Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stendhal
Stendhal [stɛ̃'dal], eigtl. Marie Henri Beyle, frz. Schriftsteller, * Grenoble 23. 1. 1783, ✝ Paris 23. 3. 1842; wählte sein Pseudonym nach J. J. Winckelmanns Geburtsort Stendal; war Offizier, nahm am Russlandfeldzug Napoleons I. als Beamter teil, lebte 1814-21 in Mailand, kehrte 1831 als frz. Konsul nach Italien (Civitavecchia) zurück. Italiens Gesch. und Kultur haben sein Werk nachhaltig geprägt (»Reise in Italien«, 1817; »Röm. Spaziergänge«, 2 Bde., 1829; »Renaissance-Novellen«, hg. 1855). Größte Bedeutung haben seine Romane, deren spröder, sachl. Stil zum Instrument der Zeitkritik wurde: »Armance« (1827), »Rot und Schwarz« (2 Bde., 1830), »Lucien Leuwen« (hg. 1855, Fragment), »Die Kartause von Parma« (2 Bde., 1839). Geschult an der moralistisch-psycholog. Lit. des 18. Jh., schilderte S. mit wiss. Genauigkeit die seel. Abläufe, die verborgenen Motive menschl. Handelns und bes. die Durchsetzung des schrankenlosen Individualismus herausragender Charaktere gegen die Mittelmäßigkeit ihrer Umwelt. Symbol eines solchen Lebens war für ihn Napoleon I. (»Denkschrift über Napoleon«, 1837). S. war auch ein bed. Essayist (»Über die Liebe«, 2 Bde., 1822; »Racine et Shakespeare«, 2 Bde., 1823-25). Er hinterließ außerdem autobiograph. Schriften (»Das Leben des Henry Brulard«, entstanden 1835/36, hg. 1890; »Bekenntnisse eines Egotisten«, entstanden 1832, hg. 1892) und umfangreiche Tagebücher. S., der zu Lebzeiten kaum Erfolg hatte, gilt heute als einer der einflussreichsten frz. Autoren des 19. Jahrhunderts.
▣ Literatur:
Kayser, R.: S. oder das Leben eines Egoisten. Frankfurt am Main 1983.
⃟ Alter, R: S. Eine krit. Biographie. Reinbek 1992.
⃟ Nerlich, M.: S. Reinbek 1993.
⃟ Dédéyan, C.: S. Paris 1998.
Stendhal [stɛ̃'dal], eigtl. Marie Henri Beyle, frz. Schriftsteller, * Grenoble 23. 1. 1783, ✝ Paris 23. 3. 1842; wählte sein Pseudonym nach J. J. Winckelmanns Geburtsort Stendal; war Offizier, nahm am Russlandfeldzug Napoleons I. als Beamter teil, lebte 1814-21 in Mailand, kehrte 1831 als frz. Konsul nach Italien (Civitavecchia) zurück. Italiens Gesch. und Kultur haben sein Werk nachhaltig geprägt (»Reise in Italien«, 1817; »Röm. Spaziergänge«, 2 Bde., 1829; »Renaissance-Novellen«, hg. 1855). Größte Bedeutung haben seine Romane, deren spröder, sachl. Stil zum Instrument der Zeitkritik wurde: »Armance« (1827), »Rot und Schwarz« (2 Bde., 1830), »Lucien Leuwen« (hg. 1855, Fragment), »Die Kartause von Parma« (2 Bde., 1839). Geschult an der moralistisch-psycholog. Lit. des 18. Jh., schilderte S. mit wiss. Genauigkeit die seel. Abläufe, die verborgenen Motive menschl. Handelns und bes. die Durchsetzung des schrankenlosen Individualismus herausragender Charaktere gegen die Mittelmäßigkeit ihrer Umwelt. Symbol eines solchen Lebens war für ihn Napoleon I. (»Denkschrift über Napoleon«, 1837). S. war auch ein bed. Essayist (»Über die Liebe«, 2 Bde., 1822; »Racine et Shakespeare«, 2 Bde., 1823-25). Er hinterließ außerdem autobiograph. Schriften (»Das Leben des Henry Brulard«, entstanden 1835/36, hg. 1890; »Bekenntnisse eines Egotisten«, entstanden 1832, hg. 1892) und umfangreiche Tagebücher. S., der zu Lebzeiten kaum Erfolg hatte, gilt heute als einer der einflussreichsten frz. Autoren des 19. Jahrhunderts.
▣ Literatur:
Kayser, R.: S. oder das Leben eines Egoisten. Frankfurt am Main 1983.
⃟ Alter, R: S. Eine krit. Biographie. Reinbek 1992.
⃟ Nerlich, M.: S. Reinbek 1993.
⃟ Dédéyan, C.: S. Paris 1998.