Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Steinschneidekunst
Steinschneidekunst(Steinschnitt, Glyptik), die Bearbeitung und Verzierung von Steinen sowie Glas durch Gravieren. Ein Stein mit vertieftem Bild wird Gemme, ein Stein mit erhabenem Bild Kamee genannt. Die Bez. Gemme wird auch als Oberbegriff verwendet (Gemmoglyptik). Die ältesten, aus dem Vorderen Orient stammenden Beispiele sind die Stempelsiegel; daneben gab es die zuerst im sumer. Babylonien verwendeten Rollsiegel (Siegel) und in Ägypten die Steine mit dem Skarabäus. Zu hoher Vollendung entwickelt wurde die S. dann von der kretisch-myken. Kunst und seit dem 6. Jh. v. Chr. v. a. von der grch. Kunst. Es entstanden neben Siegeln in Form des Skarabäus (Skarabäoid) zahlr. Ringsteine für Siegelringe, die v. a. auch im Hellenismus und in röm. Zeit beliebt waren. Unter grch. Einfluss entwickelte die etruskisch-italische S. einen eigenen Stil. Seit dem Hellenismus und bes. in der röm. Kaiserzeit wurden außer Gemmen auch Kameen gearbeitet, oft aus Steinen mit mehreren Farbschichten und größeren Formats. Neben mytholog. Themen trat das Porträt, bes. das Kaiserporträt (Gemma Augustea, Wien, Kunsthistor. Museum). Im MA. wurden geschnittene Steine der Antike für Kreuze, Bucheinbände und kirchl. Gerät, Diademe und Kronen wieder verwendet. Eigene Gemmen wurden - abgesehen von karoling. Arbeiten (Bergkristallschnitt) - erst seit dem 13. Jh. geschnitten, bes. in Burgund. Zu neuer Blüte entwickelte sich die S. in Renaissance und Klassizismus, dann im Jugendstil.
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