Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Uruguay
I Uruguay Fläche: 177 414 km2
Einwohner: (1995) 3,186 Mio.
Hauptstadt: Montevideo
Verwaltungsgliederung: 19 Departamentos
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 25. 8.
Währung: 1 Uruguayischer Peso (urug$) = 100 Centésimos (cts)
Zeitzone: MEZ — 4 Std. (Sommerzeit: — 3 Std.)
(amtlich span. República Oriental del U.), Staat im SO Südamerikas zw. Atlantik im SO, Río de la Plata im S, dem Río Uruguay (Grenze zu Argentinien) im W und Brasilien im N und NW.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1967 (mehrfach, zuletzt 1997, revidiert) ist U. eine präsidiale Rep. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Legislaturperiode fünf Jahre), bestehend aus Senat (31 Mitgl.) und Abg.haus (99 Abg.). Einflussreichste Parteien: Partido Nacional (Blancos), Partido Colorado (Colorados) sowie die beiden Parteienbündnisse Frente Amplio und Nuevo Espacio.
Landesnatur: U. erstreckt sich nördlich des Río de la Plata als flachwelliges, weites Hügelland (100-150 m ü. M.) mit N-S oder O-W verlaufenden, einzelnen Höhenrücken (sog. Cuchillas), das durch die zum Río Uruguay fließenden Flüsse (Río Negro als Hauptstrom) gegliedert wird. Nur 10 % des Landes übersteigen 200 m ü. M. Die höchste Erhebung findet sich mit 501 m ü. M. in der Sierra de las Ánimas im SO. Die Atlantikküste im SO ist flach, z. T. sumpfig, mit Strandseen (v. a. Laguna Merín). Das Klima ist warmgemäßigt, subtropisch, vollhumid, aber mit starken Schwankungen von Temperatur und Niederschlägen (im S etwa 950 mm, im N 1 100-1 200 mm), gelegentlich beeinflusst von Kaltlufteinbrüchen (Pamperos) aus dem S. Vorherrschend sind die weiten, heute baumarmen oder -losen Grasflächen der Campos, die als natürl. Weide genutzt werden.
Bevölkerung: Um 1830 starben die letzten Indianer aus. Rd. 90 % der Bev. sind europ. (bes. span. und italien.) Abstammung (im Wesentlichen im 19./20 Jh. eingewandert); den Rest bilden Mestizen und Mulatten. Rd. 700 000 Uruguayer leben im Ausland. Über 40 % der Gesamtbev. konzentrieren sich im Bereich der Hptst. Montevideo. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 14. Lebensjahr; staatl. Univ. in Montevideo (gegr. 1849), kath. Univ., drei weitere Hochschulen. - Staat und Kirche sind getrennt. Über 90 % der Bev. sind kath., Protestanten und Juden bilden Minderheiten.
Wirtschaft, Verkehr: U. ist ein Agrarstaat mit bed. Viehhaltung bei vorherrschendem Großgrundbesitz (Estancias). Gemessen an der Höhe des Bruttosozialproduktes gehört es zu den reichsten Ländern Südamerikas. Die Landwirtschaft erbringt den größten Teil des Exportwertes. Die traditionell auf Fleisch- und Wollerzeugnisse orientierte Viehzucht (Rinder, Schafe, Pferde) wird in extensiver Weidewirtschaft (77 % der landwirtsch. Nutzfläche) betrieben. Wichtige Anbauprodukte sind Reis, Weizen, Gerste, Zuckerrohr, Zuckerrüben, Mais und Sorghumhirse. Nach staatl. Förderung zeigt die Fischerei wachsende Erträge, sodass Fisch jetzt ein wichtiges Ausfuhrprodukt darstellt. Schwerpunkt der Ind. ist die Verarbeitung landwirtsch. Rohstoffe (v. a. von Fleisch). Daneben gibt es Textil-, Zement-, chem. Ind., Montage von Elektrogeräten, Kfz u. a. Bedeutendster Ind.standort ist Montevideo. Mit der Fertigstellung der Kraftwerke von Salto Grande und El Palmar (Uruguay, Río) ist die Umstellung der nun zu zwei Dritteln auf Wasserkraft basierenden Energieerzeugung fast abgeschlossen. U. ist arm an Bodenschätzen. Es wird v. a. Kalk (Zementherstellung) abgebaut. Wirtschaftsfaktor mit steigender Tendenz ist der Fremdenverkehr (Badestrände). Die bedeutendsten Handelspartner sind Brasilien, Argentinien, die USA und Dtl. - Das gut entwickelte Verkehrsnetz ist auf die Hptst. ausgerichtet. Das Eisenbahnnetz umfasst 3 000 km, das Straßennetz 52 000 km. Hauptbinnenschifffahrtswege sind der Río de la Plata und der Río Uruguay. Wichtigster Seehafen ist Montevideo; internat. Flughafen Carrasco bei Montevideo. Nat. Fluggesellschaft ist die PLUNA.
