Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
schwedische Kunst.
schwedische Kunst.Nach der vorgeschichtl. und der frühgeschichtl. Epoche kann man erst seit dem MA. von einer spezifisch s. K. sprechen. Der überwiegende Teil der schwed. Bauten des MA. war aus Holz (Stabkirche von Hemse, 11. Jh.; Stockholm, Staatl. Histor. Museum). Im Kirchenbau ging man allmählich zu Bruchstein über. Es entstanden blockhaft schwere Granitkirchen, auch schlichte Rundkirchen und auf Gotland von Westfalen beeinflusste Hallenkirchen. Der roman. Dom in Lund (Krypta von 1123) hat lombard. und rhein. Vorbilder und wurde für Schweden stilbildend. Im 13. Jh. kam der Backsteinbau auf. Zu den Hauptwerken der Gotik gehören die Dome von Uppsala und Linköping; der Bauschmuck folgt frz. und dt. Vorbildern. Im Spät-MA. wurde Holzbildnerei aus Lübeck eingeführt. B. Notke schuf 1489 sein Hauptwerk - die St.-Jürgen-Gruppe - für Stockholm. Umfangreiche Zyklen spätmittelalterl. Wandmalereien finden sich in den Landkirchen um Stockholm.Nach der Reformation trat der Bau von Kirchen hinter den Schlossbauten zurück (Gripsholm). Dt. Baumeister führten im 16. Jh. lombard. Renaissanceformen ein. Das größte der Schlösser des 17. Jh., die sich v. a. niederländ. Vorbildern anschlossen, ist Drottningholm von N. von Tessin d. Ä. Von N. von Tessin d. J. wurde der Neubau des Stockholmer Schlosses in Formen des röm. Hochbarocks begonnen (1697; im 18. Jh. vollendet). - In der Plastik hatten zunächst Niederländer, im 18. Jh. Franzosen den Vorrang. Mit dem schwed. Bildhauer J. T. Sergel setzte sich der Klassizismus durch.
Die Hauptaufgabe der Malerei war seit der Renaissance das Porträt. In der 2. Hälfte des 17. Jh. wirkten in Schweden der Holländer M. van Meytens und der Hamburger D. Klöcker von Ehrenstrahl. Aus seiner Schule, die von seinem Neffen D. von Krafft fortgeführt wurde, entwickelte sich die Malerei des 18. Jh. (G. Lundberg und A. Roslin). Der bedeutendste Rokokomaler, C. G. Pilo, war auch für das dän. Königshaus tätig. Im 19. Jh. malte C. J. Fahlcrantz romantisch empfundene Landschaften. Viele Künstler gingen zu ihrer Ausbildung nach Düsseldorf, gegen Ende des Jh. nach Paris. Um die Jahrhundertwende hatte die schwed. Malerei internat. Niveau und zugleich eigenen Charakter mit C. Larsson, dem auch als Radierer hervorragenden A. Zorn, dem Tiermaler B. Liljefors und dem Landschaftsmaler Prinz Eugen Napoleon Nikolaus. Auf die folgende Entwicklung hatte bes. H. Matisse Einfluss (Isaac Grünewald, Einar Jolin, Nils von Dardel). Seit 1929 gibt es eine surrealist. Malerei (Erik Olson, Esaias Thorén, Stellan Mörner). