Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Syrien
Syri|en ⃟ Fläche: 185 180 km2
Einwohner: (1995) 14,66 Mio.
Hauptstadt: Damaskus
Verwaltungsgliederung: 14 Distrikte
Amtssprache: Arabisch
Nationalfeiertag: 17. 4.
Währung: 1 Syrisches Pfund (syr£) = 100 Piastres (PS)
Zeitzone: MEZ + 2 Std.
(amtlich arab. Al-Djumhurijja al-Arabijja as-Surijja, dt. Arabische Republik S.), Staat in Vorderasien, grenzt im N an die Türkei, im O und SO an Irak, im S an Jordanien, im SW an Israel, im W an Libanon und das Mittelmeer.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1973 ist S. eine sozialist. Volksrep. mit Präsidialsystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Inhaber der Exekutivgewalt ist der mit weitgehenden Vollmachten ausgestattete Präs. (vom Parlament nominiert, wird er auf sieben Jahre direkt gewählt). Er bestimmt die Richtlinien der Politik, hat das Recht auf Gesetzgebungsinitiative und -veto, ernennt und entlässt die Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Die Legislative liegt bei der Volksversammlung (250 Abg., für vier Jahre gewählt). Einflussreichste Partei ist die syr. Baath-Partei. Sie dominiert auch die Nat. Progressive Front, eine Koalition, zu der außerdem die Syrisch-Arab. Sozialist. Union, die Kommunist. Partei S.s, die Organisation der Sozialist. Unionisten und die Bewegung der Arab. Sozialisten gehören.
Landesnatur: S. umfasst einen 175 km langen Küstenabschnitt am Mittelmeer, dem eine rd. 50 km breite Gebirgszone folgt. Diese fällt zum Syr. Graben mit dem Orontes als Hauptfluss ab, steigt im Antilibanon und Hermon bis auf 2 814 m ü. M. an und dacht sich nach O ab. Östlich dieser Zone erstrecken sich z. T. von Lavafeldern bedeckte Tafelländer mit Höhenzügen; im S der vulkan. Djebel Drus (bis 1 800 m ü. M.). Das Innere ist heiß und trocken, wird von Wüstensteppe und Wüste eingenommen. Hauptfluss ist der Euphrat. Die Niederschläge ermöglichen nur in den westl. Gebirgszügen Baumwuchs.
Bevölkerung: Die Mehrheit der Bewohner sind Arabisch sprechende Syrer, daneben leben Kurden (6,3 %), Armenier (rd. 4 %), Turkmenen u. a. Bev.gruppen im Land. Besondere Gruppen sind die Nomaden und palästinens. Flüchtlinge (derzeit etwa 280 000). - Schulpflicht besteht vom 7. bis 12. Lebensjahr; es gibt vier Univ. (Damaskus, Aleppo, Latakia, Homs); die Analphabetenquote liegt bei 35 %. - Rd. 90 % der Bev. sind Muslime (meist Sunniten der hanafit. oder schafiit. Richtung, ferner Alawiten, Ismailiten, Schiiten), daneben Christen versch. Richtungen. Die alteingesessene jüd. Bevölkerung ist zum größten Teil nach Israel ausgewandert.