Geschichte: Das Gebiet von U. wurde 1516 durch den Spanier J. Díaz de Solís entdeckt. Die krieger. Charrúa, die dort siedelten, verhinderten lange Zeit die endgültige Kolonisierung des Landes, das als »Banda Oriental de U.« zum span. Machtbereich gehörte, jedoch auch von Portugiesen besiedelt wurde. Als Gegengewicht zu deren Expansion gründeten die Spanier 1724 Montevideo. Nach wechselvollen Kämpfen kam es erst 1777 zum Frieden von San Ildefonso, durch den das Gebiet endgültig spanisch und Teil des Vizekönigreichs Río de la Plata wurde. Die Ausrufung der argentin. Unabhängigkeit 1810 führte auch in U. zur Erhebung gegen die span. Kolonialherrschaft, doch wurde das Land 1817 von Brasilien besetzt und diesem angegliedert. Erst 1828 erreichte es Eigenstaatlichkeit. Die folgenden Jahrzehnte waren von Bürgerkrieg und Parteienstreit (zw. den liberalen Colorados und den konservativen Blancos) bestimmt. Mit Brasilien und Argentinien nahm U. am Krieg gegen Paraguay teil. Unter J. Batlle y Ordóñez (Colorados, Präs. 1903-07 und 1911-15) wurde U. ein moderner Staat mit Arbeitsgesetzgebung, staatl. Sozialfürsorge, verbesserter Infrastruktur.1919 trat durch Verf.änderung an die Seite des Präs. ein Staatsrat. In der Wirtschaftsdepression löste Präs. G. Terra (Colorados, 1931-38) diesen und das Parlament auf und regierte autoritär. Präs. A. Baldomir (1938-40) stellte die demokrat. Verhältnisse wieder her. Nach versch. Verf.änderungen, durch die u. a. 1952-66 das Amt des Präs. zugunsten eines kollegial besetzten Nationalrats abgeschafft wurde, nach der Präsidentschaft von J. Pacheco Areco (Colorados, 1967-72), die durch wirtsch. Schwierigkeiten, wachsenden Terror der Tupamaros und staatl. Gegengewalt gekennzeichnet war, regierte Präs. J. M. Bordaberry Avocena (Colorados) das Land wieder diktatorisch (1973 Auflösung des Parlaments, unbegrenzter Ausnahmezustand). 1976 wurde er durch das Militär gestürzt, eine Militärreg. bereitete in den folgenden Jahren den Übergang zur Demokratie vor. Im Nov. 1984 ging J. M. Sanguinetti (Colorados) aus den allg. Wahlen als Sieger hervor (Amtsantritt 1985), er setzte mit einem gemäßigt sozialdemokrat. Programm den Demokratisierungsprozess fort. Sein im Nov. 1989 gewählter Nachfolger, L. A. Lacalle (Blancos, Amtsantritt 1990), versuchte von neoliberalen Positionen aus, Wirtschaft und Staat zu sanieren (u. a. Privatisierung der unter Batlle y Ordóñez geschaffenen Staatsbetriebe, Währungsreform). Die Wahlen 1994 gewann wiederum Sanguinetti (Amtsantritt 1995). Er setzte 1996 mit einem Referendum eine Verf.reform durch, die eine eindeutige demokrat. Willensbildung ermöglicht.
Literatur:
Kroch, E.: U. zw. Diktatur u. Demokratie. Ein lateinamerikan. Modell? Frankfurt am Main 1991.
Lipp, U.: U. Hattorf am Harz 1992.
Gabriel, A.: »Wir sind die Protagonistinnen des heutigen U.«. Frauenleben u. Frauenwiderstand. Gießen 1993.
Repression, exile and democracy. Uruguayan culture, hg. v. S. Sosnowski u. a. Durham 1993.
Transformation im südl. Lateinamerika. Chancen u. Risiken einer aktiven Weltmarktintegration in Argentinien, Chile u. U., hg. v. B. Töpper u. U. Müller-Plantenberg. Frankfurt am Main 1994.
Davis, W. C.: Warnings from the far South. Democracy versus dictatorship in U., Argentina, and Chile. Westport, Conn., 1995.
Kleinpenning, J. M. G.: Peopling the purple land. A historical geography of rural U., 1500 - 1915. Amsterdam 1995.
Thibaut, B.: Präsidentialismus u. Demokratie in Lateinamerika. Argentinien, Brasilien, Chile u. U. im histor. Vergleich. Opladen 1996.
Barahona de Brito, A.: Human rights and democratization in Latin America. U. and Chile. Oxford 1997.
Wagner, C.: U.: Unternehmer zwischen Diktatur u. Demokratie. Frankfurt am Main1997.
Barrios, H.: Die Außenpolitik junger Demokratien in Südamerika. Opladen 1999.
II Uruguay, Río
[span.] (brasilian. Rio Uruguai), Strom in Südamerika, 1 650 km lang, entspringt im Küstengebirge von S-Brasilien, bildet nach seinem Lauf durch das Brasilian. Bergland die Grenze Argentiniens zu Brasilien, dann zu Uruguay, mündet nördlich von Buenos Aires in den Río de la Plata; Wasserkraftwerke Salto Grande (1 890 MW; seit 1980) als argentinisch-uruguayischer und El Palmar (330 MW; seit 1982) als brasilianisch-uruguayischer Gemeinschaftskomplex.
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