Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stresemann
I Stresemann,nach G. Stresemann benannter Herrenanzug für offizielle Anlässe: schwarzgrau gestreifte Hose ohne Umschlag, schwarzer einreihiger Sakko, schwarze oder graue Weste.
II Stresemann,
Gustav, Staatsmann, * Berlin 10. 5. 1878, ✝ ebd. 3. 10. 1929; Nationalökonom, war 1907-12, 1914-18 und 1920-29 MdR sowie 1919/20 Mitgl. der Nationalversammlung; schloss sich 1903 der Nationalliberalen Partei an; vertrat als Mitgl. des Alldt. Verbandes im Ersten Weltkrieg eine Annexionspolitik im W und O; hatte 1917 wesentl. Anteil am Sturz des Reichskanzlers T. von Bethmann Hollweg; gründete 1918 die DVP und führte sie als Vors. (seit 1918) - obwohl eigtl. Monarchist - aus realpolit. Gründen in die Verantwortung für den Staat der Weimarer Rep., erreichte als Reichskanzler (Aug. bis Nov. 1923) und Außenmin. ab Aug. 1923 deren relative Stabilisierung (1923 Überwindung der Ruhrbesetzung, 1924 Dawesplan, 1925 Locarnopakt, 1926 Aufnahme Dtl.s in den Völkerbund). Er strebte die Revision des Versailler Vertrags im Rahmen eines kollektiven Sicherheitssystems an, scheiterte aber - trotz der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit A. Briand - am frz. Bedürfnis nach Sicherheit auf der Basis des Status quo. 1926 erhielt S. zus. mit Briand den Friedensnobelpreis.
Literatur:
Berg, M.: G. S. Eine polit. Karriere zw. Reich u. Republik. Göttingen u. a. 1992.
Baumgart, C.: S. u. England. Köln u. a. 1994.
Baechler, C.: Gustave S. (1878 - 1929). De l'impérialisme à la sécurité collective. Straßburg 1996.
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