Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Togo
Togo Fläche: 56 785 km2
Einwohner: (1995) 4,138 Mio.
Hauptstadt: Lomé
Verwaltungsgliederung: 5 Regionen
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 27. 4.
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes
Zeitzone: WEZ (= MEZ — 1 Std.)
(amtlich frz. République Togolaise), Staat in W-Afrika, grenzt im S an den Golf von Guinea, im W an Ghana, im N an Burkina Faso, im O an Benin.
Staat und Recht: Nach der am 28. 9. 1992 durch Referendum gebilligten Verf. ist T. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der direkt gewählte Präs. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (81 auf fünf Jahre gewählte Abg.), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des Premiermin. Der ehem. Einheitspartei Rassemblement du Peuple Togolais (RPT) stehen zahlreiche Oppositionsgruppierungen gegenüber.
Landesnatur: Von der Atlantikküste (Küstenlänge 53 km) erstreckt sich T. etwa 600 km weit als maximal 140 km breiter Gebietsstreifen nach N über flachwellige Ebenen (bis 150 m ü. M.) und Plateaus (200-500 m ü. M.), das T.-Atakora-Gebirge (um 1 000 m ü. M.) und die Otiebene. Hauptflüsse sind Mono und Oti. Das Klima ist randtropisch, 2 Regenzeiten im S, eine im N; die Niederschläge steigen von 900 mm an der Küste auf 1 400-1 700 mm im Innern, im N rd. 1 100 mm; vorherrschend sind im S Feucht-, im N Trockensavannen.
Bevölkerung: T. umfasst über 40 ethn. Gruppen; größte Gruppe sind die Ewe (45 %), ferner die Kabye im N (35 %); im N ist Hausa allg. Verständigungssprache, sonst die Sprachen der Fulbe, Temba, Mina und Ewe; größte Bev.dichte an der Küste. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 12. Lebensjahr; anschließend 2 Sekundarstufen. Analphabetenquote bei Erwachsenen rd. 57 %. Univ. in Lomé (seit 1970). - Über 50 % der Bev. sind Anhänger von Naturreligionen, 35 % Christen (überwiegend kath.), 20 % Muslime (v. a. Fulbe und Hausa im N).
Wirtschaft, Verkehr: Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft, in der rd. 70 % der Erwerbstätigen beschäftigt sind; angebaut werden bes. Maniok, Jamswurzel, Mais, Hirse, Öl- und Kokospalmen; für den Export Baumwolle, Kaffee, Kakao; Viehhaltung (v. a. Schafe und Ziegen) v. a. im T.-Atakora-Gebirge und im N. Bed. Phosphatabbau, ferner Marmor; Vorkommen von Eisenerz, Bauxit, Dolomit. Ind.zweige sind v. a. Nahrungsmittel-, Textil-, Holz verarbeitende Ind.; Erdölraffinerie, Zementfabrik. Hauptexportgüter sind Phosphate, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Ölfrüchte; importiert werden Erdöl, Nahrungsmittel, Maschinen, Fahrzeuge, Textilien. Haupthandelspartner: Frankreich u. a. EU-Länder. - Das Verkehrsnetz umfasst 525 km Eisenbahnlinien und rd. 8 000 km Straßen, davon 1 750 km asphaltiert. Wichtigster Überseehafen (auch für Transitgüter) und internat. Flughafen ist Lomé; nat. Flugges. ist Air Togo; T. ist an der Air Afrique beteiligt.