Wirtschaft, Verkehr: Die Landwirtschaft bildet trotz forcierter Industrialisierung in den letzten Jahren die wirtsch. Grundlage des Staates. Sie erbringt etwa 30 % des Bruttoinlandproduktes. Durch die Agrarreformen von 1958 und 1980 wurde die Besitzstruktur grundlegend verändert; privates und genossenschaftl. Eigentum sind vorherrschend. Hauptanbaugebiete sind die Ackerebenen Nord-S. (Neuerschließung in der Landschaft Djesire) und das Euphratgebiet. Hauptanbaukulturen sind Weizen und dank künstl. Bewässerung (Nutzung des Assadstausees) Baumwolle, das wichtigste agrar. Exportprodukt Syriens; Baumkulturen v. a. von Aprikosen (drittgrößter Erzeuger der Welt) und Feigen. Der gesamte zentrale Teil von S. kann nur durch die Weidewirtschaft der Nomaden genutzt werden. - Die bedeutendsten Bodenschätze sind Erdöl, Erdgas und Phosphat. Seit 1973 werden die Phosphatlager bei Palmyra abgebaut. Die 1966 im NO entdeckten Erdölfelder (schweres, schwefelreiches Erdöl) werden seit 1968 ausgebeutet und seit Mitte der 70er-Jahre für den Export genutzt. Das seit 1984 bei Deir ez-Zor im O geförderte leichte und schwefelarme Erdöl wird in den Raffinerien von Homs und Banias verarbeitet. Traditionelle Ind.zweige sind die Nahrungsmittel- und Textilind.; hinzu kommen chem. Ind., der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Zement- und Düngemittelproduktion. Das Kunsthandwerk hat große Tradition und ist weltbekannt. Die Ind. konzentriert sich v. a. in Aleppo, Damaskus, Hama und Homs. - S. hat ein 2 750 km langes Eisenbahn- und ein 39 333 km langes Straßennetz. Haupthäfen sind Latakia, Banias und Tartous; internat. Flughafen in Damaskus.
Geschichte: S. war im Altertum die Bez. für das Gebiet zw. Mittelmeer im W und Arabien im O, etwa dem heutigen Aleppo im N und Palästina im S (die Zuordnung Phönikiens ist unterschiedlich). Im 2./1. Jt. v. Chr. lag es im Überschneidungsbereich der Interessen der altoriental. Mächte. 539 v. Chr. von Persern, 333 v. Chr. von Alexander (III.), d. Gr., unterworfen, setzte die Hellenisierung ein. 301 v. Chr. wurde S. zw. Ptolemäern (N) und Seleukiden (S) geteilt; 195 v. Chr. gänzlich seleukidisch. 64 v. Chr. richtete Pompeius die röm. Provinz Syria (einschließlich Phönikien) ein, der 93 n. Chr. auch Judäa eingegliedert wurde. 194 n. Chr. und im 4. Jh. unter Diokletian wurde die Provinz geteilt. Ab 395 gehörte sie zum Oström. (Byzantin.) Reich. Nach der Eroberung durch die muslim. Araber (634-637/640) machten die Omaijadenkalifen 661 Damaskus zur Hptst. ihres Reiches. Nach ihrem Sturz (750) geriet das Land in Abhängigkeit von Ägypten. 1098-1268 gehörten Teile S. (Küstenstreifen) zum Kreuzritter-Fürstentum Antiochien; 1516/17-1918 Teil des Osman. Reiches. Im Sykes-Picot-Abkommen (1916) frz. Einflussgebiet zugesprochen; 1918 von brit. und arab. Truppen (unter Feisal) besetzt; am 18. 3. 1920 Unabhängigkeitserklärung (Königreich S.) und Krönung Feisals I. zum König; April 1920 Festlegung des frz. Völkerbundmandats für S. (Konferenz von San Remo). Nach dem Einmarsch frz. Truppen und der Abdankung Feisals I. (25. 7. 1920) 1922-46 frz. Mandatsgebiet; blieb (wechselnd) in mehrere politisch-administrative Untereinheiten aufgeteilt: Libanon (Aug. 1920 zum Separatstaat erklärt), Staat der Nusairier, Staat von Aleppo, Staat von Damaskus, autonome Region der Drusen, Provinz [Sandschak] Alexandrette (1939 an Türkei). Nach der Niederschlagung des Drusenaufstandes 1925/27 wurde Libanon selbstständig; 1936 syrisch-frz. Vertrag über Unabhängigkeit (von Frankreich nicht ratifiziert). Im 2. Weltkrieg besetzten brit. und freie frz. Truppen S. (Juni/Juli 1941); Sept. 1941 Erklärung der (formellen) Unabhängigkeit (Republik S.); de Gaulle erklärte S. am 1. 