Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Strahlenschäden
Strahlenschäden,Medizin: Summe aller krankhaften Erscheinungen nach Einwirken ionisierender Strahlen auf Teilbereiche oder den gesamten menschl. Organismus. Das Ausmaß der ausgelösten Reaktionen und der bleibenden Schäden ist abhängig von der zugeführten wirksamen Strahlenmenge und -qualität sowie von ihrer räuml. und zeitl. Verteilung. Zu den Frühreaktionen nach einer Strahleneinwirkung gehört der Strahlenkater (v. a. Röntgenkater), der bei Ganzkörperbestrahlung auch unterhalb einer Energiedosis von 0,5 Gy nach einigen Stunden auftreten kann und sich in Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und allg. Unbehagen äußert. Bei örtl. Bestrahlung mit 3-4 Gy tritt eine akute Strahlendermatitis, eine entzündl. Hautreaktion, auf; bei höheren Dosen kommt es zu bleibendem Verlust von Haaren und Nägeln, Verbrennungen sowie Geschwüren (Strahlenulkus). Zu den Folgeerscheinungen gehören Hautschäden (Strahlen- oder Röntgendermatosen) und nach jahrelanger Latenz auch Krebs (Strahlen- oder Röntgenkarzinom). Als Folge einer Ganzkörper- oder umfangreichen Teilkörperbestrahlung tritt das akute Strahlensyndrom (Strahlenkrankheit) auf; während es bei einer Dosis bis zu 0,3 Gy zu einem völlig rückbildungsfähigen S. kommt, treten ab der krit. Dosis von 1 Gy deutl. Symptome (Fieber, Durchfälle und Blutungen, Geschwüre in Mund und Rachen, Haarausfall, Blutbildungsstörungen, Infektionen) auf; bei einer Dosis von etwa 4 Gy tritt in 50 % der Fälle der Tod durch Knochenmarkversagen, Hirnödeme oder Herz-Kreislauf-Schäden ein, ab etwa 7 Gy ist der Verlauf allg. tödlich. Zu den wichtigsten Spätreaktionen gehört der nach jahre- oder jahrzehntelanger Latenz auftretende Strahlenkrebs in Form des Lungenkrebses durch langfristige Einatmung radioaktiver Gase und Stäube, von Leukämie und Hautkrebs (Basaliome, Plattenepithelkarzinome), von Schilddrüsenkarzinomen und Sarkomen. Eine weitere Spätreaktion stellt die nach einer Latenzzeit auftretende Trübung der Augenlinse (Strahlenkatarakt, Strahlenstar) dar. Auch nach Überleben der akuten Symptome einer Strahlenkrankheit kann eine bleibende Schädigung des Erbguts bestehen. - Die Behandlung von S. beschränkt sich auf symptomat. Maßnahmen (Ruhigstellung, Infektionsprophylaxe, Infusionen), bei Knochenmarkschäden werden Knochenmarktransplantationen vorgenommen.
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