Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tokio
Tokio[japan. »Osthauptstadt«] (Tōkyō), Hauptstadt von Japan, auf Honshū, am Rand der Kantōebene an der inneren T.-Bucht, 8,1 Mio. Ew.; die zur Präfektur T. zusammengefasste Agglomeration Groß-T. zählt 11,8 Mio. Ew. auf 2 166 km2. T. ist Kern eines Ballungsraums (rd. 28 Mio. Ew.). Das Flächenwachstum T.s hat dazu geführt, dass die Stadt nahezu übergangslos mit den Städten Kawasaki/Yokohama im S und Funabashi/Chiba im O zusammengewachsen ist. T.s Lage in diesem geschlossen bebauten, verkehrsmäßig und wirtsch. eng verflochtenen und von Pendlerströmen, die in die Millionen gehen, durchfluteten, gewerbereichen Ballungsgebiet bringt Verkehrsschwierigkeiten, Erschwerung der Wohnverhältnisse u. a. typ. Ballungsprobleme mit sich. T. ist polit. und kulturelles Zentrum Japans, Sitz von Parlament und Reg., Residenz (seit 1869) des Kaisers (Tenno), kath. Erzbischofssitz; Sitz der Akademie der Wiss.; nordöstlich von T. Forschungszentrum Tsukuba mit Univ. (gegr. 1973). T. besitzt zahlr. Univ. (u. a. die hervorragendste Univ. des Landes, die T.-Univ., gegr. 1877, und die älteste, die Keiō-Univ., gegr. 1858) und Hochschulen, Nationaltheater und mehrere private Bühnen, viele Museen, Galerien und Bibliotheken sowie zoolog. und botan. Gärten. Als Fernsehsender wurde der 333 m hohe T. Tower errichtet. Wirtschaft und
Verkehr: T. ist die größte Industriestadt Japans (Elektronik, Flugzeug-, Schiff- und Kraftfahrzeugbau, Metallwaren-, feinmechan., chem., opt., pharmazeut. und Druckind. [führendes Presse- und Verlagszentrum Japans]), Zentrum der wichtigsten japan. Industrieregion Keihin, größter Verbrauchermarkt, bed. Handelsstadt und Finanzzentrum des Landes. Der Fischereihafen ist der größte Japans. - Die Yamanote-Ringbahn, die von ihr ausgehenden Vorortbahnen und die Stadtbahn sind seit den 60er-Jahren durch ein System von U-Bahnen ergänzt worden. T. ist japan. Verkehrshauptknotenpunkt (Shinkansen). Der internat. Güter- und Personenverkehr über See wird weitgehend in Yokohama abgewickelt. Der internat. Flughafen T. wurde 1978 von Haneda an der T.-Bucht (heute Inlandflughafen) in das 65 km östlich gelegene Narita verlegt.
Stadtbild: Unter den wenigen erhaltenen histor. Bauten und Anlagen bed. Shintō-Schreine sowie buddhist. Tempelanlagen; aus der Meiji-Zeit u. a. Bahnhofempfangsgebäude (1914), Parlamentsgebäude (1936), die Nihonbashi-Brücke (1911), der Akasaka-Palast (1909). Zahlr. histor. Gartenanlagen. Zu den bedeutendsten Werken zeitgenöss. Architekten gehören das nach dem Entwurf von Le Corbusier 1959 erbaute Nationalmuseum für Westl. Kunst sowie die Bauten von Tange Kenzō (u. a. Olympiahallen, 1961-64; neues Rathaus im Stadtbezirk Shinjuku-ku, vollendet 1991, mit 243 m Höhe Japans höchster Wolkenkratzer), von Maekawa Kunio (u. a. Festhalle, 1961; Städt. Kunstmuseum, 1975), von Maki Fumihiko (Geschäfts- und Kulturzentrum »Spirale«, 1984/85) und von Itō Toyo (Ei der Winde, 1991) sowie die 1997 eröffnete »Tōkyō Opera City« (u. a. H. Deilmann, TAK Architects).
