Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tirol
Tirol,Bundesland Österreichs, setzt sich (infolge der Abtretung Süd-T.s) aus den räumlich getrennten Teilen Nord-T. und Ost-T. zusammen; 12 647 km2, (1998) 661 900 Ew.; Hptst.: Innsbruck; es umfasst die autonome Stadt Innsbruck und die Bez. Imst, Innsbruck, Kitzbühel, Kufstein, Landeck, Lienz, Reutte und Schwaz. - Nord-T. hat Anteil an den Nördl. Kalkalpen (Lechtaler Alpen, Wetterstein, Karwendel, Kaisergebirge); sie werden gequert vom Fernpass (1 209 m), vom Seefelder Sattel (1 185 m) und vom Achenpass (941 m ü. M.). Südlich vom Inntal ragen die östl. Rätischen Alpen, die Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Alpen auf, bis über 3 000 m ü. M.; Täler (Kauner-, Pitz-, Ötz-, Stubai-, Zillertal), in die Gletscher münden, führen nach Norden. Ost-T. umfasst den Südabhang der Hohen Tauern, Defereggengebirge, Lienzer Dolomiten, Schobergruppe, das Becken der Drau um Lienz. T. besitzt ein kühles, durch das Relief stark modifiziertes Gebirgsklima, Niederschläge in Gipfellagen bis 2 000 mm, im Inntal 800-1 000 mm jährlich.
Hauptsiedlungsgebiet ist das Inntal. Bedeutung hat die Landwirtschaft mit Ackerbau und überwiegend Grünlandwirtschaft; Hauptzweig ist die Viehzucht (Fleisch- und Milcherzeugung). Bergbau auf Magnesit, Gewinnung von Steinen und Erden; bed. Eisen- und Metallind.; ferner Glas-, Textil-, chem. und pharmazeut. Ind.; bed. sind die Wasserkraftwerke. Im Fremdenverkehr steht T. an der Spitze aller österr. Bundesländer (60 % der Deviseneinnahmen T.s). - T. ist Transitland für Eisenbahnen (Kufstein-Innsbruck-Bregenz-Italien) und Autobahnen (Inntal- und Brenner-Autobahn); die Arlbergstraße (mit 14 km langem Tunnel) verbindet T. mit Vorarlberg. Ost-T. ist durch den Felber-Tauern-Tunnel auch von N erreichbar. Internat. Flughafen in Innsbruck.Das alpenländ. Gebiet wurde um 16/15 v. Chr. von den Römern erobert (Prov. Rätien und Noricum); später drangen Slawen, Alemannen und Langobarden ein, die im 6.-8. Jh. von den Baiern verdrängt wurden. 788 zum Fränk. Reich. Im 11. Jh. kamen die Grafschaften nördlich und südlich des Brenners an die Bischöfe von Brixen und Trient. Gegen die Grafen von Eppan bzw. von Andechs (seit 1180 Herzöge von Meranien) gewannen die Grafen von T. (Stammsitz bei Meran) die Vogtei über die Bistümer Trient (Mitte des 12. Jh.) und Brixen (1210) sowie 1248 nach dem Aussterben der Andechs-Meranier die Grafen- bzw. Herzogsrechte. Nach ihrem Aussterben 1253 fiel T. an die Grafen von Görz (Meinhardiner); 1363 gab Margarete Maultasch T. an ihren habsburg. Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. (seit 1406 Graf von T.) seine Residenz von Meran nach Innsbruck. Nachdem der spätere Kaiser Maximilian I. 1490 T. erworben hatte, wurden S- und NO-Grenze festgelegt. 1500 gewann er die Grafschaft Görz, 1505 von Bayern Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg. 1525 griff der Bauernkrieg auf T. über (M. Gaismair). 1564-1665 bestand eine eigene tirol. Linie des Hauses Österreich (Residenz: Innsbruck). 1803 wurden die Hochstifte Brixen und Trient säkularisiert und mit T. vereinigt; 1805 fiel T. an Bayern. Unter A. Hofer kam es im April 1809 zu einem Aufstand, der nach anfängl. Erfolgen von bayr., frz. und italien. Truppen am 1. 11. 1809 niedergeschlagen wurde (Tiroler Freiheitskampf); T. wurde geteilt. Der N kam an Bayern, der S an das Königreich Italien, der O zu den Illyr. Provinzen, 1814 fiel das gesamte Land an Österreich. Im Frieden von Saint-Germain-en-Laye (1919) kam Südtirol an Italien; aus Nord- und Ost-T. wurde das österr. Bundesland T. (1938-45 dt. Gau).
Literatur:
Eller, A.u. Hohenegger, H.:Landeskunde T.s. München 1970.
Forcher, M.: T.s Geschichte in Wort u. Bild. Innsbruck 41993.
Quellen, Texte, Bilder zur Tiroler Geschichte, Beiträge v. R. Harb u. a. Wien 1996.
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