Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tollwut
Tollwut(Lyssa, Rabies, Hundswut), weltweit verbreitete, in Dtl. bereits bei Verdacht meldepflichtige, akute Infektionskrankheit (Zoonose), die durch den Biss (auch Schleimhautkontakt) eines erkrankten Tieres auf andere Tiere und auf den Menschen übertragbar ist. Ihr Erreger ist das zu den Rhabdoviren gehörende T.-(Rabies-)Virus. Während in trop. Regionen nach wie vor Hunde das größte Erregerreservoir darstellen, sind dies in Europa Füchse, wobei wildernde Hunde und Katzen als Überträger fungieren. Eine Infektion führt immer zum Ausbruch der Krankheit. Die Inkubationszeit liegt beim Menschen zw. drei Wochen und drei Monaten (bis zu einem Jahr) und ist am kürzesten bei Wunden an Kopf und Nacken. Symptome sind zunächst Juckreiz und Brennen an der Bissstelle, Kopfschmerzen und Fieber, starke innere Unruhe, Steigerung der Muskelreflexe; in der Erregungsphase kommt es zu hochgradiger motor. Unruhe, Krämpfen der Schlund-, Kehlkopf- und Atemmuskulatur mit Erstickungsgefühl, starkem Speichelfluss bei qualvollem Durst, ohne schlucken zu können (Hydrophobie). Nach 1-3 Tagen beginnt das Lähmungsstadium mit zunehmendem Ausfall der motor. und sensiblen Nerven, Bewusstseinsverlust und Tod durch Atem- und Herzlähmung. Während der Inkubationszeit ist der Nachweis der Krankheit weder serologisch noch virologisch möglich; eine Infektiosität erkrankter Tiere wird bereits 14 Tage vor Eintritt der Symptome angenommen. - Eine ursächl. Behandlung der T. ist nicht möglich; sie verläuft nach Ausbruch immer tödlich. Aufgrund der meist langen Inkubationszeit ist jedoch eine sofortige aktive Immunisierung mit fünf aufeinander folgenden Impfungen i. d. R. erfolgreich; gleichzeitig wird meist mit der ersten Impfung eine passive Immunisierung mit T.-Immunserum vorgenommen. Der Seuchenprophylaxe dienen die regelmäßige Impfung von Hunden und Katzen, die Ausweisung von Sperrbezirken bei Auftreten von Wild-T. und die Sanierung der Erregerreservoire, die teils durch Abschuss, teils durch Impfung der Füchse mithilfe von präparierten Ködern angestrebt wird.
Literatur:
C. E. Rupprecht Lyssaviruses, hg. v. u. a. Berlin u. a. 1994.
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