Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Thüringen
Thüringen(Freistaat T.), Land der Bundesrep. Dtl., 16 172 km2, (1998) 2,47 Mio. Ew.;
Hptst. ist Erfurt.Landesnatur: T. liegt im Bereich der Dt. Mittelgebirgsschwelle. Der zentrale und nordwestl. Teil wird vom fruchtbaren Thüringer Becken mit mehreren Flüssen (bes. Unstrut) und seinen aus Muschelkalkhöhenzügen bestehenden Rändern (Hainich, Dün, Hainleite, Oberes Eichsfeld, Schmücke, Finne und südöstl. Randplatten) eingenommen. Südlich davon liegen Thüringer Wald (Großer Beerberg, mit 982 m ü. M. höchste Erhebung T.s) und das unmittelbar südöstlich angrenzende Thüringer Schiefergebirge, im SW zw. Thüringer Wald und Vorderrhön, Hoher Rhön und Grabfeld die Werrasenke. Im N gehören Teile des Harzes (Unterharz), der Kyffhäuser sowie der W-Teil der Goldenen Aue zu T. Im äußersten NW liegt das Untere Eichsfeld. Der O wird von der Ostthüringisch-Vogtländ. Hochfläche, die von der Saale und Weißen Elster durchflossen wird, eingenommen. Ein kleines Gebiet im NO liegt in der Leipziger Tieflandsbucht. Das ozeanisch geprägte Klima wird durch die Vielseitigkeit des Reliefs modifiziert. Klimatisch begünstigt ist das Thüringer Becken, die Orla- und Werrasenke sowie das Unstrut- und Saaletal, rau und niederschlagsreich (bis 1 300 mm im Jahr) der Thüringer Wald. T. gehört mit einem Waldanteil von 28,6 % zu den waldreichen Bundesländern.Bevölkerung: Mit 153 Ew./km2 gehört T. zu den schwächer besiedelten Bundesländern. Am geringsten sind die landwirtsch. strukturierten Gebiete des Thüringer Beckens und die Gebiete im äußersten SW, am stärksten der Raum zw. Eisenach und Weimar, der Gebirgsrand und das Vorland des Thüringer Waldes/Thüringer Schiefergebirges und des S-Harzes sowie in Ost-T. die Täler von Saale und Weißer Elster besiedelt. Etwa 30 % der Bev. gehören der evang. Kirche an, in T. vertreten durch die Evang.-Luth. Landeskirche in T., die Evang. Kirche der Kirchenprov. Sachsen und das Dekanat Schmalkalden der Evang. Kirche von Kurhessen-Waldeck, rd. 8,7 % der kath. Kirche, vertreten durch das Bistum Erfurt, das Dekanat Geisa des Bistums Fulda, in Ost-T. durch das Bistum Dresden-Meißen und eine Pfarrei des Bistums Magdeburg. Die Bev. des Eichsfelds ist überwiegend katholisch. Auf Hochschulebene gibt es Universitäten in Erfurt, Ilmenau (TU), Jena (Friedrich-Schiller-Univ.) und Weimar (Bauhaus-Univ.), FH in Erfurt, Jena, Nordhausen und Schmalkalden, eine PH in Erfurt, eine Hochschule für Musik in Weimar sowie ein Philosophisch-Theolog. Studium in Erfurt.Wirtschaft: Für T. haben die industrielle Produktion, die Landwirtschaft einschl. Gartenbau sowie der Fremdenverkehr ein besonderes Gewicht. Gemessen am Umsatz haben die Nahrungsmittel- und Genussmittelindustrie (Erfurt, Gotha, Weimar, Mühlhausen/Thüringen und Nordhausen) die größte Bedeutung, gefolgt vom Straßenfahrzeugbau (Hauptstandort Eisenach) sowie der Glasindustrie (Glasinstrumente, Thermometer, Christbaumschmuck in und um Ilmenau und Lauscha), der Porzellanherstellung (Kahla, Triptis) und dem Maschinenbau (Erfurt, Arnstadt, Nordhausen, Gera, Saalfeld/Saale, Zeulenroda). Bedeutungsvoll sind außerdem die Kleineisen- und Werkzeugproduktion (Werkzeuge und Jagdwaffen in Suhl, Schmalkalden