Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Turkestan
Turkestan['tʊr-, -'tɑ:n] (veraltet Turkistan), histor. Name für das von Turkvölkern bewohnte Gebiet Mittelasiens; gliedert sich in West-T. (Russisch-T.) mit Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan, Kirgistan und in Ost-T. (Chinesisch-T.), das in China den SW des Autonomen Gebiets Sinkiang mit dem Tarimbecken umfasst.
Geschichte: Das histor. West-T., zu dem auch Teile Irans und Afghanistans zu rechnen sind, war im 1. Jt. v. Chr. von iran. Völkern (Saken, Sogdier, Choresmier, Parther) besiedelt; einige seiner Gebiete gehörten seit dem 6. Jh. v. Chr. zu Persien und fielen in hellenist. Zeit schließlich an Baktrien. In Ost-T. trafen Chinesen und Xiongnu (Hunnen) aufeinander und verdrängten seit dem 2. Jh. v. Chr. die dort ansässigen iran. Stämme nach West-T., das im 5. Jh. n. Chr. zum Reich der Hephthaliten gehörte und im 6. Jh. zw. den Sassaniden und dem alttürk. Großreich aufgeteilt wurde. Im 7./8. Jh. eroberten muslim. Araber T. Im 9. Jh. gründeten die islamisierten türk. Ogusen das Reich der Iligchane, die 999 die arab. Samaniden aus Buchara verdrängten, das im 12. Jh. an die mongol. Kara-Kitai fiel. Die Herrschaft des Charism-Schah (seit 1210) beendete die Besetzung des Landes durch Dschingis Khan 1219/20. Um 1370 brachte Timur Transoxanien unter seine Gewalt und machte es zur Ausgangsbasis seiner Eroberungszüge. Nach ihrem Einfall um 1500 herrschten die Usbeken (Schaibaniden) ein Jh. lang. Danach bestanden in T. die Khanate Buchara, Chiwa und Kokand. 1865 eroberte Russland Taschkent und bildete 1867 das Generalgouvernement T.; 1868 kam Buchara unter russ. Oberhoheit, 1873 Chiwa, 1876 Kokand. 1918 wurde die Turkestan. ASSR innerhalb der RSFSR geschaffen, 1920 die Kirgis. (später Kasach.) ASSR bzw. SSR; im gleichen Jahr Vertreibung des Khans von Chiwa und des Emirs von Buchara und Bildung der Sowjet. VR (später Sozialist. Sowjetrepubliken) Choresm (Chiwa) und Buchara. Aus der Neuorganisation der Turkestan. ASSR 1924 gingen die Sowjetrep. Turkmenistan, Usbekistan sowie schließlich Kirgistan und Tadschikistan hervor. 1991 erlangten die fünf mittelasiat. Rep. der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit und schlossen sich der GUS an.
Literatur:
E. von Mende. T. als histor. Faktor u. polit. Idee, hg. v. Köln 1988.
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