Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Stahl
I Stahl,jedes hüttenmännisch hergestellte unlegierte oder mit den verschiedensten Elementen legierte Eisen mit Kohlenstoffgehalten bis zu etwa 2 %, das sich ohne besondere Vorbereitung schmieden oder walzen lässt. Die Eigenschaften von S. sind bei der Herstellung durch Änderung der Legierungszusammensetzung, d. h. durch eine Änderung des Kohlenstoffgehalts bzw. -gefüges und durch Zusatz von weiteren Elementen (v. a. Metalle), in großen Bereichen variierbar. Bei einem Kohlenstoffgehalt über 2 % wird der S. spröde und verliert seine Verformbarkeit. Eisen mit einem höheren Kohlenstoffgehalt bezeichnet man als Gusseisen oder Roheisen. Grundlage für die Einstellung der Gefüge ist das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm. Man unterscheidet austenit. S. (Austenit), martensit. S. (Martensit), ferrit. S. (Ferrit), perlit. S. (Perlit) und ledeburit. S., die Eisencarbid oder harte Carbide von Wolfram, Titan u. a. enthalten. Wird der S. außer mit Kohlenstoff noch mit anderen Elementen zu bestimmten Prozentanteilen legiert, spricht man von legiertem S., z. B. Chrom-S., Mangan-S., Nickel-S. S. mit einem Gesamtgehalt an Legierungselementen über 5 % gilt als hochlegierter S. S. mit einem niedrigeren Gehalt an Legierungselementen als in der Euronorm festgelegt wird als unlegierter S. bezeichnet. - Innerhalb der Hauptgruppen der legierten bzw. unlegierten S. unterscheidet man zw. Grund-S., Qualitäts-S. und Edelstahl. Neben der S.-Sorte ist auch die Erzeugnisform für eine Unterscheidung wichtig. Es gibt aus dem Roh-S. hergestellte Halbzeuge und Walzstahlfertigerzeugnisse, z. B. Band-S., Form-S., Profil-S. und Walzdraht.Die Herstellung von S. aus dem im Hochofen gewonnenen Roheisen, z. T. unter Zusatz von Schrott, beruht im Wesentlichen darauf, dass die im Roheisen gelösten unerwünschten Begleitelemente des Eisens, insbesondere der Kohlenstoff, daneben auch Mangan, Silicium, Phosphor und Schwefel, durch Frischen in Form von Schlacke oder gasförmigen Verbindungen ganz oder teilweise entfernt werden. Hierzu sind bei den Blasverfahren als ältere Verfahren v. a. das Bessemer-Verfahren und das Thomas-Verfahren zu nennen, bei denen das Roheisen in Konvertern durch Einblasen von Luft vom Konverterboden aus gefrischt wird (Windfrischverfahren). Große techn. Bedeutung haben heute die sog. Sauerstoffblasverfahren, v. a. das für phosphorarmes Roheisen geeignete LD-Verfahren (Sauerstoffmetallurgie) sowie das für phosphorreiches Roheisen entwickelte LD-AC-Verfahren (Linz-Donawitz-ARBED-CNRM-Verfahren; benannt nach ARBED S. A., Luxemburg, und Centre National des Recherches, Lüttich). Ein wichtiges Konkurrenzverfahren zur Sauerstoffaufblasmetallurgie ist das OBM-Verfahren (Oxygen-Bottom-Maximilianshütte-Verfahren; benannt nach der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte mbH, Sulzbach-Rosenberg) - ein Sauerstoffdurchblasverfahren mit Schutzmedium für den Sauerstoffstrahl. Herdfrischverfahren sind das Siemens-Martin-Verfahren, bei dem die unerwünschten Begleitstoffe durch Einwirkung heißer, oxidierender Flammengase und durch die Frischwirkung des von Schrott oder oxid. Eisenerz abgegebenen Sauerstoffs entfernt werden, und das Elektrostahlverfahren, d. h. die Herstellung von Elektro-S. in Elektroschmelzöfen wie Lichtbogen- oder Induktionsöfen. In den letzten Jahren gewann die S.-Herstellung durch Direktreduktion von Eisenerzen zunehmende Bedeutung. (Stahlindustrie)
II Stahl,
1) Friedrich Julius, eigtl. F. J. Jolson-Uhlfelder, Rechtsphilosoph und Politiker, * Würzburg 16. 1. 1802, ✝ Bad Brückenau 10. 8. 1861; seit 1840 Prof. in Berlin, seit 1849 Mitgl. der preuß. 1. Kammer (Führer der äußersten Rechten). Seine christlich-konservative Staatslehre (»Die Philosophie des Rechts nach geschichtl. Ansicht«, 1830-37, 2 Bde. in 3 Tln.; »Das monarch. Prinzip«, 1845) prägte auf lange Zeit den Konservativismus in Preußen und im Dt. Reich nach 1871.
2) Georg Ernst, Arzt und Chemiker, * Ansbach 21. 10. 1660, ✝ Berlin 14. 5. 1734; Prof. der Medizin in Halle, später Leibarzt des Königs in Berlin; entwickelte die für die Verbrennungsvorgänge aufgestellte Phlogistontheorie weiter.
3) Hermann, Schriftsteller, Bühnenbildner und Maler, * Dillenburg 14. 4. 1908; urspr. Maler (1933 für »entartet« erklärt); schrieb formal strenge, sprachlich präzise und klangvolle Gedichte und Romane um die Verstrickung junger Menschen, später Zeitromane: »Tage der Schlehen« (1960), »Das Pfauenrad« (1979); auch Hörspiele, Kritiken und Feuilletons.
II Stahl,
1) Friedrich Julius, eigtl. F. J. Jolson-Uhlfelder, Rechtsphilosoph und Politiker, * Würzburg 16. 1. 1802, ✝ Bad Brückenau 10. 8. 1861; seit 1840 Prof. in Berlin, seit 1849 Mitgl. der preuß. 1. Kammer (Führer der äußersten Rechten). Seine christlich-konservative Staatslehre (»Die Philosophie des Rechts nach geschichtl. Ansicht«, 1830-37, 2 Bde. in 3 Tln.; »Das monarch. Prinzip«, 1845) prägte auf lange Zeit den Konservativismus in Preußen und im Dt. Reich nach 1871.
2) Georg Ernst, Arzt und Chemiker, * Ansbach 21. 10. 1660, ✝ Berlin 14. 5. 1734; Prof. der Medizin in Halle, später Leibarzt des Königs in Berlin; entwickelte die für die Verbrennungsvorgänge aufgestellte Phlogistontheorie weiter.
3) Hermann, Schriftsteller, Bühnenbildner und Maler, * Dillenburg 14. 4. 1908; urspr. Maler (1933 für »entartet« erklärt); schrieb formal strenge, sprachlich präzise und klangvolle Gedichte und Romane um die Verstrickung junger Menschen, später Zeitromane: »Tage der Schlehen« (1960), »Das Pfauenrad« (1979); auch Hörspiele, Kritiken und Feuilletons.