Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Uhr
Uhr[mnd., von lat. hora »Stunde«], Gerät zur Messung, Anzeige und/oder Registrierung der Zeit oder von Zeitintervallen. I. d. R. benutzen U. als Zeitmaß die Periodendauer eines zeitlich period. Vorgangs (meist eine Schwingung), dessen Frequenz mechanisch oder elektrisch/elektronisch umgesetzt (meist reduziert) und in den Einheiten Sekunde, Minute, Stunde angezeigt wird. Als Anzeige dienen v. a. Zeiger (Analoganzeige) oder Ziffern, die die Uhrzeit bzw. die Zeitspanne numerisch angeben (Digitalanzeige). Histor. unterscheidet man zw. Sonnen-, Wasser-, Öl-, Räder-U., elektr. U. und elektron. U. sowie Quarz- und Atom-U.. Nach der Werkdicke werden U. eingeteilt in Klein-U. und Groß-U.; weitere Unterteilung nach Aufzug, Antrieb oder Schwingsystem.
Mechan. U. haben einen mechan. Aufzug. Außerdem verfügen sie über Antrieb, Räderwerk, Hemmung, Schwingsystem (Unruh). Bei elektr. U. wird meist nach dem elektrodynam. Prinzip die Energie direkt dem Schwingungssystem zugeführt. Elektron. U. (z. B. Quarzuhr) setzen die durch das Schwingungssystem erzeugten Frequenzen mithilfe elektron. Schaltungen um. Sie sind weniger störanfällig und anzeigegenauer als mechan. oder elektr. Uhren. In Verbindung mit der integrierten Schaltungstechnik, speziell den Mikroprozessoren, gestatten sie neben der übl. Anzeige außerdem die Erweiterung durch viele Zusatzfunktionen, z. B. als Wecker, Termin-U. oder mit Datumsanzeige. Für Sonderzwecke gibt es Kurzzeitmesser, Kontroll-U., Spielzeit-U. und Schalt-U., die lediglich Zeitintervalle, jedoch nicht die laufende Zeit anzeigen. Zusätzl. Einrichtungen oder Ausstattungen erweitern den Einsatzbereich (z. B. bei Taucher-U., U. mit Schlagwerk).
Geschichte: Die ältesten Formen sind Sonnen-U., Wasser-U. und Sand-Uhren. Seit Ende des 13. Jh. gibt es Räder-Uhren. Die ersten tragbaren U. (»Sack-U.«) wurden von dem Nürnberger Schlosser P. Henlein um 1510 gefertigt; sie waren Feder-Uhren. C. Huygens führte 1657 das Pendel als Gangregler ein und erfand 1674 die Unruh; damit waren die Konstruktionselemente der Taschen-U. gegeben. Den ruhenden Ankergang erfand G. Graham (1715), die erste Ankerhemmung T. Mudge (um 1760). 1845 gründete A. Lange die Präzisionsuhrenindustrie in Glashütte. Um 1840 wurden auch schon elektr. U. gebaut, die aber erst um 1920 Verbreitung fanden. Die ersten Quarz-U. stammen von W. A. Marrison (1928) und von A. Scheibe und U. Adelsberger (um 1932/33). Die erste brauchbare Atom-U. wurde 1948 gebaut.
Literatur:
Schütz, M.: Elektron. U.en. Grundlagen - Schaltungen - Software. Finning 1993.
Abeler, J.: Ullstein-Uhrenbuch. Eine Kulturgeschichte der Zeitmessung. Frankfurt am Main u. a. 1994.
Dohrn-van Rossum, G.: Die Geschichte der Stunde. U.en u. moderne Zeitordnung. Tb.-Ausg. München 1995.
Martínek, Z. u. Rehor, J.: Mechan. U.en. A. d. Tschech. Berlin u. a. 91996.
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