Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Talmud
Tạlmud[hebr. »Lehre«] der, neben der hebr. Bibel das Hauptwerk des Judentums, entstanden in einem mehrhundertjährigen mündl. und schriftl. Überlieferungsprozess; in seinen beiden Textgestalten ist er das Ergebnis der Sammel- und Lehrtätigkeit der rabbin. Akademien von Palästina (palästinens. T., Endredaktion um 500) und Babylonien (babylon. T., Endredaktion um 600). Der T. besteht aus der Mischna, dem in 6 »Ordnungen« (Sedarim) und 63 Traktaten thematisch geordneten jüd. Religionsgesetz, und der Gemara, ihrer vielschichtigen Kommentierung, bestehend aus Haggada und Halacha. Inhaltlicher Schwerpunkt des T. ist die Ableitung, Begründung, Diskussion und Formulierung von Grundsätzen für ein dem Willen Gottes (der Thora) entsprechendes Leben im umfassenden, über den kultisch-religiösen Bereich hinausweisenden Sinn. Charakteristisch für seinen Stil ist die dialekt. Argumentationsweise und die abschließende Verdichtung des Diskussionsergebnisses in kurzen, prägnanten Lehrsätzen. Wirkungsgeschichtlich von Bedeutung war der babylon. T. Als klass. T.-Kommentar gilt der des Rabbi Raschi. Er wird in den rabbin. Textausgaben des T. mit abgedruckt und bildet noch heute mit diesem zus. die Grundlage der religionsgesetzl. Entscheidungen im Judentum.
Literatur:
Gradwohl, R.: Was ist der T.? Einführung in die »Mündliche Tradition« Israels. Stuttgart 31993.
Wiesel, E.: Die Weisheit des T. Geschichten u. Portraits. A. d. Frz. Freiburg im Breisgau u. a. 1996.
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