Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Thomas
I Thomas,im N. T. Apostel; zweifelte nach Joh. 20, 24 ff. an der Auferstehung Jesu (»ungläubiger T.«); wirkte nach der frühchristl. Überlieferung als Missionar in Persien und Indien, wo er nach den T.-Akten, einer im 3. Jh. verfassten romanhaften Beschreibung seines Lebens, den Märtyrertod erlitten haben soll; Patron von Ostindien; Heiliger; Tag: 3. 7.; in den Ostkirchen: 6. 10.
II Thomas,
1) [tɔ'ma], Ambroise, frz. Komponist, * Metz 5. 8. 1811, ✝ Paris 12. 2. 1896; komponierte v. a. Opern, u. a. »Mignon« (1866), »Hamlet« (1868), daneben Ballette und Kirchenmusik.
2) ['tɔməs], Dylan, walis. Schriftsteller, * Swansea 27. 10. 1914, ✝ New York 9. 11. 1953; in seinen Dichtungen mit ihrer leidenschaftlich bewegten, assoziativen surrealist. Bildsprache spiegeln sich Kindheitserinnerungen und Naturerleben, Schuldgefühl und Angst, kelt. Sagenwelt und Welt der Bibel. - »Porträt des Künstlers als junger Dachs« (Erz., 1940), »Tode und Tore« (Ged., 1946), »Unter dem Milchwald« (Hörspiel und Bühnenstück, hg. 1954).
3) ['tɔməs], Edward Donnall, amerikan. Mediziner, * Mart (Tex.) 15. 3. 1920; erhielt für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Organ- und Zelltransplantation (v. a. des Knochenmarks) 1990 mit J. E. Murray den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
4) Kurt, Chorleiter, * Tönning 25. 5. 1904, ✝ Bad Oeynhausen 31. 3. 1973; war 1956-60 Thomaskantor in Leipzig; auch Komponist geistl. und weltl. Chorwerke.
5) ['tɔməs], Michael Tilson, amerikan. Dirigent, * Los Angeles (Calif.) 21. 12. 1944; 1971-79 Musikdirektor des Buffalo Philharmonic Orchestra, 1981-85 1. Gastdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra, 1988-95 Chefdirigent des London Symphony Orchestra, seit 1995 des San Francisco Symphony Orchestra.
III Thomas
von Aquin (Thomas von Aquino), gen. Doctor communis und Doctor angelicus, italien. Philosoph, Theologe und Kirchenlehrer, * Schloss Roccasecca (bei Aquino) um 1225, ✝ Abtei Fossanova (Latium) 7. 3. 1274; aus gräfl. Geschlecht, Dominikaner, Schüler von Albertus Magnus in Köln; lehrte in Paris, Orvieto, Viterbo, Rom und Neapel.
T. von Aquin war der bedeutendste Philosoph und Theologe des MA. Er fasste den überlieferten Augustinismus mit den Lehren des erst zu seiner Zeit dem Abendland insgesamt bekannten Aristoteles in einer philosophisch-theolog. Synthese zusammen. Über Augustinus, Dionysius Areopagita, Ibn Sina u. a. wirkten aber auch platon. und neuplaton. Gedanken auf ihn ein. Er erkannte die Berechtigung des Wissens neben dem Glauben und den Wert einer selbstständigen Philosophie an, ordnete diese jedoch der Theologie als der auf Autoritätswissen basierenden Fundamentalwiss. unter. Die Einheit seines Systems ist darin begründet, dass alle Einzelsätze auf wenige ontolog. Grundprinzipien zurückgeführt werden. Alles innerweltl. Seiende ist aufgrund der Teilhabe am göttl. Sein in unterschiedl. Graden der Vollkommenheit auf dieses bezogen; die Analogia Entis (Analogie) ist Voraussetzung der natürl. Gotteserkenntnis. Der in dieser Schöpfungsordnung als Einheit von Leib und Seele definierte Mensch ist in seinem Erkenntnisstreben auf das Schauen Gottes, in seinem Willen auf das höchste Gut gerichtet. In der universalen Erkenntnisfähigkeit der geistigen Seele und in ihrer Unmittelbarkeit zu Gott gründet der ontolog. Rang der menschl. Person. Im Blick auf die Heilsgeschichte entwickelte T. von Aquin seine Lehre eines auf natürliche Vernunft gegründeten und durch praktische Vernunft zu realisierenden Naturrechts. In der Theologie entfaltete er die scholast. Wiss. von Gottes Offenbarung, indem er sich u. a. um eine umfassende Begründung der Hl. Schrift bemühte. (Thomismus). Heiliger, Tag: 28. 1.
Werke: Summa contra gentiles (1259-64); Summa theologiae (1267-73); Quaestiones disputatae: De Veritate (1256-59), De malo (1266-67), De anima (1269); De ente et essentia (1253-55).
▣ Literatur:
Pesch, O. H.: T. von Aquin. Grenze u. Größe mittelalterl. Theologie. Mainz 1988.
