Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stillleben
Stillleben(frz. Nature morte, italien. Natura morta), die Darstellung lebloser oder unbewegter Dinge (Blumen, Früchte, Tiere, Geräte aller Art) in einer vom Maler gewählten ästhet. Anordnung. Nach ihren Inhalten werden Blumen-S., Küchenstücke und Jagd-S. unterschieden. Seit dem 17. Jh. ist die S.-Malerei eine selbstständige Gattung. Motive in Art des S. finden sich schon in der spätantiken Wandmalerei (Pompeji, Herculaneum), hingegen kaum in der mittelalterl. Kunst. Noch die Arrangements von Pflanzen und Geräten auf Bildern (bes. Marienbildern) Ende des 14. Jh. und bes. im frühen 15. Jh. (J. van Eyck, R. Campin) sind i. d. R. als allegor. Hinweise auf das dargestellte Thema zu verstehen. S. der folgenden Zeit erscheinen als Teil eines größeren Ganzen (Außenseiten von Altarflügeln, Holzintarsien als Wandverkleidung). Auch einige kleinformatige, als eigenständige Bilder überlieferte S., wie das von J. de' Barbari 1504 gemalte »Rebhuhn mit Eisenhandschuhen und Armbrustbolzen« (München, Alte Pinakothek) dienten wohl als Schrankverkleidungen. Zu allg. Blüte kam das S. im 17. Jh. v. a. in den Niederlanden (F. Snijders, P. Claesz, J. Bruegel d. Ä., W. C. Heda, A. Bosschaert, W. Kalf). Im 18. Jh. fand das S. in der subtilen Kunst J.-B. Chardins zu einem Höhepunkt. Das lebhafte Interesse der Maler des 19. Jh. am S. entzündete sich mehr an den Formenmöglichkeiten der Wiedergabe frei gewählter Gegenstände als an der inhaltl. Bedeutung (G. Courbet, É. Manet, L. Corinth). Unter diesem Gesichtspunkt sind S. bis in das 20. Jh. gemalt worden (P. Cézanne, G. Braque, P. Picasso, G. Morandi u. a.).
Literatur:
E. König S., hg. v. u. C. Schön. Berlin 1996.
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Ansicht: Stillleben