes und János Sugár.
Literatur:
Szabadi, J.: Jugendstil in Ungarn. Malerei, Graphik, Plastik. A. d. Ungar. Wien u. a. 1982.
Meisterwerke aus tausend Jahren. Ein Bildband zur u. K., mit einer Einf. v. D. Kerestury. A. d. Ungar. Budapest 1988.
Kunst-Landschaft Ungarn, Text v. G. Biedermann, Fotos v. W. van der Kallen. Würzburg 1990.
»Kakanien«. Aufsätze zur österreichischen u. ungarischen Literatur, Kunst u. um die Jahrhundertwende, hg. v. A. Gero u. a. Budapest 1991.
Das goldene Zeitalter. Kunst u. Gesellschaft in Ungarn 1896-1914, bearb. v. G. Éri u. a. A. d. Ungar. Budapest 1993.
Hungary before and after. An exibition of hungarian art, hg. v. A. Gero u. a. Budapest 1993.
U. K. im 20. Jh. Die Samml. Kolozsváry, Györ. Ausst.-Kat. Galerie Stadt Sindelfingen. Sindelfingen 1993.
Csárdás im Quadrat. Ungar. Avantgarde (1919-1930) u. traditionelle Bauernkultur, hg. v. P. Rochard. Mainz 1995.
Grenzenlos. 15 Künstler aus Ungarn, Beiträge v. J. Bartl u. a. Ausst.-Kat. Haus des Deutschen Ostens, München. München 1996.
Ungarn - Avantgarde im 20. Jahrhundert, 15 Künstler aus Ungarn, bearb. v. P. Baum. Ausst.-Kat. Neue Galerie der Stadt Linz. Linz 1998.
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Ansicht: ungarische Kunst.