Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tanztheater
Tanztheater,Sammelbez. für eine Gegenbewegung zum klass. Ballett, die v. a. in der Bundesrep. Dtl. Mitte der 1970er-Jahre durch die Arbeit von P. Bausch und H. Kresnik zunehmend an Bedeutung gewonnen hat; enge Wechselbeziehung von Tanz und Drama. - Das T. befreit nicht nur den Tanz aus seiner bis dahin beschränkten Funktion als Einlage in Oper, Operette oder Musical, sondern steht auch für eine avantgardist. Ästhetik, die zwar auf tänzer. Trivialtraditionen von Revue, Vaudeville oder Musichall fußt, gleichzeitig aber der Montagetechnik zeitgemäße Formen abgewinnt. Stilbildend wirkt dabei Bausch, die in ihren »Stücken« nicht einfach Bewegungen erfinden, sondern Bewegungsgründe sichtbar machen will. Die Alltagsgestik kann dabei eine ebenso große Rolle spielen wie Text und Gesang. Auch der Körper als Ausdrucksmittel wird im T. anders definiert. Die Musik, meist collagehaft aus den verschiedensten Elementen zusammengesetzt, hat oft nur noch eine begleitende Funktion. Entsprechend änderten sich die Inhalte, mit denen sich das T. auseinander setzt. Nicht zuletzt als Reaktion auf die Protestbewegung von 1968 ist v. a. in den Arbeiten Kresniks ein polit. Bezug erkennbar. T.-Ensembles bildeten sich neben Wuppertal z. B. in Bochum, Essen, Freiburg im Breisgau, Kassel, Riedenburg, Münster, Frankfurt am Main und Berlin.
Literatur:
R. Scheidl Malerei u. Tanz, bearb. v. u. B. Nisoli. Salzburg 1994.
Pina Bausch. Tanztheatergeschichten, bearb. v. R. Hoghe, u. a. Frankfurt am Main 1995.
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