Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
sorbische Kunst.
sọrbische Kunst.Neben einer literar. und musikal. Tradition konnten die künstler. Bedürfnisse der bis zur Industrialisierung seit dem Ende des 19. Jh. vorwiegend ländlichen sorb. Bevölkerung nur in der Volkskunst befriedigt werden (Hausbau, Bildstöcke, Wegekreuze, Devotionalien, Trachten, Bräuche). Früheste Reflexionen der Sorben finden sich, im sonst strengen Rahmen der christl. Ikonographie, bei der Darstellung eines sorb. Dudelsackspielers in den Fresken der Dorfkirche in Briesen, Landkreis Spree-Neiße (1486).
Erste Namen sorb. Künstler werden im Barock fassbar. Es waren die Bildhauer Mathias Wenzel Jäckel, * 1655, ✝ 1738), Georg Vater (* 1673, ✝ 1726) und Jakob Delenka (* 1695, ✝ 1763), die für kirchl. Auftraggeber (Kloster St. Marienstern [zu Panschwitz-Kuckau, Landkreis Kamenz]) arbeiteten. Die meisten Künstler sorb. Herkunft mussten ihr Tätigkeitsfeld jedoch außerhalb der Lausitz suchen. Jäckel betrieb eine Werkstatt in Prag und sicherte sich einen festen Platz innerhalb des böhm. Barock. Der Landschaftszeichner und -radierer Heinrich Theodor Wehle (Hendrich Božidar Wjela, * 1778, ✝ 1805) stand im Dienst der Chalkograph. Gesellschaft in Dessau und nahm 1802 als Zeichner und Kartograph an einer militärisch-wiss. Expedition von Kaiser Alexander I. Pawlowitsch in den Kaukasus teil. Am Ende des 19. Jh. waren es v. a. Künstler nichtsorb. Herkunft, die sich dem sorb. Brauchtum zuwandten (u. a. Ludvík Kuba, * 1863, ✝ 1956; William Krause, * 1885, ✝ 1925; Ante Trstenjak, * 1894, ✝ 1970).
Erst die Gründung der Vereinigung sorb. bildender Künstler 1923 brachte einen Aufschwung der s. K. Ihre Gründungsmitglieder waren: Martin Neumann (Měrćin Nowak-Njechorński, * 1900, ✝ 1990), der eigentl. Repräsentant s. K. in der 1. Hälfte des 20. Jh., Hannah Schneider (Hanka Krawcec, * 1901, ✝ 1990), Georg Heine (Jurij Hajna, * 1877, ✝ 1952) und Fritz Lattke (Fryco Latk, * 1895, ✝ 1980). Die identitätsfördernde Ausrichtung s. K. reflektierte auch die Frage eines sorb. Nationalstils.
1948 bildete die Gründung des Arbeitskreises sorb. bildender Künstler, dessen erster Vors. C. Felixmüller war, eine neue Grundlage für die Entwicklung s. K. Ihre Einbeziehung in die Kultur- und Kunstpolitik der DDR förderte einerseits neue Talente, unterwarf sie andererseits den Forderungen des sozialist. Realismus. Jan Buck (Jan Buk, * 1922) begann in den 1970er-Jahren, in der Malerei durch die Befreiung von themat. Abhängigkeiten und die Besinnung auf maler. Mittel, den sorb. Kontext in komplexe Zusammenhänge mit der modernen Welt zu stellen. Die s. K. ist heute in allen Kunstgattungen vertreten. Wichtige Impulse verleihen ihr neben Buk auch Johannes Hansky (Jan Hanski, * 1925), Božena Nawka-Kunysz (* 1946), Sophie Natuschke (Sophie Natuškec, * 1950), Jürgen Matschie (Jürgen Maćij, * 1953), Maja Nagel (Maja Nagelowa, * 1959) und Iris Brankatschk (Iris Brankačkowa, * 1958).
