Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Säugling
Säugling,das Kind im ersten Lebensjahr, in den ersten 28. Lebenstagen als Neugeborenes bezeichnet (WHO-Definition). Das Geburtsgewicht liegt normalerweise zw. 2 800 und 4 100 g (Durchschnitt 3 400 g), die Körperlänge zw. 48 und 54 cm (Durchschnitt 50 cm). Bei einem Geburtsgewicht unter 2 500 g handelt es sich meist um Frühgeborene (Frühgeburt). Der S. hat eine Pulsfrequenz von 100 bis 130 je Minute und atmet durchschnittlich 40- bis 50-mal in der Minute. - Im Unterschied zu den anderen neugeborenen Primaten, die als Nestflüchter bei der Geburt annähernd die Körperproportionen der erwachsenen Tiere besitzen und eine weitgehende Beherrschung der arteigenen Motorik aufweisen, weicht der S. in seinen Körperproportionen erheblich von denen des Erwachsenen ab und erwirbt erst im 12.-15. Monat u. a. die Fähigkeit der (arttyp.) zweibeinigen Fortbewegung. Die Besonderheit der menschl. S.-Zeit besteht v. a. darin, dass in ihr Reifungsprozesse ablaufen, die bei anderen Primaten noch in die Embryonalzeit fallen. So erfolgt die Massen- und Größenzunahme beim S. etwa ebenso rasch wie noch in der letzten Phase der intrauterinen Entwicklung, während sich im Anschluss an die S.-Zeit das Wachstumstempo erheblich verlangsamt.
Entscheidend für eine ausgeglichene Entwicklung des S. ist eine intensive emotionale Zuwendung durch die Eltern oder eine andere dauernd anwesende Bezugsperson. Die ersten Wochen des Lebens sind primär durch die biolog. Funktionen der Lebenserhaltung bestimmt, die in Form von Reflexen bereits ausgebildet sind (z. B. Saugreflex zur Nahrungsaufnahme); der S. ist in dieser Zeit ein ganz auf seine leibl. Vorgänge und Gefühle ausgerichtetes Wesen. Im zweiten bis dritten Monat beginnt die spontane Hinwendung des S. zur Umwelt (erkennbar am Lächeln, später auch am Betätigungstrieb bei der Nachahmung und am Spiel). Im Verlauf des ersten Vierteljahres erlangt der S. die Fähigkeit zur Beherrschung der Augenmuskeln und damit zum Fixieren eines Gegenstandes. Mit 2-3 Monaten kann er den Kopf halten und die Arme bewegen, wobei Bewegungen mit dem Auge verfolgt sowie zunehmend kontrolliert und gesteuert werden, bis etwa mit sechs Monaten das gezielte Greifen möglich wird; Gegenstände werden intensiv untersucht. In den letzten drei Monaten des ersten Lebensjahres werden das Stehen, später das freie Laufen erlernt. Das Greifen mit Daumen und Zeigefinger u. a. differenzierte Bewegungsformen bilden sich heraus. - Die ersten Lautäußerungen des S. sind das Schreien; das zweite Stadium der Sprachentwicklung beginnt mit dem Lallen, der spieler. Wiederholung einzelner Vokale und Konsonanten und setzt sich im zweiten Lebensjahr mit der Bildung von Wörtern fort. Mit dem Erlernen des Gehens und Sprechens geht das S.-Alter in das des Kleinkinds über (Kind).
▣ Literatur:
K. Stehr Schwangerschaft, Geburt u. Säuglingspflege, hg. v. u. a. Aus dem Amerikan. München u. a. 81992.
⃟ Niessen, K.-H.: Ernährung des S. Stuttgart 41995.
⃟ Rauterberg, K.: Normale Entwicklung des S. u. ihre Abweichungen. Stuttgart u. a. 51996.
Säugling,das Kind im ersten Lebensjahr, in den ersten 28. Lebenstagen als Neugeborenes bezeichnet (WHO-Definition). Das Geburtsgewicht liegt normalerweise zw. 2 800 und 4 100 g (Durchschnitt 3 400 g), die Körperlänge zw. 48 und 54 cm (Durchschnitt 50 cm). Bei einem Geburtsgewicht unter 2 500 g handelt es sich meist um Frühgeborene (Frühgeburt). Der S. hat eine Pulsfrequenz von 100 bis 130 je Minute und atmet durchschnittlich 40- bis 50-mal in der Minute. - Im Unterschied zu den anderen neugeborenen Primaten, die als Nestflüchter bei der Geburt annähernd die Körperproportionen der erwachsenen Tiere besitzen und eine weitgehende Beherrschung der arteigenen Motorik aufweisen, weicht der S. in seinen Körperproportionen erheblich von denen des Erwachsenen ab und erwirbt erst im 12.-15. Monat u. a. die Fähigkeit der (arttyp.) zweibeinigen Fortbewegung. Die Besonderheit der menschl. S.-Zeit besteht v. a. darin, dass in ihr Reifungsprozesse ablaufen, die bei anderen Primaten noch in die Embryonalzeit fallen. So erfolgt die Massen- und Größenzunahme beim S. etwa ebenso rasch wie noch in der letzten Phase der intrauterinen Entwicklung, während sich im Anschluss an die S.-Zeit das Wachstumstempo erheblich verlangsamt.
Entscheidend für eine ausgeglichene Entwicklung des S. ist eine intensive emotionale Zuwendung durch die Eltern oder eine andere dauernd anwesende Bezugsperson. Die ersten Wochen des Lebens sind primär durch die biolog. Funktionen der Lebenserhaltung bestimmt, die in Form von Reflexen bereits ausgebildet sind (z. B. Saugreflex zur Nahrungsaufnahme); der S. ist in dieser Zeit ein ganz auf seine leibl. Vorgänge und Gefühle ausgerichtetes Wesen. Im zweiten bis dritten Monat beginnt die spontane Hinwendung des S. zur Umwelt (erkennbar am Lächeln, später auch am Betätigungstrieb bei der Nachahmung und am Spiel). Im Verlauf des ersten Vierteljahres erlangt der S. die Fähigkeit zur Beherrschung der Augenmuskeln und damit zum Fixieren eines Gegenstandes. Mit 2-3 Monaten kann er den Kopf halten und die Arme bewegen, wobei Bewegungen mit dem Auge verfolgt sowie zunehmend kontrolliert und gesteuert werden, bis etwa mit sechs Monaten das gezielte Greifen möglich wird; Gegenstände werden intensiv untersucht. In den letzten drei Monaten des ersten Lebensjahres werden das Stehen, später das freie Laufen erlernt. Das Greifen mit Daumen und Zeigefinger u. a. differenzierte Bewegungsformen bilden sich heraus. - Die ersten Lautäußerungen des S. sind das Schreien; das zweite Stadium der Sprachentwicklung beginnt mit dem Lallen, der spieler. Wiederholung einzelner Vokale und Konsonanten und setzt sich im zweiten Lebensjahr mit der Bildung von Wörtern fort. Mit dem Erlernen des Gehens und Sprechens geht das S.-Alter in das des Kleinkinds über (Kind).
▣ Literatur:
K. Stehr Schwangerschaft, Geburt u. Säuglingspflege, hg. v. u. a. Aus dem Amerikan. München u. a. 81992.
⃟ Niessen, K.-H.: Ernährung des S. Stuttgart 41995.
⃟ Rauterberg, K.: Normale Entwicklung des S. u. ihre Abweichungen. Stuttgart u. a. 51996.