Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Tagmemik
Tagmemik[grch.], Sprachwissenschaft: Richtung des amerikan. Strukturalismus, die in den 1950er-Jahren entwickelt wurde. Zugrunde gelegt wird ein Modell aus drei hierarchisch angeordneten Ebenen (phonolog., lexikal. und syntakt. Ebene), auf denen die jeweiligen Einheiten durch ihre Funktion verknüpft sind und durch gleichwertige Einheiten ausgetauscht werden können. Hierbei wird eine Leerstelle (slot) für die jeweilige Funktion durch austauschbare Einheiten einer Klasse (filler) besetzt. Als Element gilt das Tagma, die kleinste Einheit sprachl. Substanz, die eine Funktion ausübt und im Rahmen eines Sinnganzen zum bedeutungstragenden Tagmem (im Unterschied zum Taxem) wird. Über die Analyse von Sätzen und Texten hinaus wird auch versucht, mittels tagmem. Verfahren größere Komplexe menschl. Interaktion (z. B. den Ablauf eines Spiels) zu erschließen, wobei sprachl. Regularitäten (»behaviouremes«) im Zusammenhang mit bestimmten soziokulturellen Verhaltensnormen und unter Einbeziehung auch nonverbaler Aspekte beschrieben werden. Das tagmem. Modell wurde auch bei der Beschreibung noch unerforschter Sprachen zugrunde gelegt.
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