und Zella-Mehlis), die elektron. Industrie und der Gerätebau in Jena (traditionsreiches Zentrum des wiss. Präzisionsgerätebaus), Sömmerda, Erfurt, Hermsdorf, Eisenach, Arnstadt, Ruhla (Uhren), Zella-Mehlis, Suhl, Sonneberg, Meiningen und Neuhaus am Rennweg; Sonneberg ist Zentrum der Spielzeugindustrie, Zeulenroda, Triebes und Eisenberg des Möbelbaus. In Ost-T. (Gera, Zeulenroda) und dem Eichsfeld ist die Textilindustrie verbreitet. Bedeutung haben auch die Produktion von Pharmazeutika (Jena, Weimar), Zement (Deuna), Stahl (Unterwellenborn) und Chemiefasern (Rudolstadt-Schwarza) sowie die Druckereien in Pößneck, Gotha (kartograph. Erzeugnisse) und Altenburg (Spielkarten). - T. besitzt Vorkommen an Kalisalz (um Sondershausen, im Eichsfeld und im Werragebiet) sowie reichhaltige Baurohstoffe (Porphyr, Basalt, Kalk- und Sandstein). Von dem bis 1990 umfangreichen Kalibergbau blieb nur ein Kalischacht in Unterbreizbach bei Vacha (Werrarevier) in Betrieb; der Kaliabbau in den übrigen Gebieten wurde wie der Uranerzbergbau, die Gewinnung von Braunkohle und der Erzbergbau eingestellt. Im Gebiet Probstzella-Lehesten-Wurzbach befinden sich die größten Schieferbrüche Europas. - Hauptgebiete des Ackerbaus sind das Thüringer Becken, die Orlasenke, die Goldene Aue und das Gebiet südlich von Altenburg, auf deren fruchtbaren Böden Zuckerrüben, Weizen und Gerste angebaut werden. Die weniger fruchtbaren Gebiete der Randaufwölbungen des Thüringer Beckens werden für den Kartoffel-, Hafer- und Roggenanbau genutzt. Im Unteren Eichsfeld und Werragebiet ist zusätzlich der Tabakanbau verbreitet. Im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Harz erfolgen Grünlandnutzung (Jungrinderaufzucht) und Forstwirtschaft, in den Tälern von Saale und Weißer Elster sowie am Rand des Kyffhäusers in größerem Umfang Obst- und Gemüsebau, um Erfurt Gemüsebau und Blumenzucht (Saatzuchtbetriebe). Bedeutende Fremdenverkehrsgebiete sind Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge (Schwarzatal, Saaletalsperren) und S-Harz. Der Thüringer Wald ist für den Wintersport (Zentrum Oberhof) wichtig. T. hat bedeutende Kurorte wie Bad Liebenstein, Bad Berka, Bad Sulza und Bad Langensalza. - Die zentrale Lage macht T. zu einem wichtigen Durchgangsland im W-O- und N-S-Verkehr. Nach der Wiedererlangung der dt. Einheit wurden die z. T. unterbrochenen Eisenbahn-, Autobahn- und Straßenverbindungen nach Hessen und Bayern wieder neu geknüpft (Werratalbahn zw. Bad Salzungen und Gerstungen) und das Verkehrsnetz im großen Umfang modernisiert; begonnen wurde der Bau der Südharzautobahn Halle (Saale)-Göttingen und der Thüringer-Wald-Autobahn Erfurt-Schweinfurt/Suhl-Lichtenfels. Wichtigster Eisenbahnknotenpunkt ist Erfurt, wo sich auch ein internat. Flughafen befindet.Verfassung: Nach der am 25. 10. 1993 verabschiedeten Verf. liegt die Legislative beim Landtag (88 Abg., für fünf Jahre gewählt), die Exekutive bei der Landesreg. unter Vorsitz des vom Landtag gewählten MinPräs. Die Verf., die 1994 durch Volksentscheid in Kraft gesetzt wurde, fixiert als plebiszitäre Elemente Volksbegehren und -entscheid sowie eine Reihe von Staatszielen (u. a. Umweltschutz, Schutz von Kindern und Jugendlichen, Recht auf Wohnraum und Arbeit).