⃟ Pieper, J.: T. von Aquin. Leben u. Werk. München 41990.
⃟ Chenu, M.-D.: T. von Aquin. Aus dem Frz. Reinbek 38.-39. Tsd. 1995.
II Thomas,
1) [tɔ'ma], Ambroise, frz. Komponist, * Metz 5. 8. 1811, ✝ Paris 12. 2. 1896; komponierte v. a. Opern, u. a. »Mignon« (1866), »Hamlet« (1868), daneben Ballette und Kirchenmusik.
2) ['tɔməs], Dylan, walis. Schriftsteller, * Swansea 27. 10. 1914, ✝ New York 9. 11. 1953; in seinen Dichtungen mit ihrer leidenschaftlich bewegten, assoziativen surrealist. Bildsprache spiegeln sich Kindheitserinnerungen und Naturerleben, Schuldgefühl und Angst, kelt. Sagenwelt und Welt der Bibel. - »Porträt des Künstlers als junger Dachs« (Erz., 1940), »Tode und Tore« (Ged., 1946), »Unter dem Milchwald« (Hörspiel und Bühnenstück, hg. 1954).
3) ['tɔməs], Edward Donnall, amerikan. Mediziner, * Mart (Tex.) 15. 3. 1920; erhielt für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Organ- und Zelltransplantation (v. a. des Knochenmarks) 1990 mit J. E. Murray den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
4) Kurt, Chorleiter, * Tönning 25. 5. 1904, ✝ Bad Oeynhausen 31. 3. 1973; war 1956-60 Thomaskantor in Leipzig; auch Komponist geistl. und weltl. Chorwerke.
5) ['tɔməs], Michael Tilson, amerikan. Dirigent, * Los Angeles (Calif.) 21. 12. 1944; 1971-79 Musikdirektor des Buffalo Philharmonic Orchestra, 1981-85 1. Gastdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra, 1988-95 Chefdirigent des London Symphony Orchestra, seit 1995 des San Francisco Symphony Orchestra.
III Thomas
von Aquin (Thomas von Aquino), gen. Doctor communis und Doctor angelicus, italien. Philosoph, Theologe und Kirchenlehrer, * Schloss Roccasecca (bei Aquino) um 1225, ✝ Abtei Fossanova (Latium) 7. 3. 1274; aus gräfl. Geschlecht, Dominikaner, Schüler von Albertus Magnus in Köln; lehrte in Paris, Orvieto, Viterbo, Rom und Neapel.
T. von Aquin war der bedeutendste Philosoph und Theologe des MA. Er fasste den überlieferten Augustinismus mit den Lehren des erst zu seiner Zeit dem Abendland insgesamt bekannten Aristoteles in einer philosophisch-theolog. Synthese zusammen. Über Augustinus, Dionysius Areopagita, Ibn Sina u. a. wirkten aber auch platon. und neuplaton. Gedanken auf ihn ein. Er erkannte die Berechtigung des Wissens neben dem Glauben und den Wert einer selbstständigen Philosophie an, ordnete diese jedoch der Theologie als der auf Autoritätswissen basierenden Fundamentalwiss. unter. Die Einheit seines Systems ist darin begründet, dass alle Einzelsätze auf wenige ontolog. Grundprinzipien zurückgeführt werden. Alles innerweltl. Seiende ist aufgrund der Teilhabe am göttl. Sein in unterschiedl. Graden der Vollkommenheit auf dieses bezogen; die Analogia Entis (Analogie) ist Voraussetzung der natürl. Gotteserkenntnis. Der in dieser Schöpfungsordnung als Einheit von Leib und Seele definierte Mensch ist in seinem Erkenntnisstreben auf das Schauen Gottes, in seinem Willen auf das höchste Gut gerichtet. In der universalen Erkenntnisfähigkeit der geistigen Seele und in ihrer Unmittelbarkeit zu Gott gründet der ontolog. Rang der menschl. Person. Im Blick auf die Heilsgeschichte entwickelte T. von Aquin seine Lehre eines auf natürliche Vernunft gegründeten und durch praktische Vernunft zu realisierenden Naturrechts. In der Theologie entfaltete er die scholast. Wiss. von Gottes Offenbarung, indem er sich u. a. um eine umfassende Begründung der Hl. Schrift bemühte. (Thomismus). Heiliger, Tag: 28. 1.
Werke: Summa contra gentiles (1259-64); Summa theologiae (1267-73); Quaestiones disputatae: De Veritate (1256-59), De malo (1266-67), De anima (1269); De ente et essentia (1253-55).
▣ Literatur:
Pesch, O. H.: T. von Aquin. Grenze u. Größe mittelalterl. Theologie. Mainz 1988.
⃟ Pieper, J.: T. von Aquin. Leben u. Werk. München 41990.
⃟ Chenu, M.-D.: T. von Aquin. Aus dem Frz. Reinbek 38.-39. Tsd. 1995.