Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Säule
Säule,Baukunst: über kreisförmigem Grundriss stehende senkrechte Stütze im Steinbau, die sich im Ggs. zum Rundpfeiler i. Allg. leicht nach oben verjüngt. Sie besteht aus Basis (die auch fehlen kann), Schaft und Kapitell. Die Basis wird von einer i. d. R. quadrat. Platte (Plinthe) und verschieden profilierten Wülsten (Torus) und Kehlen (Trochilus) gebildet. Der S.-Schaft, aus einem Stück (Monolith) oder mehreren Teilstücken (Trommeln) gearbeitet, kann durch senkrechte konkave Rillen (Kanneluren) oder Ornamente gegliedert sein. Bei grch. und von ihnen stilistisch abhängigen S. ist häufig eine leichte Schwellung (Entasis) des Schafts zu finden. Man unterscheidet ferner spiralförmig gedrehte Schlangen-S., Knoten-S. sowie S. mit Schaftring (gewirtelte S.). S. als Architekturglieder stehen entweder frei oder sind - meist als Halb- oder Dreiviertel-S. - mit der Wand verbunden. S. sind mitunter in Gruppen geordnet (gekuppelte S., Vierlings-S., S.-Bündel). Einzeln stehende S. ohne direkten Zusammenhang mit einem Bauwerk sind i. d. R. Denkmäler, die an histor. Ereignisse oder Personen erinnern (Sieges-S., Ehren-S., Grab-S.) oder als Danksagung für Hilfe in der Not (Votiv-S., Dreifaltigkeits-S.) errichtet wurden. - Die Ägypter gestalteten ihre S. v. a. nach pflanzl. Vorbildern (Lotos-S., Papyrus-S., Palmen-S.). Die grch. Baukunst bildete die klass. Säulenordnung aus. Bei den Römern, wie schon bei den Griechen, dienten einzeln stehende S. vorwiegend als Träger von Statuen. Seit der Spätantike wurden die S. auch durch Rundbogen miteinander verbunden, was die Einschiebung eines Kämpfers zw. Kapitell und Bogenansatz zur Folge hatte; künstlerisch ausgestaltet wurde v. a. das Kapitell. In der Gotik wurde die S. mit Diensten (Dienst) versehen oder durch den Bündelpfeiler ersetzt. Seit der Renaissance wurden die antiken S.-Formen wieder aufgenommen. Die moderne Baukunst bevorzugt als Stütze den Pfeiler.
Literatur:
Forssman, E.: S. u. Ornament. Stockholm u. a. 1956.
Chitham, R.: Die Säulenordnungen der Antike u. ihre Anwendung in der Architektur. A. d. Engl. Lizenzausg. Wiesbaden 1994.
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Ansicht: Säule