Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tapete
Tapete[grch.] die, urspr. aus gewebten Stoffen oder Leder, heute vorwiegend aus Papier hergestellte Wandverkleidung. Billige T. bestehen aus holzschliffhaltigem Papier; für beste T. werden nur gute, holzfreie Papiere verarbeitet. Bei Leimdruck-T. sind die Pigmentfarben mit pflanzl. Stärkeleim gebunden, bei abwaschbaren T. bestehen die Druckfarben aus Pigmentmassen und Leinölfirnis (Öldruck-T.). Raufaser-T. enthalten in der oberen Schicht eingepresste Fasern, Holzmehl und -späne. T. werden auf speziellen T.-Rotationshochdruckmaschinen, neuerdings auch im Offset-, Flexo-, Durch- und Tiefdruck gefertigt. Präge-T. wird auf der Prägemaschine ein Reliefmuster eingeprägt, wobei noch mehrere Farben mitgedruckt werden können. Linkrusta-T. tragen auf der Vorderseite eine Kunststoffdeckschicht; sie sind abwaschbar. Velours-T. erhalten eine wollige, samtartige Oberfläche durch Bestäuben einer vorgedruckten T.-Bahn mit Kunstfaserflocken. Kunststoff-T. sind abwaschbar. Das Rohpapier wird mit einer PVC-Schicht überzogen. Darauf wird auf einer Tiefdruckrotations- oder Flexodruckmaschine das Muster gedruckt und in einem weiteren Arbeitsgang heiß geprägt. Das Muster kann auch allein durch Heißprägung entstehen.
Geschichtliches: Schon das Altertum kannte textile Wandbehänge. Im frühen MA. wurden neben Bildteppichen Stoffbahnen, auf Rahmen befestigt und an Sockel und Decke genagelt, zur Wanddekoration verwendet. Vom 16. bis 18. Jh. waren die aus Spanien importierten Leder-T. gebräuchlich. Handbemalte Papier-T. wurden zuerst in China als Wandschmuck benutzt und schon im 16. Jh. nach Europa eingeführt. Im 18. Jh. war eine mit Wachs grundierte Leinwand-T. üblich, die mit Ölfarben bemalt wurde. Mit dem Einsatz von Druckmaschinen begann die industrielle Fertigung von T. - Das T.-Museum in Kassel besitzt die bedeutendste T.-Sammlung der Erde.
Literatur:
Teynac, F.u. a.:Die T. Raumdekoration aus fünf Jahrhunderten. A. d. Frz. München 1982.
Das dt. Tapetenmuseum Kassel, bearb. v. E. W. Mick. Neuausg. München u. a. 1984.
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