Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Turksprachen
Tụrksprachen,die Sprachen der Turkvölker. Sie werden den altaischen Sprachen (uralaltaische Sprache) zugerechnet; die Urverwandtschaft ist jedoch umstritten, Gemeinsamkeiten werden z. T. auf Sprachkontakteinflüsse zurückgeführt. Die T. gliedern sich in folgende Gruppen: 1) SW-Gruppe (Ogusisch): Osmanisch/Türkeitürkisch (türkische Sprache), Aserbaidschanisch, Khorasantürkisch, Turkmenisch u. a. 2) SO-Gruppe (Uigurisch): Usbekisch und osttürk. Vorläufersprachen, Neuuigurisch u. a. 3) NW-Gruppe (Kiptschakisch): Tatarisch, Baschkirisch, Krimtatarisch, Kasachisch, Karakalpakisch, Kirgisisch, Nogaisch, Kumückisch, Karaimisch, Karatschaisch-Balkarisch. Das Kumanische kann als ein Vorläufer gelten. 4) NO-Gruppe: südsibir. T. (Altaitürkisch, Chakassisch, Tuwinisch u. a.), nordsibir. T. (Jakutisch, Dolganisch). 5) Tschuwaschisch (Wolgagebiet); vom Gemeintürkischen stark abweichend; Vorläufer: Wolgabulgarisch. 6) Chaladschisch (Mittelpersien); archaisch.
Charakteristisch für den Sprachbau der T. sind reiche Erweiterungsmöglichkeiten der Stammwörter durch Suffixe, Regelmäßigkeit der Formenlehre, Lautharmonie (u. a. Vokalharmonie) und attributive Verwendung ganzer Satzgefüge. Im Wortschatz finden sich bereits in den alten Sprachstufen Lehnwörter aus Nachbarsprachen: zunächst indoiran. und chines., seit dem 10. Jh. arab. und pers., seit dem 13. Jh. auch mongol. Herkunft. In der Neuzeit gewinnt europ. Wortgut an Bedeutung. Bei den heutigen Schriftsprachen der ehem. Sowjetunion ist der Einfluss des Russischen z. T. erheblich. In den turksprachigen Nachfolgestaaten wird statt der kyrill. Schrift schrittweise die Lateinschrift (wieder) eingeführt.
▣ Literatur:
B. Kellner-Heinkele Laut- u. Wortgeschichte der Türksprachen, hg. v. u. M. Stachowski. Wiesbaden 1995.
Tụrksprachen,die Sprachen der Turkvölker. Sie werden den altaischen Sprachen (uralaltaische Sprache) zugerechnet; die Urverwandtschaft ist jedoch umstritten, Gemeinsamkeiten werden z. T. auf Sprachkontakteinflüsse zurückgeführt. Die T. gliedern sich in folgende Gruppen: 1) SW-Gruppe (Ogusisch): Osmanisch/Türkeitürkisch (türkische Sprache), Aserbaidschanisch, Khorasantürkisch, Turkmenisch u. a. 2) SO-Gruppe (Uigurisch): Usbekisch und osttürk. Vorläufersprachen, Neuuigurisch u. a. 3) NW-Gruppe (Kiptschakisch): Tatarisch, Baschkirisch, Krimtatarisch, Kasachisch, Karakalpakisch, Kirgisisch, Nogaisch, Kumückisch, Karaimisch, Karatschaisch-Balkarisch. Das Kumanische kann als ein Vorläufer gelten. 4) NO-Gruppe: südsibir. T. (Altaitürkisch, Chakassisch, Tuwinisch u. a.), nordsibir. T. (Jakutisch, Dolganisch). 5) Tschuwaschisch (Wolgagebiet); vom Gemeintürkischen stark abweichend; Vorläufer: Wolgabulgarisch. 6) Chaladschisch (Mittelpersien); archaisch.
Charakteristisch für den Sprachbau der T. sind reiche Erweiterungsmöglichkeiten der Stammwörter durch Suffixe, Regelmäßigkeit der Formenlehre, Lautharmonie (u. a. Vokalharmonie) und attributive Verwendung ganzer Satzgefüge. Im Wortschatz finden sich bereits in den alten Sprachstufen Lehnwörter aus Nachbarsprachen: zunächst indoiran. und chines., seit dem 10. Jh. arab. und pers., seit dem 13. Jh. auch mongol. Herkunft. In der Neuzeit gewinnt europ. Wortgut an Bedeutung. Bei den heutigen Schriftsprachen der ehem. Sowjetunion ist der Einfluss des Russischen z. T. erheblich. In den turksprachigen Nachfolgestaaten wird statt der kyrill. Schrift schrittweise die Lateinschrift (wieder) eingeführt.
▣ Literatur:
B. Kellner-Heinkele Laut- u. Wortgeschichte der Türksprachen, hg. v. u. M. Stachowski. Wiesbaden 1995.