Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Säugetiere
Säugetiere(Säuger, Mammalia), weltweit verbreitete, höchstentwickelte Klasse der Wirbeltiere mit mehr als 4 500 Arten von etwa 5 cm bis über 30 m Länge und einem Gewicht von etwa 3 g (kleinste Spitzmaus- und Nagetierarten) bis weit über 100 t (Blauwal); die Jungen werden von der Mutter mit in besonderen Milchdrüsen erzeugter Milch gesäugt. Mit Ausnahme der Eier legenden Kloakentiere sind alle S. lebend gebärend. - Die S. sind gleichwarm (»Warmblüter«), lediglich bei Winterschläfern (z. B. Feldmäuse, Igel, Hamster) kann die Körpertemperatur zeitweise stark herabgesetzt werden. Alle S. atmen durch Lungen. Körper- und Lungenkreislauf einschl. Herzkammer und -vorkammer sind getrennt. - Das Gebiss ist stark differenziert. - Fast alle S. haben zwei Extremitätenpaare (mit Ausnahme der Wale und Seekühe); das vordere Paar kann zu Flügeln umgestaltet sein (Flattertiere). - Die Leibeshöhle der S. ist durch das Zwerchfell in Brust- und Bauchhöhle getrennt. Die Geschlechtsorgane sind paarig entwickelt. - Die Sinnesorgane der S. sind meist sehr hoch entwickelt, ebenso das Gehirn. Die Hirnrinde ist oft stark gefurcht. - Die weibl. Geschlechtsorgane und die von ihnen abhängige Form der Keimesentwicklung und Brutpflege sind Grundlage der systemat. Einteilung der S. in die drei Unterklassen Prototheria (Eierlegende S.: einzige Ordnung Kloakentiere), Metatheria (Beutel-S.: einzige Ordnung Beuteltiere) und Eutheria (Plazentatiere) mit den Ordnungen: Insektenfresser, Rüsselspringer, Fledertiere, Riesengleiter, Spitzhörnchen, Herrentiere, Nebengelenktiere, Schuppentiere, Nagetiere, Raubtiere, Hasentiere, Waltiere, Röhrchenzähner, Rüsseltiere, Seekühe, Schliefer, Unpaarhufer, Paarhufer. In einer neueren Einteilung der S. werden nur noch zwei Unterklassen unterschieden: Prototheria (»Vor- und Ur-S.«: einzige Ordnung Kloakentiere) und Theria (»Echte« S.: alle übrigen Ordnungen).Stammesgeschichte: Die S. haben sich aus den »säugetierähnl. Reptilien« (Therapsida) entwickelt. Die ältesten S.-Funde (v. a. Zähne und Kiefer) stammen aus der Oberen Trias (v. a. aus der Zeit von vor etwa 220 Mio. Jahren): kleine, meist mausgroße Tiere, die sich wahrscheinlich von Insekten, aber auch kleinen Amphibien und Reptilien oder Pflanzen ernährten. Die schnelle weitere Entfaltung der S. setzte erst nach der Wende Kreide/Tertiär (vor 65 Mio. Jahren), nach dem Aussterben der großen Reptilien und im Zusammenhang mit der Kontinentalverschiebung ein. Dadurch bedingt konnten z. B. in dem seit Ende der Kreide isolierten Australien die evolutiv zurückgebliebenen Kloaken- und Beuteltiere zur Vorherrschaft kommen.
Literatur:
Thenius, E.: Die Evolution der S. Stuttgart u. a. 1979.
Müller, Arno H.: Lehrbuch der Paläozoologie, Bd. 3, Tl. 3: Mammalia. Jena 21989.
Brockhaus - die Bibliothek. Grzimeks Enzyklopädie S., Beiträge v. R. Apfelbach u. a., 5 Bde. u. Registerbd. Neuausg. Leipzig u. a. 1997.
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