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Malerei teils ungegenständlich (Olle Baertling, Pierre Olofsson), teils pflegte man einen naiven Expressionismus (Sven Erixson) bzw. Farbvitalismus (Evert Lundquist). In der Gegenwart halten Malerei und Grafik Kontakt mit allen modernen Strömungen, wobei das soziale und polit. Engagement eine besondere Rolle spielt (u. a. Carl F. Reuterswärd, * 1934). Der führende Bildhauer in der 1. Hälfte des 20. Jh. war C. Milles. Die jüngeren schwed. Bildhauer arbeiten sowohl mit naturnahen als auch mit abstrakten Formen (Eric Grate, Christian Berg, Arne Jones, Palle Pernevi).Die sich vom Eklektizismus des 19. Jh. lösende Baukunst des 20. Jh. blieb der nat. Überlieferung eng verbunden und bildete mit dem Stockholmer Stadthaus von Ragnar Östberg eine eigenständige Synthese aus einheim. Ziegelbauweise und internat. Anregungen. Zw. Neoklassizismus und Funktionalismus sind die Bauten von G. Asplund anzusiedeln (Stadtbibliothek; Stockholm, 1927). Für die Architektur der Gegenwart wurden Sven Markelius, Sven Backström, Peter Celsing und Ralph Erskine bedeutend. In den 80er-Jahren profilierten sich mit preisgekrönten Entwürfen v.a. die »Berg Arkitektskontors« (Svante Berg, Lasse Vredblad, Esbjörn Adamson), sie verwirklichten u. a. in Stockholm die »Globe Arena« (1986-89); bei diesem Entwurf griffen sie auf den russ. Konstruktivismus der 1920er-Jahre zurück. Nach wie vor ist in der schwed. Architektur ein gepflegter klassizist. Funktionalismus, der in der Nachfolge von G. Asplund steht, lebendig.Auf dem Gebiet der Malerei erreichen viele der jungen Künstler internat. Niveau. Die figurative Malerei wird u. a. von Helene Billgren, Björn Ross, Thomas Holm, Carin Carlsson, Maria Backlöf und Jordi Akkö vertreten. Auf dem Sektor der abstrakten Malerei traten die Künstler Håkan Rehnberg und Ann Edholm hervor.Im Bereich der Skulptur hat sich der traditionelle plast. Begriff ebenso wie in den meisten westl. Ländern in der ortsbezogenen Installation aufgehoben. Bereits in den 70er-Jahren gelangte Lars Kleen vom Bild über das Relief zu raumfüllenden Holzinstallationen, oft mit Bootsmetaphern. Herausragende Beispiele einer komplexen, die modernen Massenmedien und die künstler. Avantgarde reflektierenden Multimediakunst liefern in ihren Werken Fredrik Wretman und die in Norwegen lebende Anneé Olofsson.
▣ Literatur:
Zeitler, R.: Schweden. Kunstdenkmäler u. Museen. Stuttgart 1985.
⃟ Im Lichte des Nordens, bearb. v. R. Andree u. a., Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf 1986.
⃟ Tångeberg, P.: Holzskulptur u. Altarschrein. Studien zu Form, Material u. Technik. Mittelalterl. Plastik in Schweden. München 1989.
⃟ Zeitler, R.: Skandinav. Kunst um 1900. Leipzig 1990.
⃟ Das steinerne Licht. Ostsee-Biennale 1992, hg. v. A. Etz, Ausst.-Kat. Kunsthalle Rostock 1992.
⃟ Swedish folk art, hg. v. B. Klein u. a. New York 1994.
⃟ Facos, M.: Nationalism and Nordic imagination. Swedish art of the 1890s. Berkeley, Calif., 1998.