Geschichte: Anfang des 5. Jh. n. Chr. entstand das Königreich der Thüringer, das 531 (Schlacht an der Unstrut; bei Burgscheidungen?) von Franken und den (nach Widukind von Corvey) mit ihnen verbündeten Sachsen besiegt und aufgeteilt und u. a. von Bonifatius im 8. Jh. missioniert wurde. Die (hess.) Reichsklöster Hersfeld und Fulda erwarben umfangreichen Grundbesitz; Erfurt kam an das Erzbistum Mainz. Nach 933 (Schlacht bei Riade) wurde im O der slaw. Siedlungsraum eingegliedert. T. wurde zum Kerngebiet des (späteren) Hl. Röm. Reiches (Königtum der Liudolfinger; Pfalzen in Erfurt, Tilleda, Wallhausen, Allstedt; Kloster Memleben). Unter den Herrengeschlechtern mit gräfl. Gewalt gewannen im 11. Jh. die Ludowinger die Führung, die 1130 Landgrafen von T. wurden (seit 1122 Herrschaftsverbindung mit Hessen). Sie waren bed. Reichsfürsten und Kreuzfahrer, Förderer der Minnesänger (Wartburgkrieg) und des Kirchenwesens (v. a. Ludwig IV., Gemahl der hl. Elisabeth), jedoch gelang ihnen der Aufbau eines einheitl. Territorialstaates nicht. Als sie mit Heinrich Raspe, dem Gegenkönig Friedrichs II., 1247 im Mannesstamm ausstarben, kam es zum Thüringer Erbfolgekrieg (bis 1263/64); der hess. Anteil der Ludowinger fiel an die Grafen von Brabant, T. kam an die Wettiner Markgrafen von Meißen (1294-1307 [Schlacht bei Lucka] veräußert). Nach dem Grafenkrieg (1342-46) wurde die Lehnsherrschaft der Wettiner anerkannt; dennoch konnten Schwarzburg und Reuß (beide später in z. T. mehrere Linien verzweigt) sowie Henneberg eigene Landesherrschaften errichten. 1353 gewannen die Wettiner Coburg, 1372 die Grafschaft Weimar-Orlamünde, 1583 die Grafschaft Henneberg; durch die wettin. Teilung von 1485 kam der kleinere nördl. Teil T.s an die Albertiner, der größere südl. Teil an die Ernestiner (Kursachsen), die mit Hessen ab 1526 prot. Führungsmacht waren. Das albertin. T. (seit 1547 [Wittenberger Kapitulation] kursächsisch, seit 1806 königlich) fiel 1815 an Preußen, wie schon 1803 das kurmainz. Erfurt und das Eichsfeld (seit 1423 zu Kurmainz) sowie die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen (Prov. Sachsen [Sachsen-Anhalt, Geschichte]). Das ernestin. T. wurde ab 1572 durch häufige Teilungen (bis zu zehn Linien) stark zersplittert; bes. das (Groß-)Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach war Ende des 18. Jh. ein geistiger Mittelpunkt Dtl.s (Weimarer Klassik). 1918/19 wurden die (ab 1826) vier ernestin. Sächs. Herzogtümer, die je zwei Fürstentümer Schwarzburg (Rudolstadt und Sondershausen) und Reuß (jüngere und ältere Linie) Freistaaten und 1920 zum Land (Freistaat) T. vereinigt (Verf. vom 11. 3. 1921; Hptst.: Weimar); Coburg schloss sich Bayern an. 1932 hatte T. die erste NSDAP-Reg. in Dtl.; 1944 fielen Erfurt und Schmalkalden an T. Im April 1945 zunächst amerikanisch besetzt, kam das Land im Juli 1945 zur SBZ (20. 12. 1946 Verf.; Hptst.: Weimar; Reg.sitz 1948-52 nach Erfurt verlegt). 1952 wurde es in die DDR-Bez. Erfurt, Gera und Suhl aufgeteilt. Durch das Ländereinführungs-Ges. vom 22. 7. 1990 wurde das Land T. zum 3. 10. 1990 (erste Landtagswahlen am 14. 10.) wiederhergestellt (seit 1993 Freistaat). Nach den Wahlen bildete die CDU eine Koalitionsreg. mit der FDP, zunächst unter MinPräs. J. Duchač, seit Febr. 1992 unter B. Vogel (beide CDU), seit 1994 in großer Koalition mit der SPD
▣ Literatur:
H. Patze Gesch. T.s, hg. v. u. a., 9 Tle. Köln u. a. 1-21967-85.
⃟ Geologie von T., hg. v. W. Hoppe u. a. Gotha 1974.
⃟ Hb. der histor. Stätten Deutschlands, Bd. 9: T., hg. v. H. Patze. Stuttgart 21989.
⃟ Hess, U.: Gesch. T.s 1866 bis 1914, hg. v. V. Wahl. Weimar 1991.
