Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Temperatur
Temperatur[lat.] die,
1) Meteorologie: Klimaelement und Zustandsgröße der Luft, mit deren Hilfe sich bei bekanntem Druck die Energie der Atmosphäre und die Luftdichte ermitteln lassen. Ihr vertikaler Gradient bestimmt die Stabilität der Atmosphäre. Gemessen wird die T. mit strahlungsgeschützten Thermometern zu bestimmten Terminen. Sie zeigt i. d. R. einen Tages- und Jahresgang, wobei gewöhnlich gilt, dass die Amplitude über Land größer ist als über See und am Boden größer als in der freien Atmosphäre, was nachts und im Winter häufig zu Inversionen führt. Der Tagesgang ist mit tiefsten Werten um Sonnenaufgang und höchsten gegen 14 Uhr Ortszeit in den Tropen und Subtropen bes. ausgeprägt, während der Jahresgang, dessen Extreme 1 bis 2 Monate nach dem Tiefst- bzw. Höchststand der Sonne auftreten, in mittleren und polaren Breiten den Tagesgang übertrifft. Die höchsten T. (mehr als 50 ºC) werden im Innern der Wüsten beobachtet, die höchsten Jahresmittel (etwa 28 ºC) im Bereich der nordhemisphär. Savannen. Die tiefsten Werte (weniger als —80 ºC, Jahresmittel —55 ºC) treten an den Inlandstationen der Antarktis auf.
2) Musik: die temperierte Stimmung.
3) Physik: die thermodynam. Zustandsgröße T, die den Wärmezustand eines Stoffes beschreibt. Im Ggs. zum allg. Sprachgebrauch sind die Begriffe T. und Wärme streng zu unterscheiden. Während die Wärme als Energieform eine extensive Größe darstellt, ist die T. eine intensive Zustandsgröße und nimmt in einem System, das sich im therm. Gleichgewicht befindet, überall denselben Wert an. Nach der statist. Theorie der Wärme ist die T. ein Maß für die mittlere kinet. Energie der Atome bzw. Moleküle des Systems (kinetische Gastheorie). Je höher die T., desto größer ist deren Bewegungsenergie. Am absoluten Nullpunkt (bei 0 K = —273,15 ºC), der tiefstmögl. T. (absolute oder thermodynam. T. T ), der man beliebig näher kommen, die man aber nie erreichen kann, haben die Teilchen keine Bewegungsenergie mehr. Die T. wird in den Einheiten der versch. T.-Skalen gemessen, die durch zwei (oder mehrere) Fundamentalpunkte festgelegt sind. Zu den empir. T.-Skalen, die auf der linearen Wärmeausdehnung beruhen, gehören neben der Celsius-Skale (Grad Celsius) die Fahrenheit-Skale (Grad Fahrenheit) und Réaumur-Skale (Grad Reaumur). SI-Einheit der heute verbindl. thermodynam. T.-Skale ist das Kelvin (K). Sie ist von der Thermometersubstanz unabhängig und beruht auf dem 2. und 3. Hauptsatz der Thermodynamik; ihre Fixpunkte sind der absolute Nullpunkt und der Tripelpunkt des Wassers (273,16 K). Ebenfalls am absoluten Nullpunkt beginnt die Rankine-Skale (Grad Rankine). - Zur T.-Messung benutzt man z. B. Thermometer, Thermoelemente, Bimetallstreifen, Pyrometer. Die tiefsten bisher gemessenen T. liegen im Bereich von Mikrokelvin (Tieftemperaturphysik). Die höchsten irdischen, bei Experimenten zur Kernfusion für sehr kurze Zeiten im Fusionsplasma erreichten T. liegen zw. 107 und 108 Kelvin.
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