Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sri Lanka
Sri Lạnka Fläche: 65 610 km2
Einwohner: (1995) 18,35 Mio.
Hauptstadt: Colombo
Verwaltungsgliederung: 9 Provinzen
Amtssprachen: Singhalesisch und Tamil
Nationalfeiertag: 4. 2.
Währung: 1 Sri-Lanka-Rupie (S.L.Re.) = 100 Sri-Lanka-Cents (S.L.Cts.)
Zeitzone: MEZ + 4 Std. und 30 Minuten
[»glückliches Lanka«] (bis 1972 Ceylon, amtlich singhales. Sri Lanka Prajatantrika Samajavadi Janarajaya, Tamil: Ilangai Jananayaka Socialisa Kudiarasu, dt. Demokratische Sozialistische Republik S. L.), Inselstaat in Südasien, umfasst die Insel Ceylon und 23 kleine Inseln im Ind. Ozean, der Halbinsel Vorderindien vorgelagert.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1978 (mit Änderungen) ist S. L. eine präsidiale Rep. im Commonwealth. Staatsoberhaupt, oberster Inhaber der Exekutive und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf sechs Jahre direkt gewählte Präs. Er ernennt und entlässt den Premiermin. und die übrigen Mitgl. des Kabinetts. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (225 Abg., auf sechs Jahre gewählt). Einflussreichste Parteien: Vereinigte Nationalpartei (UNP), S. L.-Freiheitspartei (SLFP), Tamil. Vereinigte Befreiungsfront (TULF), Muslim. Kongress S. L.s (SLMC).
Landesnatur: Die Insel ist vom ind. Subkontinent durch die seichte Palkstraße mit den Inseln der Adamsbrücke getrennt. Der Großteil der Insel wird von Lagunen gesäumt. Es überwiegen weit gespannte Tief- und Küstenebenen. Im südl. Teil erhebt sich ein zertaltes, nach S steil abfallendes Hochgebirge (Pidurutalagala 2 524 m ü. M., Adam's Peak 2 243 m ü. M.), das von Tiefland (schmal im S, ausgedehnt im N) umgeben ist. Das Klima ist tropisch (im S durch die Höhenlage gemildert) und von den südostasiat. Monsunen beeinflusst; regenreich im SW, trockener in dem im Regenschatten liegenden Nordosten.
Bevölkerung: Die Bev. besteht zu 82,7 % aus meist buddhist. Singhalesen; rd. 9 % sind Tamilen (meist Hindu; Jaffna-Tamilen überwiegend an der O-Küste und im N, ind. Tamilen im Hochland), rd. 7 % sind Moors (Muslime; Nachkommen von Arabern). Die wenigen Ureinwohner (Wedda) leben im inneren Gebirgsland. Hauptsiedlungsgebiet ist der regenreiche SW. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr, der Unterricht ist unentgeltlich; es gibt zehn Univ., darunter eine buddhist. und eine offene Universität.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage der durch den seit 1983 anhaltenden Bürgerkrieg geschwächten Wirtschaft bilden die seit 1975 zum Großteil verstaatlichten Plantagen, deren Hauptprodukte Tee, Kautschuk und Kokosnüsse fast die Hälfte der Exporteinnahmen erbringen. S. L. ist nach Indien und China der drittgrößte Teeproduzent der Welt, in der Kautschukerzeugung steht es an achter Stelle der Weltproduktion. Der Fischfang ist für einen Inselstaat nur wenig entwickelt. Im Bergbau werden Graphit, Kaolin, Titanrohstoffe, Edel- und Halbedelsteine gewonnen. Die großen Wasserressourcen des Mahaweli werden durch Kraftwerkssysteme (ständiger Ausbau) genutzt. Zu den größten Ind.unternehmen des Landes zählen eine Erdölraffinerie, ein Stahlwerk und eine Reifenfabrik; Hauptindustriestandort ist Colombo (seit 1979 und 1987 zwei freie Produktionszonen). Große Bedeutung besitzen auch das traditionelle Handwerk sowie der Fremdenverkehr. - Das Verkehrsnetz ist relativ gut ausgebaut (1 450 km Eisenbahnlinien und rd. 26 000 km befestigte Straßen); Fährverbindung besteht über die Adamsbrücke mit Indien. Mittelpunkt des internat. Flugverkehrs und Haupthafen ist Colombo.
