Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stimmung
Stimmung,1) Musik: die theoret. und prakt. Festlegung der absoluten und der relativen Tonhöhe. Die S. von Instrumenten und der auf ihnen gespielten Musik wird zunächst durch die absolute Tonhöhe bestimmt, die heute i. Allg. durch die Frequenz des Kammertons a1 festgelegt ist. Darüber hinaus hängt die S. vom System der von einem Instrument spielbaren und durch ein Musikstück geforderten Tonhöhenverhältnisse, den relativen Tonhöhen, ab. Die S. der meisten Blasinstrumente (Ausnahme u. a. Posaune) und der gestimmten Schlaginstrumente wird überwiegend durch den Instrumentenbau bestimmt und kann nur geringfügig vom Spieler beeinflusst werden. Saiteninstrumente können vor jedem Spiel (z. B. Gitarre, Violine) oder in größeren Zeitabständen (z. B. Klavier, Harfe) gestimmt werden. - In der reinen S. sollen die Dreiklänge auf dem Grundton, der Unter- und der Oberquinte »rein« sein; die Frequenzen der Dreiklangstöne (etwa c-e-g, f-a-c und g-h-d) verhalten sich wie 4 : 5 : 6. Dadurch sind alle diaton. Töne einer Tonart festgelegt; auf einem »rein« gestimmten Tasteninstrument erklingt jede andere Tonart unrein. Die Pythagoras zugeschriebene pythagoreische S. gewinnt die 12 Intervalle der Oktave durch Aneinanderreihung von 12 reinen Quinten und Reduzierung auf eine Oktave. Dabei ergibt sich infolge des pythagoreischen Kommas eine geringfügige Abweichung gegenüber dem Ausgangston. Das Spielen in allen Tonarten ermöglichte seit dem Ende des 18. Jh. die gleichschwebend temperierte S. (gleichschwebende Temperatur), die auf einer physikalisch gleichmäßigen Zwölfteilung der reinen Oktave beruht. - Während im Bereich der tonalen Musik des Abendlandes die gleichschwebend temperierte S. als der bestmögl. Kompromiss angesehen werden muss, ist sie die notwendige Voraussetzung der atonalen Musik. Die Zwölftontechnik z. B. kann nur in temperierter S. realisiert werden.
Literatur:
Schiller-Institut, Handbuch der Grundlagen von S. & Register, hg. vom auf mehrere Bde. ber. Wiesbaden 1996 ff.
2) Psychologie: Gefühlslage, die im Ggs. zu anderen Gefühlszuständen (Gefühl, Affekt) weniger zielgerichtet ist, länger andauert, die allg. Körperverfassung widerspiegelt und den gleichmäßigen Hintergrund der anderen Erlebnisinhalte gibt.
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