Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
serbisch-orthodoxe Kirche
sẹrbisch-orthodọxe Kirche,die autokephale orth. Kirche des Serbischen Patriarchats; ihr Oberhaupt ist der »Erzbischof von Peć, Metropolit von Belgrad und Karlovci«, er führt den mit dem serb. Erzbischofssitz verbundenen Titel »Patriarch der Serben«. Sitz des Patriarchen ist Belgrad; die hauptsächl. liturg. Sprachen sind Kirchenslawisch und Serbisch. Die Zahl der Menschen (Gläubigen), die sich der s.-o. K. verbunden wissen, wird kirchlicherseits mit rd. 12 Mio. angegeben (darunter rd. 200 000 in Dtl. lebende Serben). Die Jurisdiktion des Serb. Patriarchats umfasst (1998) 39 Diözesen in Jugoslawien, in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Rumänien, Westeuropa, Mitteleuropa (Sitz der Diözese: Hildesheim-Himmelsthür), Nordeuropa (Großbritannien und Skandinavien), Nordamerika (USA, Kanada) und Australien. - Die Anfänge vereinzelter christl. Mission unter den Serben reichen ins 7. Jh. zurück, die Wurzeln der serb. Kirchenorganisation ins 9. Jh. Eine eigenständige (autokephale) s.-o. K. entstand allerdings erst im 13. Jh. unter Sava als erstem Erzbischof (1219). 1346 erhob Stephan IV. Dušan Uroš das serb. Erzbistum zum Patriarchat (Sitz in Peć; 1375 vom Ökumen. Patriarchat anerkannt). Im Gefolge der der türk. Eroberung Serbiens (seit 1389; Schlacht auf dem Amselfeld [Vidovdan]) wurde das serb. Patriarchat 1459 aufgehoben und die serb. Kirche jurisdiktionell dem Erzbistum Ohrid unterstellt. 1831 erlangte die eng mit dem Freiheitskampf der Serben gegen das osman. Reich verbundene s.-o. K. im Fürstentum Serbien die Autonomie und 1877/79 die Autokephalie. 1918 schlossen sich in dem neu entstandenen »Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen« die bislang eigenständigen Teilkirchen von Serbien (Metropolie Belgrad), Montenegro (Metropolie Cetinje), Dalmatien und Sirmien zu einer s.-o. K. zus., die 1920 vom Ökumen. Patriarchat die Anerkennung als Serb. Patriarchat erlangte. Die Zerschlagung des jugoslaw. Staates 1941 führte auch zur zeitweiligen Zerstörung der Kirchenstruktur und im Einflussbereich des Staates Kroatien zu einer Fülle antiorth. Maßnahmen (Morde, Zwangsbekehrungen, Vertreibungen, Zerstörungen von Kirchen und Klöstern). In den krieger. Auseinandersetzungen nach dem Zerfall der Sozialist. Föderativen Rep. Jugoslawien (1991-95) stand das Handeln der s.-o. K. im Spannungsfeld zw. der Wahrung berechtigter serb. Interessen und dem Bemühen um einen gerechten Ausgleich zw. den Kriegsparteien. - Zum Jurisdiktionsbereich des Serb. Patriarchats gehört nach gesamtorth. Rechtsauffassung auch die Makedonische Orth. Kirche. Diese hatte 1958 von der s.-o. K. den Status der Autonomie in Fragen der inneren Verw. verliehen bekommen, 1967 aber einseitig ihre Autokephalie erklärt. Sie umfasst heute sieben Eparchien (Bistümer) in der Rep. Makedonien und je eine Eparchie in Amerika und in Australien. Kirchenoberhaupt ist der in Skopje residierende »Erzbischof von Ohrid und Makedonien«.
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