1. 1944 erneut für unabhängig, doch räumten die brit. und frz. Truppen erst nach wachsenden Unruhen im April 1946 das Land (volle Unabhängigkeit). 1945 wurde S. Mitglied der UN und der Arab. Liga. 1958 mit Ägypten Bildung der Vereinigten Arab. Republik (VAR; Sept. 1961 nach einem Putsch in S. aufgelöst). Nach einem Militärputsch am 8. 3. 1963 übernahm die Baath-Partei die Macht. Der 3. Israelisch-Arab. Krieg 1967 brachte den Verlust der Golanhöhen. Im Nov. 1970 stürzte General H. al-Assad in einem unblutigen Putsch (»Korrekturschritt«) die herrschende marxist. Baath-Führungsgruppe; seit März 1971 ist al-Assad Staatspräs. (zuletzt Dez. 1991 wieder gewählt). Nach dem 4. Israelisch-Arab. Krieg (1973) schloss S. 1974 ein Truppenentflechtungsabkommen für die Golanhöhen mit Israel. Die Ablehnung des 2. israelisch-ägypt. Sinai-Abkommens (1975) führte zur Kontroverse mit Ägypten. Die Unterstützung der Palästinenser und das direkte Eingreifen syr. Streitkräfte im libanes. Bürgerkrieg (seit Juni 1976, zunächst zugunsten, seit 1982 zuungunsten der Christen) stärkte die Stellung S. in der arab. Welt. Der Friedensvertrag zw. Ägypten und Israel (1979) führte zur Annäherung S. an Irak. Der irakisch-iran. Krieg 1980-88 (1. Golfkrieg), in dem S. im Ggs. zu den anderen arab. Staaten Iran unterstützte, verschärfte erneut die Spannungen zw. S. und Irak (April 1982 Schließung der Grenze) sowie Jordanien (das auf irak. Seite stand). Die Annexion der syr. Golanhöhen durch Israel (Dez. 1981) und die israel. Invasion im Libanon (Juni 1982 bis Juli 1985) verstärkten die Aktivitäten S.s im Libanon (u. a. 1983 Verhinderung eines israelisch-libanes. Separatfriedens) und im arab. Lager. Mit dem Abkommen von Taif (Okt. 1988) wurde S. offiziell zur Schutzmacht Libanons erklärt (Ausbau seines Machtbereichs durch Freundschaftsvertrag vom Mai 1991). Die Annäherung an Ägypten 1989/90, der Beitritt zur antiirak. Allianz im 2. Golfkrieg 1991 und die Teilnahme an der im Okt. 1991 eingeleiteten Nahostfriedenskonferenz (erstmals direkte israelisch-syr. Verhandlungen über die Rückgabe der Golanhöhen; syr. Vorbedingung für eine Gesamtlösung des Nahostkonflikts) förderten das Gewicht des sich als Regionalmacht verstehenden S. im Nahen und Mittleren Osten. Die sich 1993/94 verstärkenden israel. Bemühungen um eine Friedensregelung mit S. stagnierten nach kurzer Zeit und kamen unter dem israel. MinPräs. B. Netanjahu (1996-99) zum Erliegen; sein Nachfolger E. Barak (ab 1999) will sie wieder aufnehmen. - Unter Druck der Türkei gab S. 1998 die Unterstützung der PKK auf.
▣ Literatur:
Wirth, E.: S. Eine geograph. Landeskunde. Darmstadt 1971.
⃟ Klengel, H.: Geschichte u. Kultur Altsyriens. Wien u. a. 1980.
⃟ Klaff, R.: Konfliktstrukturen u. Außenpolitik im Nahen Osten. Das Beispiel S. Berlin 1993.
⃟ Chenevière, A.: S. Wiege der Kultur. A. d. Frz. München 1996.
⃟ Pipes, D.: Syria beyond the peace process. Washington, D. C., 1996.
⃟ Perthes, V.: The political economy of Syria under Asad. Neuausg. London 1997.
⃟ Wils, O.: Ökonomische Liberalisierung in S. Berlin 1997.
⃟ Dabrowa, E.: The governors of Roman Syria from Augustus to Septimus Severus. Bonn 1998.
⃟ Rondot, P.: La Syrie. Paris 31998.
⃟ Scenarios for Syria. Socio-economic and political choices, hg. v. V. Perthes. Baden-Baden 1998.
⃟ Wirtschaftsentwicklung u. Investitionspolitik in S., hg. v. H. Hopfinger u. a. München 1998.
