Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Uganda
Ugạnda Fläche: 241 038 km2
Einwohner: (1995) 21,297 Mio.
Hauptstadt: Kampala
Verwaltungsgliederung: 38 Distrikte
Amtssprachen: Englisch, Suaheli
Nationalfeiertag: 9. 10.
Währung: 1 U.-Schilling (U. Sh.)
Zeitzone: MEZ + 2 Std.
(amtlich engl. Republic of Uganda, Suaheli: Jamhuri ya Uganda), Staat in O-Afrika, grenzt im N an die Rep. Sudan, im O an Kenia, im S an Tansania und Ruanda, im W an die Demokrat. Rep. Kongo; Grenzverlauf gegen Kenia und Tansania z. T. durch den Victoriasee, gegen die Demokrat. Rep. Kongo z. T. durch den Edward- und Albertsee.
Staat und Recht: Nach der am 8. 10. 1995 in Kraft getretenen Verf. ist U. eine präsidiale Rep. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive ist der auf fünf Jahre direkt gewählte und mit umfangreichen Befugnissen ausgestattete Präs. Er ernennt den Vizepräs. und die Reg. unter Vorsitz des Premiermin. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (276 Abg., davon 214 gewählt, 62 ernannt). Parteien sind nicht verboten, dürfen jedoch politisch nicht aktiv werden. Alle volljährigen Staatsbürger müssen (seit 1997) der Nat. Widerstandsbewegung (NRM) angehören; für das Jahr 2 000 ist ein Referendum über die Einführung des Mehrparteiensystems vorgesehen.
Landesnatur: U. ist Teil des Ostafrikan. Hochlands (1 000-1 500 m ü. M.), das vom Ostafrikan. Grabensystem durchzogen wird, nach W zu den Randschwellen des Zentralafrikan. Grabens ansteigt (im Ruwenzori 5 119 m ü. M.) und nach O vom vulkan. Mount Elgon (4 321 m ü. M.) überragt wird; im äußersten SW liegen die tätigen Virungavulkane. Rd. 40 000 km2 der Gesamtfläche nehmen Binnengewässer ein, mit Kiogasee und Anteilen am Victoria-, Edward- und Albertsee. Das trop. Klima ist durch die Höhenlage gemildert (ganzjährige Niederschläge, größtenteils 1 000-1 500 mm, mit stärker ausgeprägten Regenzeiten etwa von März bis Mai und Sept. bis Nov.). Es überwiegen Savannen; in den Gebirgen Bergwälder.
Bevölkerung: Sie besteht aus 40 versch. Völkern; Bantustämme (mit 2/3 Bev.anteil; Ganda, Nkole oder Banyankore, Soga u. a.) leben bes. im S und W, Niloten (v. a. Lango und Acholi) im N, Hamito-Niloten (bes. Teso und Karamojong) im NO; im 16. Jh. eingewanderte Hima. 1972 wurden rd. 50 000 Asiaten ausgewiesen. - Es gibt keine allg. Schulpflicht; Analphabetenquote 52 %; Univ. und techn. College in Kampala, islam. Univ. in Mbarara, TU in Mbale. - Rd. 2/3 der Bev. sind Christen, 8 % Muslime, ferner Anhänger von Natur- u. a. Religionen.
Wirtschaft, Verkehr: U. ist ein Agrarland; rd. 80 % der Bev. leben von der Landwirtschaft, die 25 % der Landesfläche als Ackerland nutzt und 95 % der Exporterlöse erbringt. Für den Eigenbedarf werden v. a. Kochbananen, Mais, Hirse, Bataten, Maniok und Hülsenfrüchte angebaut; für den Export Kaffee, Baumwolle, Tee, Tabak. Wichtig sind auch Viehhaltung (Rinder, Schafe, Ziegen), Forstwirtschaft und Binnenfischerei. Gefördert werden geringe Mengen an Kupfer- und Chromerz. Wichtigste Ind.zweige sind Tabakverarbeitung, Nahrungsmittel-, Textil-, Holz-, chem., Metall- und Baustoffind.; Wasserkraftwerk an den Owenfällen. Exportiert werden v. a. Kaffee (bis über 90 % Exportanteil), Baumwolle, Tabak, Tee; importiert u. a. Erdöl, Ind.güter, Maschinen, Fahrzeuge. Haupthandelspartner: Kenia, Großbritannien, Dtl. - Das Verkehrsnetz umfasst 1 230 km Eisenbahnen und rd. 28 000 km Straßen. Wichtigste Eisenbahnlinie ist Kampala-Jinja-Tororo—Mombasa (Exporthafen in Kenia); Eisenbahnfähren auf dem Victoriasee zw. Jinja und Mwanza (Tansania) bzw. Kisumu (Kenia). Internat. Flughafen ist Entebbe bei Kampala; nat. Flugges. Uganda Airlines.
