Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tieck
Tieck,1) Christian Friedrich, Bildhauer, * Berlin 14. 8. 1776, ✝ ebd. 12. 5. 1851, Bruder von 2); 1794-97 Schüler von G. Schadow, 1798-1801 im Atelier von J. L. David in Paris tätig, unterhielt seit 1819 in Berlin ein gemeinsames Atelier mit C. D. Rauch. T. war ein Hauptmeister des Berliner Klassizismus, schuf u. a. den plast. Schmuck des Berliner Schauspielhauses und Bildnisbüsten, u. a. von Goethe und Schinkel sowie 21 Marmorbüsten für die Walhalla bei Regensburg.
2) Johann Ludwig, Pseud. Peter Lebrecht, Gottlieb Färber, Schriftsteller und Philologe, * Berlin 31. 5. 1773, ✝ ebd. 28. 4. 1853, Bruder von 1); studierte in Halle (Saale), Göttingen, Erlangen, begann mit fantast. Dichtungen und dem Briefroman »Geschichte des Herrn William Lovell« (3 Bde., 1795/96). Unter dem programmat. Titel »Volksmährchen« (3 Bde., 1797) gab T. Texte der frühen Romantik heraus, so die Erzählung von der schönen Magelone, die romantisch-iron. Komödie »Der gestiefelte Kater«, aber auch Kunstmärchen wie »Der blonde Eckbert«; im Geist von Wackenroders Kunstfrömmigkeit schrieb er den Künstlerroman »Franz Sternbalds Wanderungen« (2 Bde., 1798). 1799 schloss sich T. der Jenaer Frühromantik an. Alle Dichtungsgattungen und den Kanon romant. Motive vereinigte T. in dem Lustspiel »Kaiser Octavianus« (1804). Das Sammelwerk »Phantasus« (3 Bde., 1812-16) fügt in den Rahmen geistvoller Gespräche eigene ältere und neue Dichtungen ein und führt hinüber zu den Formen der realist. Spätzeit, in der die Novellenform vorherrscht (»Des Lebens Überfluss«, 1839; »Der Aufruhr in den Cevennen«, 1826). »Vittoria Accorombona« (2 Bde., 1840) knüpft an den histor. Roman von W. Scott und A. Manzoni an. T. übersetzte den »Don Quijote« des Cervantes (4 Bde., 1799-1801), erschloss durch Übertragung von Minneliedern und Ulrich von Lichtensteins »Frauendienst« (1812) die poet. Welt des MA., gab Schriften von W. H. Wackenroder, Novalis, Maler Müller, Kleist und J. M. R. Lenz heraus und setzte das von A. W. Schlegel begründete Unternehmen der Shakespeare-Übersetzung unter Mitarbeit seiner Tochter Dorothea und A. W. Graf von Baudissin fort. 1819-42 wohnte T. in Dresden (ab 1825 Hofrat und Dramaturg am Hoftheater), dann in Berlin als Berater des Hoftheaters, wohin ihn Friedrich Wilhelm IV. berufen hatte.
Literatur:
Rek, K.: Das Dichterleben des L. T. Biographie. Berlin 1991.
Zybura, M.: L. T. als Übersetzer u. Herausgeber. Heidelberg 1994.
Rath, W.: L. T.: das vergessene Genie. Paderborn u. a. 1996.
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