⃟ Kulturlandschaft T., Beiträge v. H. Pleticha u. a. Freiburg im Breisgau u. a. 21992.
Hptst. ist Erfurt.Landesnatur: T. liegt im Bereich der Dt. Mittelgebirgsschwelle. Der zentrale und nordwestl. Teil wird vom fruchtbaren Thüringer Becken mit mehreren Flüssen (bes. Unstrut) und seinen aus Muschelkalkhöhenzügen bestehenden Rändern (Hainich, Dün, Hainleite, Oberes Eichsfeld, Schmücke, Finne und südöstl. Randplatten) eingenommen. Südlich davon liegen Thüringer Wald (Großer Beerberg, mit 982 m ü. M. höchste Erhebung T.s) und das unmittelbar südöstlich angrenzende Thüringer Schiefergebirge, im SW zw. Thüringer Wald und Vorderrhön, Hoher Rhön und Grabfeld die Werrasenke. Im N gehören Teile des Harzes (Unterharz), der Kyffhäuser sowie der W-Teil der Goldenen Aue zu T. Im äußersten NW liegt das Untere Eichsfeld. Der O wird von der Ostthüringisch-Vogtländ. Hochfläche, die von der Saale und Weißen Elster durchflossen wird, eingenommen. Ein kleines Gebiet im NO liegt in der Leipziger Tieflandsbucht. Das ozeanisch geprägte Klima wird durch die Vielseitigkeit des Reliefs modifiziert. Klimatisch begünstigt ist das Thüringer Becken, die Orla- und Werrasenke sowie das Unstrut- und Saaletal, rau und niederschlagsreich (bis 1 300 mm im Jahr) der Thüringer Wald. T. gehört mit einem Waldanteil von 28,6 % zu den waldreichen Bundesländern.Bevölkerung: Mit 153 Ew./km2 gehört T. zu den schwächer besiedelten Bundesländern. Am geringsten sind die landwirtsch. strukturierten Gebiete des Thüringer Beckens und die Gebiete im äußersten SW, am stärksten der Raum zw. Eisenach und Weimar, der Gebirgsrand und das Vorland des Thüringer Waldes/Thüringer Schiefergebirges und des S-Harzes sowie in Ost-T. die Täler von Saale und Weißer Elster besiedelt. Etwa 30 % der Bev. gehören der evang. Kirche an, in T. vertreten durch die Evang.-Luth. Landeskirche in T., die Evang. Kirche der Kirchenprov. Sachsen und das Dekanat Schmalkalden der Evang. Kirche von Kurhessen-Waldeck, rd. 8,7 % der kath. Kirche, vertreten durch das Bistum Erfurt, das Dekanat Geisa des Bistums Fulda, in Ost-T. durch das Bistum Dresden-Meißen und eine Pfarrei des Bistums Magdeburg. Die Bev. des Eichsfelds ist überwiegend katholisch. Auf Hochschulebene gibt es Universitäten in Erfurt, Ilmenau (TU), Jena (Friedrich-Schiller-Univ.) und Weimar (Bauhaus-Univ.), FH in Erfurt, Jena, Nordhausen und Schmalkalden, eine PH in Erfurt, eine Hochschule für Musik in Weimar sowie ein Philosophisch-Theolog. Studium in Erfurt.Wirtschaft: Für T. haben die industrielle Produktion, die Landwirtschaft einschl. Gartenbau sowie der Fremdenverkehr ein besonderes Gewicht. Gemessen am Umsatz haben die Nahrungsmittel- und Genussmittelindustrie (Erfurt, Gotha, Weimar, Mühlhausen/Thüringen und Nordhausen) die größte Bedeutung, gefolgt vom Straßenfahrzeugbau (Hauptstandort Eisenach) sowie der Glasindustrie (Glasinstrumente, Thermometer, Christbaumschmuck in und um Ilmenau und Lauscha), der Porzellanherstellung (Kahla, Triptis) und dem Maschinenbau (Erfurt, Arnstadt, Nordhausen, Gera, Saalfeld/Saale, Zeulenroda). Bedeutungsvoll sind außerdem die Kleineisen- und Werkzeugproduktion (Werkzeuge und Jagdwaffen in Suhl, Schmalkalden und Zella-Mehlis), die