Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stein
I Stein,1) Geologie: Gesteinsstück, Mineralstück.
2) Metallurgie: Gemisch aus Metallsulfiden bei der Gewinnung von Schwermetallen (Kupfer, Nickel) aus sulfid. Erzen.
II Stein,
1) Stadt im Landkreis Fürth, Bayern, an der Rednitz, 14 100 Ew.; Sitz des Müttergenesungswerkes; Herstellung von Schreib- und Zeichengeräten.
2) Stein am Rhein, Bezirkshauptort im Kt. Schaffhausen, Schweiz, am rechten Ufer des Hochrheins, 2 800 Ew.; Textil-, Lederind., Apparatebau; Fremdenverkehr. - Maler. Stadtbild; ehem. Benediktinerabtei (Klosterkirche, um 1080; spätgot. Kreuzgang), Rathaus (1539, umgebaut 1899), zahlr. Bürgerhäuser (v. a. 17./18. Jh.) mit bemalten Fassaden. Nördlich von S. liegt die Burg Hohenklingen (12.-16. Jahrhundert).
III Stein,
1) [staɪn], Sir (seit 1912) Aurel, brit. Archäologe und Asienforscher, * Budapest 26. 11. 1862, ✝ Kabul 26. 10. 1943; gehörte zu den maßgebenden Erforschern Innerasiens. Auf drei großen Expeditionen (1900-01, 1906-08, 1913-16) besuchte er die Ruinenfelder O-Turkestans (Ausgrabungen in Hotan) und verfolgte die alten Handelsstraßen.
2) Charlotte von, Schriftstellerin, * Eisenach 25. 12. 1742, ✝ Weimar 6. 1. 1827; war ab 1764
mit dem herzogl. Stallmeister Friedrich Freiherr von S. (✝ 1793); enges Freundschaftsverhältnis zu Goethe von 1775 bis zum Ende seiner ersten Italienreise 1788. Sie beeinflusste sein dichter. Schaffen entscheidend. Ihre Enttäuschung über die Trennung fand ihren Niederschlag in ihrer Tragödie »Dido« (1794, hg. 1867). Ihre Briefe forderte sie von Goethe zurück und verbrannte sie. »Goethe's Briefe an Frau von S. ...« (3 Bde., hg. 1848-51) blieben erhalten.
3) Edith, Philosophin, * Breslau 12. 10. 1891, ✝ (ermordet) im KZ Auschwitz vermutlich 9. 8. 1942; Tochter eines jüd. Kaufmanns; promovierte bei E. Husserl; Arbeit als Dozentin für Pädagogik; konvertierte 1922 zum Katholizismus; 1933 wurde sie Karmelitin unter dem Namen Teresia Benedicta a Cruce. Sie suchte u. a. die Begriffswelt des Thomas von Aquin mit der Methode der Phänomenologie neu zu begründen. - 1987 selig gesprochen, 1998 heilig gesprochen. - Werke: Zum Problem der Einfühlung (1917); Eine Untersuchung über den Staat (1925); Endliches und Ewiges Sein (1950).
4) [staɪn], Gertrude, amerikan. Schriftstellerin, * Allegheny (Pa.) 3. 2. 1874, ✝ Paris 27. 7. 1946; aus dt.-jüd. Familie, seit 1902 in Paris. Ihr Salon wurde zum Treffpunkt von Malern der Moderne (P. Picasso, H. Matisse) und amerikan. Schriftstellern, deren Stil sie mit ihrer experimentellen Sprachkunst beeinflusste (J. Dos Passos, E. Hemingway) und für die in ihrem Umkreis die Bez. Lostgeneration entstand. - Lyrik, Romane, Essays; die »Autobiographie von Alice B. Toklas« (1933) stellt ihr Leben aus der Perspektive ihrer Lebensgefährtin dar.
5) Horst, Dirigent, * Elberfeld (heute zu Wuppertal) 2. 5. 1928; wirkte als Kapellmeister in Hamburg und Berlin, war u. a. 1963-70 Generalmusikdirektor der Mannheimer Oper, 1973-77 der Hamburg. Staatsoper, 1980-85 Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande in Genf, seit 1985 Leiter der Bamberger Symphoniker, daneben seit 1987 Chefdirigent des Basler Sinfonieorchesters.
6) Johann Andreas, Klavier- und Orgelbauer, * Heidelsheim (heute zu Bruchsal) 6. 5. 1728, ✝ Augsburg 29. 2. 1792; baute 1755-57 die Orgel der Barfüßerkirche in Augsburg, wandte sich dann dem Klavierbau zu. Entwickelte die »dt.« oder »Wiener Mechanik« des Klaviers.
7) Karl Reichsfreiherr vom und zum, Staatsmann, * Nassau 26. 10. 1757, ✝ Schloss Cappenberg (heute zu Selm) 29. 6. 1831; trat 1780 in den preuß. Staatsdienst; suchte als Finanz- und Wirtschaftsmin. (1804 bis Jan. 1807) den Staat für die Auseinandersetzung mit Napoleon I. vorzubereiten; wurde nach dem Frieden von Tilsit am 30. 9. 1807 (bis Nov. 1808) als leitender Min. in die Reg. berufen. Unter ihm wurden grundlegende Reformen durchgesetzt (preußische Reformen). Weiter gehende Reformpläne (wie ländl. Selbstverwaltung und ständ. Volksvertretung) konnte S. nicht durchführen. Nach seiner Flucht vor Napoleon I. wurde er polit. Berater Kaiser Alexanders I. von Russland; er vermittelte das preußisch-russ. Bündnis (Tauroggen 1813) und wurde Präs. der Zentralverwaltung für die durch die verbündeten Truppen besetzten Gebiete. Auf dem Wiener Kongress Mitgl. der russ. Delegation; zog sich 1815 ins Privatleben zurück und gründete 1819 die »Gesellschaft für ältere dt. Geschichtskunde«, die die Monumenta Germaniae Historica herauszugeben begann.
Literatur:
Holmsten, G.: Freiherr vom S. Reinbek 1975.
Hartlieb von Wallthor, A.: Der Freiherr vom S. u. Rußland. Köln u. a. 1992.
8) Lorenz von (seit 1868), Staatsrechtler und Volkswirtschaftler, * Borby (heute zu Eckernförde) 15. 11. 1815, ✝ Weidlingau (heute zu Wien) 23. 9. 1890; 1846 Prof. in Kiel, 1855 Prof. in Wien; erkannte die Bedeutung der sozialen Frage in der Ind.gesellschaft; seine Verwaltungslehre enthält noch heute bedeutsame Ideen zum modernen Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialstaat. - Werke: Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs (1842); System der Staatswiss., 2 Bde. (1852-56); Lehrbuch der Finanzwiss. (1860); Die Verwaltungslehre, 8 Bde. (1865-84).
9) Peter, Regisseur, * Berlin 1. 10. 1937; setzte sich Ende der 60er-Jahre für eine »demokrat. Praxis« am Theater (kollektive und wählbare Führung, Beteiligung aller Ensemblemitglieder an der Spielgestaltung u. a.) ein; seit 1970 Regisseur und bis 1985 auch künstler. Leiter der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin; auch Film- und Fernsehinszenierungen. 1992-97 Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele.
10) [staɪn], William Howard, amerikan. Biochemiker, * New York 25. 6. 1911, ✝ ebd. 2. 2. 1980; arbeitete bes. über die Aminosäurefrequenz (Moore-Stein-Analyse); erhielt 1972 mit S. Moore und C. B. Anfinsen den Nobelpreis für Chemie.
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