Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Terrakotta
Terrakọtta[italien. »gebrannte Erde«] die, Bez. für Gegenstände wie Plastiken, Reliefs, Architekturverkleidung, Bauplastik, Gerätschaften aus gebranntem, unglasiertem Ton. Die Abgrenzung von T. (Relief und Plastik) zu Tonplastik ist nicht klar zu ziehen. Sie begründet sich nicht auf Unterschiede in der Herstellung, sondern auf nat. Sprachgewohnheiten in der Fachliteratur. In der chines. und japan. Kunst spricht man meist von Tonplastik, die Bez. T. ist überwiegend für das Altertum, die Mittelmeerländer (v. a. Italien) sowie für Indien und Afrika gebräuchlich, jedoch kann auch die Bez. Ton verwendet werden. Gefäße aus Ton werden unter Keramik zusammengefasst.
Die europ. T. erlebte ihre Blütezeit in der grch. Kleinplastik (Grabbeigaben, Weihgeschenke, später auch häusl. Zierrat). Hauptwerkstätten der archaischen und der klass. Epoche lagen auf Samos, Rhodos, Kreta, Melos, in Attika, Korinth, Böotien, Sizilien und Unteritalien. Dargestellt wurden Tiere, Menschen, Gottheiten. Zentren in hellenist. Zeit waren Tanagra (4./3. Jh. v. Chr.), Myrina (2./1. Jh. v. Chr.) und Alexandria (3. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.); beliebt waren bes. weibl. Gewandfiguren, Niken, Eroten sowie Figuren und Szenen aus dem Volks- und Schauspielerleben. - Monumentale T.-Plastik gab es in Griechenland v. a. in archaischer Zeit, auf Zypern und in Italien (Etrusker) bis ins 1. Jh. Gleichzeitig wurden in Griechenland und Italien zahlr. Bauteile aus gebranntem Ton verwendet, v. a. Tonziegel, bes. reliefgeschmückte oder bemalte Stirnziegel, Metopen und Friese. T.-Reliefplatten aus röm. Zeit werden nach der umfangreichen Samml. des Marchese Campana (seit 1861 im Louvre) Campana-Reliefs genannt. - In Indien sind rot gebrannte Tonfiguren aus der Harappakultur überliefert, aus dem 4./3. Jh. v. Chr. graue handgeformte Figuren mit gemodelten Gesichtern und appliziertem Schmuck; als figuraler und dekorativer Tempelschmuck erreichte die T. in der Guptazeit ihren Höhepunkt, eine Spätblüte in den T.-Tempeln Bengalens. Früheste Zeugnisse in Afrika stammen aus Nok (500 v. Chr.-200 n. Chr.).
▣ Literatur:
Pfisterer-Hass, S.: Antike Terrakotten. Leipzig 1996.
Terrakọtta[italien. »gebrannte Erde«] die, Bez. für Gegenstände wie Plastiken, Reliefs, Architekturverkleidung, Bauplastik, Gerätschaften aus gebranntem, unglasiertem Ton. Die Abgrenzung von T. (Relief und Plastik) zu Tonplastik ist nicht klar zu ziehen. Sie begründet sich nicht auf Unterschiede in der Herstellung, sondern auf nat. Sprachgewohnheiten in der Fachliteratur. In der chines. und japan. Kunst spricht man meist von Tonplastik, die Bez. T. ist überwiegend für das Altertum, die Mittelmeerländer (v. a. Italien) sowie für Indien und Afrika gebräuchlich, jedoch kann auch die Bez. Ton verwendet werden. Gefäße aus Ton werden unter Keramik zusammengefasst.
Die europ. T. erlebte ihre Blütezeit in der grch. Kleinplastik (Grabbeigaben, Weihgeschenke, später auch häusl. Zierrat). Hauptwerkstätten der archaischen und der klass. Epoche lagen auf Samos, Rhodos, Kreta, Melos, in Attika, Korinth, Böotien, Sizilien und Unteritalien. Dargestellt wurden Tiere, Menschen, Gottheiten. Zentren in hellenist. Zeit waren Tanagra (4./3. Jh. v. Chr.), Myrina (2./1. Jh. v. Chr.) und Alexandria (3. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.); beliebt waren bes. weibl. Gewandfiguren, Niken, Eroten sowie Figuren und Szenen aus dem Volks- und Schauspielerleben. - Monumentale T.-Plastik gab es in Griechenland v. a. in archaischer Zeit, auf Zypern und in Italien (Etrusker) bis ins 1. Jh. Gleichzeitig wurden in Griechenland und Italien zahlr. Bauteile aus gebranntem Ton verwendet, v. a. Tonziegel, bes. reliefgeschmückte oder bemalte Stirnziegel, Metopen und Friese. T.-Reliefplatten aus röm. Zeit werden nach der umfangreichen Samml. des Marchese Campana (seit 1861 im Louvre) Campana-Reliefs genannt. - In Indien sind rot gebrannte Tonfiguren aus der Harappakultur überliefert, aus dem 4./3. Jh. v. Chr. graue handgeformte Figuren mit gemodelten Gesichtern und appliziertem Schmuck; als figuraler und dekorativer Tempelschmuck erreichte die T. in der Guptazeit ihren Höhepunkt, eine Spätblüte in den T.-Tempeln Bengalens. Früheste Zeugnisse in Afrika stammen aus Nok (500 v. Chr.-200 n. Chr.).
▣ Literatur:
Pfisterer-Hass, S.: Antike Terrakotten. Leipzig 1996.