elektron. Industrie und der Gerätebau in Jena (traditionsreiches Zentrum des wiss. Präzisionsgerätebaus), Sömmerda, Erfurt, Hermsdorf, Eisenach, Arnstadt, Ruhla (Uhren), Zella-Mehlis, Suhl, Sonneberg, Meiningen und Neuhaus am Rennweg; Sonneberg ist Zentrum der Spielzeugindustrie, Zeulenroda, Triebes und Eisenberg des Möbelbaus. In Ost-T. (Gera, Zeulenroda) und dem Eichsfeld ist die Textilindustrie verbreitet. Bedeutung haben auch die Produktion von Pharmazeutika (Jena, Weimar), Zement (Deuna), Stahl (Unterwellenborn) und Chemiefasern (Rudolstadt-Schwarza) sowie die Druckereien in Pößneck, Gotha (kartograph. Erzeugnisse) und Altenburg (Spielkarten). - T. besitzt Vorkommen an Kalisalz (um Sondershausen, im Eichsfeld und im Werragebiet) sowie reichhaltige Baurohstoffe (Porphyr, Basalt, Kalk- und Sandstein). Von dem bis 1990 umfangreichen Kalibergbau blieb nur ein Kalischacht in Unterbreizbach bei Vacha (Werrarevier) in Betrieb; der Kaliabbau in den übrigen Gebieten wurde wie der Uranerzbergbau, die Gewinnung von Braunkohle und der Erzbergbau eingestellt. Im Gebiet Probstzella-Lehesten-Wurzbach befinden sich die größten Schieferbrüche Europas. - Hauptgebiete des Ackerbaus sind das Thüringer Becken, die Orlasenke, die Goldene Aue und das Gebiet südlich von Altenburg, auf deren fruchtbaren Böden Zuckerrüben, Weizen und Gerste angebaut werden. Die weniger fruchtbaren Gebiete der Randaufwölbungen des Thüringer Beckens werden für den Kartoffel-, Hafer- und Roggenanbau genutzt. Im Unteren Eichsfeld und Werragebiet ist zusätzlich der Tabakanbau verbreitet. Im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Harz erfolgen Grünlandnutzung (Jungrinderaufzucht) und Forstwirtschaft, in den Tälern von Saale und Weißer Elster sowie am Rand des Kyffhäusers in größerem Umfang Obst- und Gemüsebau, um Erfurt Gemüsebau und Blumenzucht (Saatzuchtbetriebe). Bedeutende Fremdenverkehrsgebiete sind Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge (Schwarzatal, Saaletalsperren) und S-Harz. Der Thüringer Wald ist für den Wintersport (Zentrum Oberhof) wichtig. T. hat bedeutende Kurorte wie Bad Liebenstein, Bad Berka, Bad Sulza und Bad Langensalza. - Die zentrale Lage macht T. zu einem wichtigen Durchgangsland im W-O- und N-S-Verkehr. Nach der Wiedererlangung der dt. Einheit wurden die z. T. unterbrochenen Eisenbahn-, Autobahn- und Straßenverbindungen nach Hessen und Bayern wieder neu geknüpft (Werratalbahn zw. Bad Salzungen und Gerstungen) und das Verkehrsnetz im großen Umfang modernisiert; begonnen wurde der Bau der Südharzautobahn Halle (Saale)-Göttingen und der Thüringer-Wald-Autobahn Erfurt-Schweinfurt/Suhl-Lichtenfels. Wichtigster Eisenbahnknotenpunkt ist Erfurt, wo sich auch ein internat. Flughafen befindet.Verfassung: Nach der am 25. 10. 1993 verabschiedeten Verf. liegt die Legislative beim Landtag (88 Abg., für fünf Jahre gewählt), die Exekutive bei der Landesreg. unter Vorsitz des vom Landtag gewählten MinPräs. Die Verf., die 1994 durch Volksentscheid in Kraft gesetzt wurde, fixiert als plebiszitäre Elemente Volksbegehren und -entscheid sowie eine Reihe von Staatszielen (u. a. Umweltschutz, Schutz von Kindern und Jugendlichen, Recht auf Wohnraum und Arbeit).