▣ Literatur:
R. Langematz, Sorb. Volkskunst, Text v. Fotos v. P. Nedo. A. d. Sorb. Bautzen 1968.
⃟ Mirtschin, M.: S. K. Bautzen 1992.
sọrbische Kunst.Neben einer literar. und musikal. Tradition konnten die künstler. Bedürfnisse der bis zur Industrialisierung seit dem Ende des 19. Jh. vorwiegend ländlichen sorb. Bevölkerung nur in der Volkskunst befriedigt werden (Hausbau, Bildstöcke, Wegekreuze, Devotionalien, Trachten, Bräuche). Früheste Reflexionen der Sorben finden sich, im sonst strengen Rahmen der christl. Ikonographie, bei der Darstellung eines sorb. Dudelsackspielers in den Fresken der Dorfkirche in Briesen, Landkreis Spree-Neiße (1486).
Erste Namen sorb. Künstler werden im Barock fassbar. Es waren die Bildhauer Mathias Wenzel Jäckel, * 1655, ✝ 1738), Georg Vater (* 1673, ✝ 1726) und Jakob Delenka (* 1695, ✝ 1763), die für kirchl. Auftraggeber (Kloster St. Marienstern [zu Panschwitz-Kuckau, Landkreis Kamenz]) arbeiteten. Die meisten Künstler sorb. Herkunft mussten ihr Tätigkeitsfeld jedoch außerhalb der Lausitz suchen. Jäckel betrieb eine Werkstatt in Prag und sicherte sich einen festen Platz innerhalb des böhm. Barock. Der Landschaftszeichner und -radierer Heinrich Theodor Wehle (Hendrich Božidar Wjela, * 1778, ✝ 1805) stand im Dienst der Chalkograph. Gesellschaft in Dessau und nahm 1802 als Zeichner und Kartograph an einer militärisch-wiss. Expedition von Kaiser Alexander I. Pawlowitsch in den Kaukasus teil. Am Ende des 19. Jh. waren es v. a. Künstler nichtsorb. Herkunft, die sich dem sorb. Brauchtum zuwandten (u. a. Ludvík Kuba, * 1863, ✝ 1956; William Krause, * 1885, ✝ 1925; Ante Trstenjak, * 1894, ✝ 1970).
Erst die Gründung der Vereinigung sorb. bildender Künstler 1923 brachte einen Aufschwung der s. K. Ihre Gründungsmitglieder waren: Martin Neumann (Měrćin Nowak-Njechorński, * 1900, ✝ 1990), der eigentl. Repräsentant s. K. in der 1. Hälfte des 20. Jh., Hannah Schneider (Hanka Krawcec, * 1901, ✝ 1990), Georg Heine (Jurij Hajna, * 1877, ✝ 1952) und Fritz Lattke (Fryco Latk, * 1895, ✝ 1980). Die identitätsfördernde Ausrichtung s. K. reflektierte auch die Frage eines sorb. Nationalstils.
1948 bildete die Gründung des Arbeitskreises sorb. bildender Künstler, dessen erster Vors. C. Felixmüller war, eine neue Grundlage für die Entwicklung s. K. Ihre Einbeziehung in die Kultur- und Kunstpolitik der DDR förderte einerseits neue Talente, unterwarf sie andererseits den Forderungen des sozialist. Realismus. Jan Buck (Jan Buk, * 1922) begann in den 1970er-Jahren, in der Malerei durch die Befreiung von themat. Abhängigkeiten und die Besinnung auf maler. Mittel, den sorb. Kontext in komplexe Zusammenhänge mit der modernen Welt zu stellen. Die s. K. ist heute in allen Kunstgattungen vertreten. Wichtige Impulse verleihen ihr neben Buk auch Johannes Hansky (Jan Hanski, * 1925), Božena Nawka-Kunysz (* 1946), Sophie Natuschke (Sophie Natuškec, * 1950), Jürgen Matschie (Jürgen Maćij, * 1953), Maja Nagel (Maja Nagelowa, * 1959) und Iris Brankatschk (Iris Brankačkowa, * 1958).
▣ Literatur:
R. Langematz, Sorb. Volkskunst, Text v. Fotos v. P. Nedo. A. d. Sorb. Bautzen 1968.
⃟ Mirtschin, M.: S. K. Bautzen 1992.