Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Trivialliteratur
Trivialliteratur,seit den 20er-Jahren des 20. Jh. in der dt. Literaturwissenschaft übl. Bezeichnung für klischee- und formelhaft verfasste Literatur mit geringem ästhet. Anspruchsniveau im Ggs. zur sog. Hochliteratur. - Unter den Bedingungen des 20. Jh. ist T. eine Massenliteratur, die ihre Ursprünge im 18. Jh. hat, als sich mit der zunehmenden Lesefähigkeit eines breiten Publikums ein Literaturmarkt herausbildete. Die Unterscheidung zw. trivialer, Unterhaltungs- und höherer Literatur wird zunehmend infrage gestellt, da Elemente und Techniken des Trivialen in allen literar. Formen zu finden sind. So versteht man T. heute nicht mehr als ursprüngl. Kunstphänomen, sondern als wirtsch. und sozial begründete Erscheinung, da sich die T. als massenhaft verbreitete Literatur nach dem Geschmack breitester Bevölkerungsschichten richtet. Für Publikumswirksamkeit und Marktorientiertheit hat die T. bestimmte Charakteristika bes. ausgeprägt, z. B. eine den Leser gefühlsmäßig an bestimmte Personen bindende Figurengestaltung, formel- und klischeehafte Sprache, variationsarmer Satzbau, schicksalhafte Entstehung bzw. vom Zufall bestimmte Lösung von Problemen, die zumeist entgegen der Erfahrung des Lesers in der alltägl. Wirklichkeit zu einem glückl. Ende (»Happyend«) geführt werden, eine Traumwelt suggerieren und den Wunschvorstellungen des Lesepublikums entgegenkommen. Die T. kommt in allen Hauptgattungen vor, ihr eigentl. Feld sind die Arzt-, Liebes-, Heimat- und Adelsromane, aber auch Kriminal- und Abenteuerliteratur, Horrorliteratur, Wildwestliteratur, Sciencefiction und Fantasy. Eine Sonderform der T. sind die Comicstrips. - Historisch wird die T. v. a. auf die Ritter- und Räuberromane, die Robinsonaden und den engl. sentimentalen Roman zurückgeführt; Grundmuster der T. finden sich jedoch in den bereits im 15. Jh. verbreiteten Einblattdrucken; die am Ende des 18. Jh. aufkommenden Sensationsberichte gelten als Vorläufer der Groschenheftliteratur; ebenfalls bis in das 15. Jh. gehen die Kalender zurück, in denen v. a. im 18. Jh. die Kalendergeschichte verbreitet war. Als Fortsetzungsroman in Zeitschriften erreichte die T. in der 2. Hälfte des 19. Jh. einen Höhepunkt. Im Theater sind bei Rührstück, Boulevardkomödie und Volksstück triviale Züge zu beobachten. Zeitgenöss. Formen sind Fernsehschwank und Seifenoper bzw. die TV-Familienserie. (Unterhaltungsliteratur)
▣ Literatur:
Schenda, R.: Die Lesestoffe der kleinen Leute. Studien zur populären Literatur im 19. u. 20. Jh. München 1976.
⃟ Erzählgattungen der T., hg. v. Z. Skreb u. a. Innsbruck 1984.
⃟ Schenda, R.: Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770-1910. Frankfurt am Main 31988.
⃟ Unterhaltungsliteratur. Ziele u. Methoden ihrer Erforschung, hg. v. D. Petzold u. E. Späth. Erlangen 1990.
⃟ Nusser, P.: T. Stuttgart 1991.
Trivialliteratur,seit den 20er-Jahren des 20. Jh. in der dt. Literaturwissenschaft übl. Bezeichnung für klischee- und formelhaft verfasste Literatur mit geringem ästhet. Anspruchsniveau im Ggs. zur sog. Hochliteratur. - Unter den Bedingungen des 20. Jh. ist T. eine Massenliteratur, die ihre Ursprünge im 18. Jh. hat, als sich mit der zunehmenden Lesefähigkeit eines breiten Publikums ein Literaturmarkt herausbildete. Die Unterscheidung zw. trivialer, Unterhaltungs- und höherer Literatur wird zunehmend infrage gestellt, da Elemente und Techniken des Trivialen in allen literar. Formen zu finden sind. So versteht man T. heute nicht mehr als ursprüngl. Kunstphänomen, sondern als wirtsch. und sozial begründete Erscheinung, da sich die T. als massenhaft verbreitete Literatur nach dem Geschmack breitester Bevölkerungsschichten richtet. Für Publikumswirksamkeit und Marktorientiertheit hat die T. bestimmte Charakteristika bes. ausgeprägt, z. B. eine den Leser gefühlsmäßig an bestimmte Personen bindende Figurengestaltung, formel- und klischeehafte Sprache, variationsarmer Satzbau, schicksalhafte Entstehung bzw. vom Zufall bestimmte Lösung von Problemen, die zumeist entgegen der Erfahrung des Lesers in der alltägl. Wirklichkeit zu einem glückl. Ende (»Happyend«) geführt werden, eine Traumwelt suggerieren und den Wunschvorstellungen des Lesepublikums entgegenkommen. Die T. kommt in allen Hauptgattungen vor, ihr eigentl. Feld sind die Arzt-, Liebes-, Heimat- und Adelsromane, aber auch Kriminal- und Abenteuerliteratur, Horrorliteratur, Wildwestliteratur, Sciencefiction und Fantasy. Eine Sonderform der T. sind die Comicstrips. - Historisch wird die T. v. a. auf die Ritter- und Räuberromane, die Robinsonaden und den engl. sentimentalen Roman zurückgeführt; Grundmuster der T. finden sich jedoch in den bereits im 15. Jh. verbreiteten Einblattdrucken; die am Ende des 18. Jh. aufkommenden Sensationsberichte gelten als Vorläufer der Groschenheftliteratur; ebenfalls bis in das 15. Jh. gehen die Kalender zurück, in denen v. a. im 18. Jh. die Kalendergeschichte verbreitet war. Als Fortsetzungsroman in Zeitschriften erreichte die T. in der 2. Hälfte des 19. Jh. einen Höhepunkt. Im Theater sind bei Rührstück, Boulevardkomödie und Volksstück triviale Züge zu beobachten. Zeitgenöss. Formen sind Fernsehschwank und Seifenoper bzw. die TV-Familienserie. (Unterhaltungsliteratur)
▣ Literatur:
Schenda, R.: Die Lesestoffe der kleinen Leute. Studien zur populären Literatur im 19. u. 20. Jh. München 1976.
⃟ Erzählgattungen der T., hg. v. Z. Skreb u. a. Innsbruck 1984.
⃟ Schenda, R.: Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770-1910. Frankfurt am Main 31988.
⃟ Unterhaltungsliteratur. Ziele u. Methoden ihrer Erforschung, hg. v. D. Petzold u. E. Späth. Erlangen 1990.
⃟ Nusser, P.: T. Stuttgart 1991.