Einwohner: (1995) 14,66 Mio.
Hauptstadt: Damaskus
Verwaltungsgliederung: 14 Distrikte
Amtssprache: Arabisch
Nationalfeiertag: 17. 4.
Währung: 1 Syrisches Pfund (syr£) = 100 Piastres (PS)
Zeitzone: MEZ + 2 Std.
(amtlich arab. Al-Djumhurijja al-Arabijja as-Surijja, dt. Arabische Republik S.), Staat in Vorderasien, grenzt im N an die Türkei, im O und SO an Irak, im S an Jordanien, im SW an Israel, im W an Libanon und das Mittelmeer.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1973 ist S. eine sozialist. Volksrep. mit Präsidialsystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Inhaber der Exekutivgewalt ist der mit weitgehenden Vollmachten ausgestattete Präs. (vom Parlament nominiert, wird er auf sieben Jahre direkt gewählt). Er bestimmt die Richtlinien der Politik, hat das Recht auf Gesetzgebungsinitiative und -veto, ernennt und entlässt die Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Die Legislative liegt bei der Volksversammlung (250 Abg., für vier Jahre gewählt). Einflussreichste Partei ist die syr. Baath-Partei. Sie dominiert auch die Nat. Progressive Front, eine Koalition, zu der außerdem die Syrisch-Arab. Sozialist. Union, die Kommunist. Partei S.s, die Organisation der Sozialist. Unionisten und die Bewegung der Arab. Sozialisten gehören.
Landesnatur: S. umfasst einen 175 km langen Küstenabschnitt am Mittelmeer, dem eine rd. 50 km breite Gebirgszone folgt. Diese fällt zum Syr. Graben mit dem Orontes als Hauptfluss ab, steigt im Antilibanon und Hermon bis auf 2 814 m ü. M. an und dacht sich nach O ab. Östlich dieser Zone erstrecken sich z. T. von Lavafeldern bedeckte Tafelländer mit Höhenzügen; im S der vulkan. Djebel Drus (bis 1 800 m ü. M.). Das Innere ist heiß und trocken, wird von Wüstensteppe und Wüste eingenommen. Hauptfluss ist der Euphrat. Die Niederschläge ermöglichen nur in den westl. Gebirgszügen Baumwuchs.
Bevölkerung: Die Mehrheit der Bewohner sind Arabisch sprechende Syrer, daneben leben Kurden (6,3 %), Armenier (rd. 4 %), Turkmenen u. a. Bev.gruppen im Land. Besondere Gruppen sind die Nomaden und palästinens. Flüchtlinge (derzeit etwa 280 000). - Schulpflicht besteht vom 7. bis 12. Lebensjahr; es gibt vier Univ. (Damaskus, Aleppo, Latakia, Homs); die Analphabetenquote liegt bei 35 %. - Rd. 90 % der Bev. sind Muslime (meist Sunniten der hanafit. oder schafiit. Richtung, ferner Alawiten, Ismailiten, Schiiten), daneben Christen versch. Richtungen. Die alteingesessene jüd. Bevölkerung ist zum größten Teil nach Israel ausgewandert.
