Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
südafrikanische Literaturen
süd|afrikanische Literaturen,die Literaturen der Rep. Südafrika. Zu den frühen Leistungen gehören neben der in der mündl. Erzähltradition Afrikas verwurzelten Literatur in den afrikan. Sprachen (v. a. Sotho, Xhosa, Zulu, Tswana) auch die für die Missionsschulen geschaffenen didakt. und religiösen Schriften afrikan. Schriftsteller. Der Xhosa-Priester und Dichter Tiyo Soga wirkte auch als Übersetzer und verfasste eine Xhosa-Grammatik. David Cranmer Berengs Gedichte (in Sotho) enthalten Elemente der traditionellen mündl. Lobrede. Motiviert von der nat. Bewegung (begr. 1912), die sich unter John Dube formierte, entstand 1910 T. M. Mofolos histor. Roman »Chaka, der Zulu« (gedruckt 1925), der die afrikan. Sichtweise der südafrikan. Geschichte aufzeigte. Politisch motiviert waren auch die Werke von Benedict Wallet Vilakazi und S. T. Plaatje; daraus erwuchs eine Literatur des sozialen Realismus und Protestes (R. R. R. Dhlomo, H. I. E. Dhlomo, Modikwe Dikobe, P. Abrahams, E. Mphahlele); Hauptthema wurde die Entrechtung der Schwarzen. Ab 1951 sammelte die Zeitschrift »African drum« (später »Drum«) die progressiven Kräfte (u. a. Mphahlele, Bessie Head, Casey Motsisi, Miriam Makeba). Mit der verschärften staatl. Unterdrückung erlahmte in den 60er-Jahren das kulturelle Leben; oppositionelle Intellektuelle und Künstler wurden inhaftiert oder mussten ins Exil gehen (D. Brutus, A. La Guma, Raymond Mazisi Kunene, R. Rive, Arthur Kenneth Nortje). Das vom seit den 70er-Jahren erwachten polit. Engagement getragene Theater (»Black Theatre«) erzielte auch internat. Erfolge (Stücke des »Workshop '71«, der »Serpent Players«, von Mthuli Shezi u. a.). Daneben trat die Protestlyrik (O. Mtshali, M. W. Serote, J. D. Matthews). Die polit. Entwicklung polarisierte die südafrikan. Literaturszene (1981 Gründung der »African Writers' Association«). Seit Mitte der 80er-Jahre wird auch der Erfahrung schwarzer Frauen Rechnung getragen. 1987 wurde der »Congress of South African Writers« (COSAW) für Schriftsteller aller Rassen gegründet.Die afrikaanse Literatur entstand als nat. Literatur erst nach dem Burenkrieg (1899-1902). Dem Wegbereiter E. N. Marais folgten J. F. E. Celliers, Totius, C. F. L. Leipoldt und C. J. Langenhoven, der Dichter der Nationalhymne »Die stem van Suid-Afrika«, und der Prosaist D. F. Malherbe mit psycholog. Romanen. J. van Bruggen steht in einer realist. Erzähltradition; Tiergeschichten schrieben Sangiro und die Brüder S. B. und G. C. Hobson. Hauptvertreter der nat. Verinnerlichungsphase der 30er-Jahre, in der die afrikaanse Literatur sich europ. literar. Strömungen öffnete, waren die Brüder W. E. G. Louw und bes. N. P. van W. Louw, neben ihnen C. M. van den Heever, Elisabeth Eybers, U. Krige, D. Oppermann, G. A. Waterweyer und Ina Rousseau. Die formale Experimentierfreudigkeit und ideolog. Kompromisslosigkeit der literar. Richtung der »Sestigers« führte zur radikalen Erneuerung der afrikaansen Literatur, der mit Romanen von A. Brink, Lyrik von B. Breytenbach der internat. Anschluss gelang. In ihrer Nachfolge stehen Wilma Stockenstroem und Johannes Daniel Miles, Elsa Joubert, Dalene Matthee.Die englischsprachige Literatur, die sich nach der Besiedlung der Kapregion entfaltete, verstand sich als Wahrerin des liberalen Grundgedankens, und ihre Vertreter engagierten sich häufig auch in polit. Hinsicht. Im 20. Jh. gingen in der Dichtung eigene Wege F. C. Slater, A. S. Cripps und v. a. in seinen frühen Gedichten R. Campbell. Im Roman führten Pauline Smith und Mary Byron die Tradition von Olive Schreiner fort, ebenso P. Fitzpatrick. Sarah G. Millin wagte sich als Erste an das Rassenproblem; ihr folgten A. Paton, W. Plomer, J. M. Coetzee und Nadine Gordimer (Nobelpreis 1991). S. Cloete schrieb das große Epos des Burentrecks von 1838. - Von den eingeborenen Autoren hat P. Abrahams Bedeutung erlangt. Die Anfänge eines bodenständigen Dramas sind mit der Gründung der National Theatre Organization (1947) verknüpft.
▣ Literatur:
Gray, S.: Southern African literature. An introduction. New York 1979.
⃟ Kannemeyer, J. C.: Die Afrikaanse literatuur. 1652-1987. Kapstadt 21990.
⃟ Van Wyk Smith, M.: Grounds of contest. A survey of South African English literature. Kenwyn 1990.
⃟ Afrikaans literature, hg. v. R. Kriger u. a. Amsterdam 1996.
⃟ South African literary history, hg. v. E. Reckwitz u. a. Essen 1997.
⃟ Zander, H.: Fact - Fiction -»Faction«. A study of black South African literature in English. Tübingen 1999.
▣ Literatur:
Gray, S.: Southern African literature. An introduction. New York 1979.
⃟ Kannemeyer, J. C.: Die Afrikaanse literatuur. 1652-1987. Kapstadt 21990.
⃟ Van Wyk Smith, M.: Grounds of contest. A survey of South African English literature. Kenwyn 1990.
⃟ Afrikaans literature, hg. v. R. Kriger u. a. Amsterdam 1996.
⃟ South African literary history, hg. v. E. Reckwitz u. a. Essen 1997.
⃟ Zander, H.: Fact - Fiction -»Faction«. A study of black South African literature in English. Tübingen 1999.