Die Hauptaufgabe der Malerei war seit der Renaissance das Porträt. In der 2. Hälfte des 17. Jh. wirkten in Schweden der Holländer M. van Meytens und der Hamburger D. Klöcker von Ehrenstrahl. Aus seiner Schule, die von seinem Neffen D. von Krafft fortgeführt wurde, entwickelte sich die Malerei des 18. Jh. (G. Lundberg und A. Roslin). Der bedeutendste Rokokomaler, C. G. Pilo, war auch für das dän. Königshaus tätig. Im 19. Jh. malte C. J. Fahlcrantz romantisch empfundene Landschaften. Viele Künstler gingen zu ihrer Ausbildung nach Düsseldorf, gegen Ende des Jh. nach Paris. Um die Jahrhundertwende hatte die schwed. Malerei internat. Niveau und zugleich eigenen Charakter mit C. Larsson, dem auch als Radierer hervorragenden A. Zorn, dem Tiermaler B. Liljefors und dem Landschaftsmaler Prinz Eugen Napoleon Nikolaus. Auf die folgende Entwicklung hatte bes. H. Matisse Einfluss (Isaac Grünewald, Einar Jolin, Nils von Dardel). Seit 1929 gibt es eine surrealist. Malerei (Erik Olson, Esaias Thorén, Stellan Mörner). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Malerei teils ungegenständlich (Olle Baertling, Pierre Olofsson), teils pflegte man einen naiven Expressionismus (Sven Erixson) bzw. Farbvitalismus (Evert Lundquist). In der Gegenwart halten Malerei und Grafik Kontakt mit allen modernen Strömungen, wobei das soziale und polit. Engagement eine besondere Rolle spielt (u. a. Carl F. Reuterswärd, * 1934). Der führende Bildhauer in der 1. Hälfte des 20. Jh. war C. Milles. Die jüngeren schwed. Bildhauer arbeiten sowohl mit naturnahen als auch mit abstrakten Formen (Eric Grate, Christian Berg, Arne Jones, Palle Pernevi).Die sich vom Eklektizismus des 19. Jh. lösende Baukunst des 20. Jh. blieb der nat. Überlieferung eng verbunden und bildete mit dem Stockholmer Stadthaus von Ragnar Östberg eine eigenständige Synthese aus einheim. Ziegelbauweise und internat. Anregungen. Zw. Neoklassizismus und Funktionalismus sind die Bauten von G. Asplund anzusiedeln (Stadtbibliothek; Stockholm, 1927). Für die Architektur der Gegenwart wurden Sven Markelius, Sven Backström, Peter Celsing und Ralph Erskine bedeutend. In den 80er-Jahren profilierten sich mit preisgekrönten Entwürfen v.a. die »Berg Arkitektskontors« (Svante Berg, Lasse Vredblad, Esbjörn Adamson), sie verwirklichten u. a. in Stockholm die »Globe Arena« (1986-89); bei diesem Entwurf griffen sie auf den russ. Konstruktivismus der 1920er-Jahre zurück. Nach wie vor ist in der schwed. Architektur ein gepflegter klassizist. Funktionalismus, der in der Nachfolge von G. Asplund steht, lebendig.Auf dem Gebiet der Malerei erreichen viele der jungen Künstler internat. Niveau. Die figurative Malerei wird u. a. von Helene Billgren, Björn Ross, Thomas Holm, Carin Carlsson, Maria Backlöf und Jordi Akkö vertreten. Auf dem Sektor der abstrakten Malerei traten die Künstler Håkan Rehnberg und Ann Edholm hervor.Im Bereich der Skulptur hat sich der traditionelle plast. Begriff ebenso wie in den meisten westl. Ländern in der ortsbezogenen Installation aufgehoben. Bereits in den 70er-Jahren gelangte Lars Kleen vom Bild über das Relief zu raumfüllenden Holzinstallationen, oft mit Bootsmetaphern. Herausragende Beispiele einer komplexen, die modernen Massenmedien und die künstler. Avantgarde reflektierenden Multimediakunst liefern in ihren Werken Fredrik Wretman und die in Norwegen lebende Anneé Olofsson.
▣ Literatur:
Zeitler, R.: Schweden. Kunstdenkmäler u. Museen. Stuttgart 1985.
⃟ Im Lichte des Nordens, bearb. v. R. Andree u. a., Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf 1986.
⃟ Tångeberg, P.: Holzskulptur u. Altarschrein. Studien zu Form, Material u. Technik. Mittelalterl. Plastik in Schweden. München 1989.
⃟ Zeitler, R.: Skandinav. Kunst um 1900. Leipzig 1990.
⃟ Das steinerne Licht. Ostsee-Biennale 1992, hg. v. A. Etz, Ausst.-Kat. Kunsthalle Rostock 1992.
⃟ Swedish folk art, hg. v. B. Klein u. a. New York 1994.
⃟ Facos, M.: Nationalism and Nordic imagination. Swedish art of the 1890s. Berkeley, Calif., 1998.