Wirtschaft, Verkehr: Die Landwirtschaft bildet trotz forcierter Industrialisierung in den letzten Jahren die wirtsch. Grundlage des Staates. Sie erbringt etwa 30 % des Bruttoinlandproduktes. Durch die Agrarreformen von 1958 und 1980 wurde die Besitzstruktur grundlegend verändert; privates und genossenschaftl. Eigentum sind vorherrschend. Hauptanbaugebiete sind die Ackerebenen Nord-S. (Neuerschließung in der Landschaft Djesire) und das Euphratgebiet. Hauptanbaukulturen sind Weizen und dank künstl. Bewässerung (Nutzung des Assadstausees) Baumwolle, das wichtigste agrar. Exportprodukt Syriens; Baumkulturen v. a. von Aprikosen (drittgrößter Erzeuger der Welt) und Feigen. Der gesamte zentrale Teil von S. kann nur durch die Weidewirtschaft der Nomaden genutzt werden. - Die bedeutendsten Bodenschätze sind Erdöl, Erdgas und Phosphat. Seit 1973 werden die Phosphatlager bei Palmyra abgebaut. Die 1966 im NO entdeckten Erdölfelder (schweres, schwefelreiches Erdöl) werden seit 1968 ausgebeutet und seit Mitte der 70er-Jahre für den Export genutzt. Das seit 1984 bei Deir ez-Zor im O geförderte leichte und schwefelarme Erdöl wird in den Raffinerien von Homs und Banias verarbeitet. Traditionelle Ind.zweige sind die Nahrungsmittel- und Textilind.; hinzu kommen chem. Ind., der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Zement- und Düngemittelproduktion. Das Kunsthandwerk hat große Tradition und ist weltbekannt. Die Ind. konzentriert sich v. a. in Aleppo, Damaskus, Hama und Homs. - S. hat ein 2 750 km langes Eisenbahn- und ein 39 333 km langes Straßennetz. Haupthäfen sind Latakia, Banias und Tartous; internat. Flughafen in Damaskus.
Geschichte: S. war im Altertum die Bez. für das Gebiet zw. Mittelmeer im W und Arabien im O, etwa dem heutigen Aleppo im N und Palästina im S (die Zuordnung Phönikiens ist unterschiedlich). Im 2./1. Jt. v. Chr. lag es im Überschneidungsbereich der Interessen der altoriental. Mächte. 539 v. Chr. von Persern, 333 v. Chr. von Alexander (III.), d. Gr., unterworfen, setzte die Hellenisierung ein. 301 v. Chr. wurde S. zw. Ptolemäern (N) und Seleukiden (S) geteilt; 195 v. Chr. gänzlich seleukidisch. 64 v. Chr. richtete Pompeius die röm. Provinz Syria (einschließlich Phönikien) ein, der 93 n. Chr. auch Judäa eingegliedert wurde. 194 n. Chr. und im 4. Jh. unter Diokletian wurde die Provinz geteilt. Ab 395 gehörte sie zum Oström. (Byzantin.) Reich. Nach der Eroberung durch die muslim. Araber (634-637/640) machten die Omaijadenkalifen 661 Damaskus zur Hptst. ihres Reiches. Nach ihrem Sturz (750) geriet das Land in Abhängigkeit von Ägypten. 1098-1268 gehörten Teile S. (Küstenstreifen) zum Kreuzritter-Fürstentum Antiochien; 1516/17-1918 Teil des Osman. Reiches. Im Sykes-Picot-Abkommen (1916) frz. Einflussgebiet zugesprochen; 1918 von brit. und arab. Truppen (unter Feisal) besetzt; am 18. 3. 1920 Unabhängigkeitserklärung (Königreich S.) und Krönung Feisals I. zum König; April 1920 Festlegung des frz. Völkerbundmandats für S. (Konferenz von San Remo). Nach dem Einmarsch frz. Truppen und der Abdankung Feisals I. (25. 7. 1920) 1922-46 frz. Mandatsgebiet; blieb (wechselnd) in mehrere politisch-administrative Untereinheiten aufgeteilt: Libanon (Aug. 1920 zum Separatstaat erklärt), Staat der Nusairier, Staat von Aleppo, Staat von Damaskus, autonome Region der Drusen, Provinz [Sandschak] Alexandrette (1939 an Türkei). Nach der Niederschlagung des Drusenaufstandes 1925/27 wurde Libanon selbstständig; 1936 syrisch-frz. Vertrag über Unabhängigkeit (von Frankreich nicht ratifiziert). Im 2. Weltkrieg besetzten brit. und freie frz. Truppen S. (Juni/Juli 1941); Sept. 1941 Erklärung der (formellen) Unabhängigkeit (Republik S.); de Gaulle erklärte S. am 1. 