Geschichte: Im Gebiet der großen ostafrikan. Seen sind seit etwa 1500 Staatengründungen der Hima bekannt, in denen sich Rinderzüchter und Ackerbauern verbanden. 1890 wurden im Helgoland-Sansibar-Vertrag die vier Himastaaten im Gebiet des heutigen U. (Ankole, Buganda, Bunyoro, Toro) Großbritannien überlassen, das 1896 das Protektorat U. proklamierte (ab 1922 Teil von Brit.-Ostafrika). U. erlangte am 9. 10. 1962 die Unabhängigkeit und wurde 1963 Republik. Nach einem Staatsstreich 1966 wurde A. M. Obote Staatsoberhaupt, der einen sozialist. Kurs verfolgte. 1971 putschte die Armee. Obote floh nach Tansania; neuer Präs. wurde Idi Amin Dada, der sich 1976 zum Präs. auf Lebenszeit ernennen ließ. Außenpolitisch wandte sich U., das von der Sowjetunion unterstützt wurde, den arab. Ländern, bes. Libyen, zu. Amin Dada, der sich ausschl. auf die Armee stützte, vermochte sich nur durch systemat. Terror und Massenmord an der Macht zu halten. Grenzverletzungen ugand. Truppen gegen Tansania lösten 1978 einen von Verbänden der Nat. Befreiungsfront U.s (UNLF) unterstützten tansan. Vorstoß nach U. aus, der 1979 zum Sturz Amin Dadas führte. Die Macht vereinnahmte nach Absetzung der Präs. Yusufu Lule (1979) und Godfrey Binaisa (1979/80) die Militärkommission der UNLF. 1980 kehrte Obote nach U. zurück und gewann die Wahlen vom Dez. 1980. Nach anhaltenden Kämpfen zw. Reg.truppen und Amin-treuen Soldaten sowie Anhängern von Y. Museveni flohen Zehntausende in die Nachbarländer Sudan, Ruanda und das damalige Zaire. Mitte 1985 wurde Obote durch einen Militärputsch gestürzt. Die National Resistance Movement (NRM) unter Museveni nahm ihre Militäraktionen wieder auf und konnte Anfang 1986 Kampala einnehmen. Die Militärreg. setzte sich nach Tansania ab; Museveni wurde Staatspräs. Er leitete einen Demokratisierungsprozess ein, der u. a. 1993 zur (symbol.) Wiedereinführung der Monarchie in Buganda und 1994 zur Wahl einer verfassunggebenden Versammlung führte. Jedoch kam es auch unter seiner Reg. zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Bei den von internat. Beobachtern als fair und frei bezeichneten Parlamentswahlen im Juni 1996, zu denen laut Verf. keine Parteien, sondern nur Einzelkandidaten zugelassen waren, wurden fast ausschließlich Anhänger des im Mai im Amt bestätigten Präs. gewählt. Außenpolitisch unterstützte U. u. a. die Tutsi-Herrschaft in Ruanda sowie den Vormarsch der Truppen Kabilas im damaligen Zaire (heute Demokrat. Rep. Kongo). Trotz Normalisierung der innenpolit. Gesamtlage kam es seit Mitte der 1990er-Jahre verstärkt zu teilweise blutigen Konflikten mit Rebellenbewegungen, v. a. mit der von Sudan unterstützten Lord's Resistance Army (LRA), die im Norden U.s einen islam. Gottesstaat errichten will.
Literatur:
Karugire, S. R.: A political history of U. London 1980.
Jørgensen, J. J.: U., a modern history. New York 1981.
Sathyamurthy, T. V.: The political development of U. 1900-1986. Aldershot 1986.
Hecklau, H.: Ostafrika. (Kenya, Tanzania, U.). Darmstadt 1989.
Mutibwa, P.: U. since independence. London 1992.
Nzita, R. u. Mbaga-Niwampa: Peoples and cultures of U. Kampala 21995.
Pirouet, M. L.: Historical dictionary of U. Metuchen, N. J., u. a. 1995.
Hecklau, H.: Ostafrika-Bibliographie. Kenia - Tansania - U. München u. a. 1996.
Wiebe, N.: U. - keine gewöhnliche Demokratie. Politik- u. Institutionenwandel in transitionstheoretischer Perspektive (1986-1996). Hamburg 1998.
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