Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stuck
I Stuck[von italien. stucco], aus Putzgips, Kalk, Sand und Wasser hergestelltes Material für Plastiken und Innenraumdekoration (mit Innenraumdecken). Das schnelle Abbinden erfordert rasches und sicheres Arbeiten. Im Allg. wird S. aus freier Hand oder mit Schablonen geformt, evtl. auch in Formen gegossen und montiert. Stahldrähte und Holzstücke geben großen Flächen mehr Stabilität.
Geschichte: Bereits im Altertum war die Verwendung von S. für handwerkl. und künstler. Zwecke weit verbreitet. Im Orient war S. ein bevorzugter Werkstoff der parth., sassanid. und der Gandharaplastik. Bemalte S.-Reliefs sind in Ägypten und auf Kreta seit dem 2. Jt. v. Chr. bekannt. Die reiche S.-Dekoration der »Tomba dei Rilievi« in Cerveteri (um 300 v. Chr.) ist ein Beispiel der Verwendung von S. in der etrusk. Kunst, und auch im röm. Bereich wurden Wände oft mit S. verkleidet und mit S.-Gesimsen u. a. profiliert. Die Entwicklung der S.-Reliefdekoration ist hier vom frühen 1. Jh. v. Chr. bis in die Spätantike zu verfolgen (Pompeji, Farnesina, Hadriansvilla), wo sie sich in enger Verbindung mit der Wandmalerei entwickelte. In der abendländ. Kunst ist die Verwendung von S. (abgesehen von frühchristl. Arbeiten) seit dem frühen MA. bezeugt, z. B. aus dem 8. und 9. Jh. in Disentis (Graubünden) und in Cividale del Friuli, wobei byzantin. Einfluss deutlich ist, in Dtl. v. a. im 10. und 11. Jh. in der otton. und sal. Kunst. Es wurden sowohl S.-Reliefs (z. B. Chorschranken, Grabplatten, z. B. in Quedlinburg) als auch S.-Figuren (z. B. in Gernrode) und Architektur-S. (Kapitelle, kassettierter Wand-S.) ausgeführt. In der Renaissance wurde die antike S.-Technik in Italien wieder aufgegriffen (Decke von Santo Spirito, Florenz, 1436). Durch wandernde Stuckateure kam der S. dann zuerst nach Frankreich und Anfang des 17. Jh. nach Dtl. Bald entstanden »Schulen« (Graubünden, Vorarlberg, beide später Bauschulen; Miesbach um 1690; Wessobrunn 1600 bis etwa 1800; Würzburg 1740-77). Seine höchste Blüte erlebte der S. um 1750 in Bayern (Amalienburg, München, 1734, F. Cuvilliés und J. B. Zimmermann; Wallfahrtskirche Wies in Steingaden, 1746, D. Zimmermann; Vierzehnheiligen, 1770, J. M. und F. X. Feuchtmayer, G. Üblhör).
Literatur:
D. Hezel. S. u. Rabitz, Redaktion:Stuttgart 41994.
Leixner, S. u. Raddatz, A.: Der Stukkateur. Handbuch für das Gewerbe. Stuttgart 31995.
II Stụck,
1) Franz von (seit 1906), Maler, Grafiker und Bildhauer, * Tettenweis (Kr. Passau) 23. 2. 1863, ✝ München 30. 8. 1928; bed. Vertreter des Jugendstils in München, wo er 1892 Mitbegründer der Sezession war und ab 1895 an der Akademie lehrte. Er schuf Bilder mit mytholog. und symbolist. Themen, auch Porträts sowie Bronzeplastiken. Als vielseitigen Künstler weist ihn die 1898 vollendete Villa S. in München aus, die er als »Gesamtkunstwerk« gestaltete (heute Museum).
2) Hans-Joachim, Automobilrennfahrer, * Grainau (bei Garmisch-Partenkirchen) 1. 1. 1951; u. a. Formel-1-Fahrer 1974-79, Endurance-Weltmeister 1985, gewann das Vierundzwanzig-Stunden-Rennen von Le Mans (1986, 1987) und die amerikan. Tourenwagenmeisterschaft (1988). - Sein Vater Hans S. (* 1900, ✝ 1978) war ebenfalls ein erfolgreicher Automobilrennfahrer.
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