Geschichte: Die Küste des heutigen T. wurde Ende des 15. Jh. von Portugiesen entdeckt. Im 17. und 18. Jh. errichteten frz. Kaufleute Niederlassungen, gaben sie jedoch bald wieder auf. G. Nachtigal errichtete 1884 das dt. Schutzgebiet T., das sich zu einer Kolonie entwickelte. Verträge mit Frankreich 1887 und 1897 sowie Großbritannien 1890 und 1899 legten die Grenzen im Hinterland fest. 1901 war ganz T. in dt. Hand. Als einzige dt. Kolonie konnte sich T. ab 1900 finanziell selbst tragen. Im August 1914 von frz. und brit. Truppen erobert, wurde T. 1919 in ein frz. und ein brit. Gebiet geteilt, die 1922 als Mandatsgebiete des Völkerbunds (seit 1946 UN-Treuhandgebiete) den beiden Staaten unterstellt wurden. Großbritannien verwaltete seinen kleineren, westl. Teil zus. mit seiner Kolonie Goldküste; nach einer Volksabstimmung unter UN-Kontrolle 1956 wurde West-T. 1957 der Goldküste (Ghana) eingegliedert. Frankreich verwaltete seinen östl., größeren Teil getrennt von seinen westafrikan. Kolonien. Frz.-Togo erhielt am 1. 9. 1956 innere Autonomie innerhalb der Frz. Union und wurde am 27. 4. 1960 unter Präs. Sylvanus Olympio unabhängig. Die prowestl. Außenpolitik des Landes blieb von mehreren Umstürzen in den 1960er-Jahren, aus denen 1967 General E. G. Eyadéma als Staatspräs. hervorging, unberührt. Gestützt auf das Militär, seit 1969 zugleich auf den »Rassemblement du Peuple Togolais« (RPT), errichtete Eyadéma ein Einparteiensystem. Nach anhaltenden Protesten erfolgte 1991 die Zulassung oppositioneller Parteien. Unter Einschränkung der diktator. Macht Eyadémas wählte die Nationalversammlung im August 1991 den Oppositionspolitiker J. K. Koffigoh zum Premiermin. an der Spitze einer Übergangsreg. Nach Protesten der Opposition, mehreren Putschversuchen und schließlich der Übernahme der Macht durch die Militärs im Dez. 1991 kam es im Jan. 1992 zur Bildung einer Reg. der nat. Einheit unter Koffigoh. Angesichts blutiger Unruhen zw. Armee und Anhängern der Opposition im Jan. 1993 erfolgte eine Massenflucht Zehntausender in die Nachbarländer. Die Beilegung der innenpolit. Konflikte und die angestrebte Beschleunigung des Demokratisierungsprozesses gerieten nach dem umstrittenen Wahlsieg Eyadémas im Aug. 1993 erneut ins Stocken. Bei den Parlamentswahlen vom Februar 1994 konnte eine parlamentar. Mehrheit der vereinigten Opposition nur durch Annullierung der Ergebnisse in drei Wahlkreisen verhindert werden. Durch die Ernennung des Oppositionspolitikers E. Kodjo zum Premiermin. im April 1994 gelang Präs. Eyadéma die Spaltung der Opposition und im Mai 1994 die Bildung einer von seinen Anhängern dominierten Mehrparteienreg. Auf dieser Basis setzt das Regime seither seine z. T. gewaltsame Unterdrückung der Presse und der Opposition fort. Im August 1996 trat Kodjo zurück. An der neuen, von K. Klutsé geführten Reg. beteiligte sich die Opposition nicht mehr. Bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Juni 1998 setzte sich Eyadéma gegen den im Exil in Ghana lebenden Oppositionspolitiker Gilchrist Olympio, Sohn des ersten Staatspräs. S. Olympio, durch.
Literatur:
Erbar, R.: Ein »Platz an der Sonne«? Die Verwaltungs- u. Wirtschaftsgeschichte der dt. Kolonie T. 1884-1914. Stuttgart 1991.
Curkeet, A. A.: T. Portrait of a West African republic in the 1980s. Jefferson, N. C., 1993.
Trotha, T. von: Koloniale Herrschaft. Zur soziologischen Theorie der Staatsentstehung am Beispiel des »Schutzgebietes T.«. Tübingen 1994.
Decalo, S.: T. Oxford 1995.
Decalo, S.: Historical dictionary of T. Lanham, Md., 31996.
Histoire, littérature et société auT., hg. v. J. Riesz u. S. A. Amegbleame. Frankfurt am Main 1997.
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