Geschichte: Anfang des 5. Jh. n. Chr. entstand das Königreich der Thüringer, das 531 (Schlacht an der Unstrut; bei Burgscheidungen?) von Franken und den (nach Widukind von Corvey) mit ihnen verbündeten Sachsen besiegt und aufgeteilt und u. a. von Bonifatius im 8. Jh. missioniert wurde. Die (hess.) Reichsklöster Hersfeld und Fulda erwarben umfangreichen Grundbesitz; Erfurt kam an das Erzbistum Mainz. Nach 933 (Schlacht bei Riade) wurde im O der slaw. Siedlungsraum eingegliedert. T. wurde zum Kerngebiet des (späteren) Hl. Röm. Reiches (Königtum der Liudolfinger; Pfalzen in Erfurt, Tilleda, Wallhausen, Allstedt; Kloster Memleben). Unter den Herrengeschlechtern mit gräfl. Gewalt gewannen im 11. Jh. die Ludowinger die Führung, die 1130 Landgrafen von T. wurden (seit 1122 Herrschaftsverbindung mit Hessen). Sie waren bed. Reichsfürsten und Kreuzfahrer, Förderer der Minnesänger (Wartburgkrieg) und des Kirchenwesens (v. a. Ludwig IV., Gemahl der hl. Elisabeth), jedoch gelang ihnen der Aufbau eines einheitl. Territorialstaates nicht. Als sie mit Heinrich Raspe, dem Gegenkönig Friedrichs II., 1247 im Mannesstamm ausstarben, kam es zum Thüringer Erbfolgekrieg (bis 1263/64); der hess. Anteil der Ludowinger fiel an die Grafen von Brabant, T. kam an die Wettiner Markgrafen von Meißen (1294-1307 [Schlacht bei Lucka] veräußert). Nach dem Grafenkrieg (1342-46) wurde die Lehnsherrschaft der Wettiner anerkannt; dennoch konnten Schwarzburg und Reuß (beide später in z. T. mehrere Linien verzweigt) sowie Henneberg eigene Landesherrschaften errichten. 1353 gewannen die Wettiner Coburg, 1372 die Grafschaft Weimar-Orlamünde, 1583 die Grafschaft Henneberg; durch die wettin. Teilung von 1485 kam der kleinere nördl. Teil T.s an die Albertiner, der größere südl. Teil an die Ernestiner (Kursachsen), die mit Hessen ab 1526 prot. Führungsmacht waren. Das albertin. T. (seit 1547 [Wittenberger Kapitulation] kursächsisch, seit 1806 königlich) fiel 1815 an Preußen, wie schon 1803 das kurmainz. Erfurt und das Eichsfeld (seit 1423 zu Kurmainz) sowie die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen (Prov. Sachsen [Sachsen-Anhalt, Geschichte]). Das ernestin. T. wurde ab 1572 durch häufige Teilungen (bis zu zehn Linien) stark zersplittert; bes. das (Groß-)Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach war Ende des 18. Jh. ein geistiger Mittelpunkt Dtl.s (Weimarer Klassik). 1918/19 wurden die (ab 1826) vier ernestin. Sächs. Herzogtümer, die je zwei Fürstentümer Schwarzburg (Rudolstadt und Sondershausen) und Reuß (jüngere und ältere Linie) Freistaaten und 1920 zum Land (Freistaat) T. vereinigt (Verf. vom 11. 3. 1921; Hptst.: Weimar); Coburg schloss sich Bayern an. 1932 hatte T. die erste NSDAP-Reg. in Dtl.; 1944 fielen Erfurt und Schmalkalden an T. Im April 1945 zunächst amerikanisch besetzt, kam das Land im Juli 1945 zur SBZ (20. 12. 1946 Verf.; Hptst.: Weimar; Reg.sitz 1948-52 nach Erfurt verlegt). 1952 wurde es in die DDR-Bez. Erfurt, Gera und Suhl aufgeteilt. Durch das Ländereinführungs-Ges. vom 22. 7. 1990 wurde das Land T. zum 3. 10. 1990 (erste Landtagswahlen am 14. 10.) wiederhergestellt (seit 1993 Freistaat). Nach den Wahlen bildete die CDU eine Koalitionsreg. mit der FDP, zunächst unter MinPräs. J. Duchač, seit Febr. 1992 unter B. Vogel (beide CDU), seit 1994 in großer Koalition mit der SPD
▣ Literatur:
H. Patze Gesch. T.s, hg. v. u. a., 9 Tle. Köln u. a. 1-21967-85.
⃟ Geologie von T., hg. v. W. Hoppe u. a. Gotha 1974.
⃟ Hb. der histor. Stätten Deutschlands, Bd. 9: T., hg. v. H. Patze. Stuttgart 21989.
⃟ Hess, U.: Gesch. T.s 1866 bis 1914, hg. v. V. Wahl. Weimar 1991.
⃟ Kulturlandschaft T., Beiträge v. H. Pleticha u. a. Freiburg im Breisgau u. a. 21992.