1. 1944 erneut für unabhängig, doch räumten die brit. und frz. Truppen erst nach wachsenden Unruhen im April 1946 das Land (volle Unabhängigkeit). 1945 wurde S. Mitglied der UN und der Arab. Liga. 1958 mit Ägypten Bildung der Vereinigten Arab. Republik (VAR; Sept. 1961 nach einem Putsch in S. aufgelöst). Nach einem Militärputsch am 8. 3. 1963 übernahm die Baath-Partei die Macht. Der 3. Israelisch-Arab. Krieg 1967 brachte den Verlust der Golanhöhen. Im Nov. 1970 stürzte General H. al-Assad in einem unblutigen Putsch (»Korrekturschritt«) die herrschende marxist. Baath-Führungsgruppe; seit März 1971 ist al-Assad Staatspräs. (zuletzt Dez. 1991 wieder gewählt). Nach dem 4. Israelisch-Arab. Krieg (1973) schloss S. 1974 ein Truppenentflechtungsabkommen für die Golanhöhen mit Israel. Die Ablehnung des 2. israelisch-ägypt. Sinai-Abkommens (1975) führte zur Kontroverse mit Ägypten. Die Unterstützung der Palästinenser und das direkte Eingreifen syr. Streitkräfte im libanes. Bürgerkrieg (seit Juni 1976, zunächst zugunsten, seit 1982 zuungunsten der Christen) stärkte die Stellung S. in der arab. Welt. Der Friedensvertrag zw. Ägypten und Israel (1979) führte zur Annäherung S. an Irak. Der irakisch-iran. Krieg 1980-88 (1. Golfkrieg), in dem S. im Ggs. zu den anderen arab. Staaten Iran unterstützte, verschärfte erneut die Spannungen zw. S. und Irak (April 1982 Schließung der Grenze) sowie Jordanien (das auf irak. Seite stand). Die Annexion der syr. Golanhöhen durch Israel (Dez. 1981) und die israel. Invasion im Libanon (Juni 1982 bis Juli 1985) verstärkten die Aktivitäten S.s im Libanon (u. a. 1983 Verhinderung eines israelisch-libanes. Separatfriedens) und im arab. Lager. Mit dem Abkommen von Taif (Okt. 1988) wurde S. offiziell zur Schutzmacht Libanons erklärt (Ausbau seines Machtbereichs durch Freundschaftsvertrag vom Mai 1991). Die Annäherung an Ägypten 1989/90, der Beitritt zur antiirak. Allianz im 2. Golfkrieg 1991 und die Teilnahme an der im Okt. 1991 eingeleiteten Nahostfriedenskonferenz (erstmals direkte israelisch-syr. Verhandlungen über die Rückgabe der Golanhöhen; syr. Vorbedingung für eine Gesamtlösung des Nahostkonflikts) förderten das Gewicht des sich als Regionalmacht verstehenden S. im Nahen und Mittleren Osten. Die sich 1993/94 verstärkenden israel. Bemühungen um eine Friedensregelung mit S. stagnierten nach kurzer Zeit und kamen unter dem israel. MinPräs. B. Netanjahu (1996-99) zum Erliegen; sein Nachfolger E. Barak (ab 1999) will sie wieder aufnehmen. - Unter Druck der Türkei gab S. 1998 die Unterstützung der PKK auf.
▣ Literatur:
Wirth, E.: S. Eine geograph. Landeskunde. Darmstadt 1971.
⃟ Klengel, H.: Geschichte u. Kultur Altsyriens. Wien u. a. 1980.
⃟ Klaff, R.: Konfliktstrukturen u. Außenpolitik im Nahen Osten. Das Beispiel S. Berlin 1993.
⃟ Chenevière, A.: S. Wiege der Kultur. A. d. Frz. München 1996.
⃟ Pipes, D.: Syria beyond the peace process. Washington, D. C., 1996.
⃟ Perthes, V.: The political economy of Syria under Asad. Neuausg. London 1997.
⃟ Wils, O.: Ökonomische Liberalisierung in S. Berlin 1997.
⃟ Dabrowa, E.: The governors of Roman Syria from Augustus to Septimus Severus. Bonn 1998.
⃟ Rondot, P.: La Syrie. Paris 31998.
⃟ Scenarios for Syria. Socio-economic and political choices, hg. v. V. Perthes. Baden-Baden 1998.
⃟ Wirtschaftsentwicklung u. Investitionspolitik in S., hg. v. H. Hopfinger u. a. München 1998.