Geschichte: Urspr. ein Fischerdorf, bei dem 1457 Ōta Dōkan die Burg Edo errichtete; kam 1590 zus. mit der Kantōebene als Lehen an Tokugawa Ieyasu. 1603-1867 als Edo (Yedo) Sitz der Tokugawa-Shōgune. Zur Kontrolle der Regionalfürsten (Daimyō) wurden diese gezwungen, ihre Familien mit Hofstaat in der Stadt wohnen zu lassen und selbst zeitweise dort zu residieren. Nach der Beseitigung des Shōgunats wurde T. 1868 Hptst. Japans unter dem heutigen Namen und 1869 kaiserl. Residenz. Mehrere Großbrände (u. a. 1657) und Erdbeben (1650, 1703, 1855, 1923) zerstörten große Teile der Stadt, die stets wieder (jedoch ohne planvolle Anlage) aufgebaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe stark zerstört; 1964 Austragungsort der Olymp. Sommerspiele.
▣ Literatur:
Yazawa, T.: T. Eine Weltstadt in Ostasien. Köln 1984.
Verkehr: T. ist die größte Industriestadt Japans (Elektronik, Flugzeug-, Schiff- und Kraftfahrzeugbau, Metallwaren-, feinmechan., chem., opt., pharmazeut. und Druckind. [führendes Presse- und Verlagszentrum Japans]), Zentrum der wichtigsten japan. Industrieregion Keihin, größter Verbrauchermarkt, bed. Handelsstadt und Finanzzentrum des Landes. Der Fischereihafen ist der größte Japans. - Die Yamanote-Ringbahn, die von ihr ausgehenden Vorortbahnen und die Stadtbahn sind seit den 60er-Jahren durch ein System von U-Bahnen ergänzt worden. T. ist japan. Verkehrshauptknotenpunkt (Shinkansen). Der internat. Güter- und Personenverkehr über See wird weitgehend in Yokohama abgewickelt. Der internat. Flughafen T. wurde 1978 von Haneda an der T.-Bucht (heute Inlandflughafen) in das 65 km östlich gelegene Narita verlegt.
Stadtbild: Unter den wenigen erhaltenen histor. Bauten und Anlagen bed. Shintō-Schreine sowie buddhist. Tempelanlagen; aus der Meiji-Zeit u. a. Bahnhofempfangsgebäude (1914), Parlamentsgebäude (1936), die Nihonbashi-Brücke (1911), der Akasaka-Palast (1909). Zahlr. histor. Gartenanlagen. Zu den bedeutendsten Werken zeitgenöss. Architekten gehören das nach dem Entwurf von Le Corbusier 1959 erbaute Nationalmuseum für Westl. Kunst sowie die Bauten von Tange Kenzō (u. a. Olympiahallen, 1961-64; neues Rathaus im Stadtbezirk Shinjuku-ku, vollendet 1991, mit 243 m Höhe Japans höchster Wolkenkratzer), von Maekawa Kunio (u. a. Festhalle, 1961; Städt. Kunstmuseum, 1975), von Maki Fumihiko (Geschäfts- und Kulturzentrum »Spirale«, 1984/85) und von Itō Toyo (Ei der Winde, 1991) sowie die 1997 eröffnete »Tōkyō Opera City« (u. a. H. Deilmann, TAK Architects).
Geschichte: Urspr. ein Fischerdorf, bei dem 1457 Ōta Dōkan die Burg Edo errichtete; kam 1590 zus. mit der Kantōebene als Lehen an Tokugawa Ieyasu. 1603-1867 als Edo (Yedo) Sitz der Tokugawa-Shōgune. Zur Kontrolle der Regionalfürsten (Daimyō) wurden diese gezwungen, ihre Familien mit Hofstaat in der Stadt wohnen zu lassen und selbst zeitweise dort zu residieren. Nach der Beseitigung des Shōgunats wurde T. 1868 Hptst. Japans unter dem heutigen Namen und 1869 kaiserl. Residenz. Mehrere Großbrände (u. a. 1657) und Erdbeben (1650, 1703, 1855, 1923) zerstörten große Teile der Stadt, die stets wieder (jedoch ohne planvolle Anlage) aufgebaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe stark zerstört; 1964 Austragungsort der Olymp. Sommerspiele.
▣ Literatur:
Yazawa, T.: T. Eine Weltstadt in Ostasien. Köln 1984.