Geschichte: Die älteste Bev.schicht der Insel (alter Name in Sanskrit und Pali: Lanka; antike grch. Bez. Taprobane) wird durch die Wedda repräsentiert. Um die Mitte des 1. Jt. v. Chr. Einwanderung einer indoar. Volksgruppe aus N-Indien (später Selbstbez. Singhalesen), die ein Königreich mit der Hptst. Anuradhapura gründete. Im 3. Jh. v. Chr. verbreiteten ind. Missionare den Buddhismus auf der Insel. Um 200 v. Chr. eroberten südind. Tamilen die Insel, wurden aber von dem späteren König Dutthagami (161-137 v. Chr.) vertrieben, der bis heute als Nationalheld verehrt wird. Seither war sie bis zum 13. Jh. n. Chr. wiederholt Einfällen südind. Eroberer ausgesetzt und zerfiel immer wieder in Teilreiche. Dennoch war S. L. damals durch den hohen Stand seiner Bewässerungskultur und durch seine Lage an einem wichtigen Schnittpunkt des Welthandels sehr wohlhabend. Im 14. Jh. bildete sich ein von den singhales. Königen unabhängiges tamil. Königreich. Die 1505 auf der Insel gelandeten Portugiesen, die die westl. Küstengebiete und den N in Besitz nahmen, wurden 1656 von den Niederländern verdrängt; 1796 eroberte Großbritannien die Insel. 1815 setzten die singhales. Adligen den König ab und unterstellten sein Reich in der »Konvention von Kandy« Großbritannien, das nun die gesamte Insel als Kronkolonie Ceylon beherrschte.
Nach Erlangung der Unabhängigkeit als Dominion (4. 2. 1948) stellte die konservative UNP bis 1956 und 1965-70 den MinPräs.; dazwischen regierte die SLFP unter Solomon Bandaranaike, die im Zusammenwirken des singhalesisch-buddhist. Nationalismus mit sozialist. Ideen einen tief greifenden kulturellen und wirtsch. Wandel in Gang setzte. Nach Bandaranaikes Ermordung (Sept. 1959) folgte ihm seine Witwe Sirimawo Bandaranaike im Amt (1960-65, erneut 1970-77). Der Umsturzversuch der mit dem Sozialisierungstempo unzufriedenen Volksbefreiungsfront im April 1971 wurde mit ausländ. Waffenhilfe niedergeschlagen, doch gab er den Anstoß zu einem Sozialisierungsprogramm (u. a. Staatskontrolle über ökonom. Schlüsselbereiche, seit 1975 Verstaatlichung der Plantagen). 1972 gab sich das Land eine neue Verf. und wurde Rep. unter dem Namen S. L. Nach dem Wahlsieg der UNP unter J. R. Jayawardene 1977 wurden repressive Gesetze aufgehoben, und es erfolgte eine beschleunigte Rückkehr zur freien Marktwirtschaft. Nach der Einführung des Präsidialsystems wurde Jayawardene 1978 Staatspräs. (1982 Wiederwahl). Um die seit 1983 eskalierten blutigen Auseinandersetzungen zw. Tamilen (Forderung nach eigenem Staat) und Singhalesen zu beenden, schlossen Indien und S. L. 1987 ein Abkommen über die Landung ind. Truppen, die die Entwaffnung tamil. Rebellen (insbesondere der Liberation Tigers of Tamil Eelam) in Vorbereitung einer Autonomie für die Tamilen im N und O überwachen sollten. Dennoch kam es in der Folgezeit immer wieder zu Gefechten zw. tamil. Guerillaeinheiten und srilank. Streitkräften, in die die ind. Truppen verwickelt wurden. Die ind. Truppen wurden bis März 1990 abgezogen; der Bürgerkrieg hielt jedoch weiter an. Nach der Ermordung von MinPräs. R. Premadasa durch ein Bombenattentat (1. 5. 1993) wurde D. B. Wijetunga zum Staatspräs. gewählt; das Amt des Reg.chefs übernahm R. Wickremesinghe. Bei den Parlamentswahlen vom Aug. 1994 setzte sich die von Chandrika Kumaratunga geführte People's Alliance (PA) durch. Frau Kumaratunga, seit 19. 8. 1994 Premiermin., wurde bei den Präsidentschaftswahlen im Nov. 1994 zur Staatspräs. gewählt. Zur Premiermin. ernannte sie ihre Mutter Sirimavo Bandaranaike. Als vorrangiges Ziel ihrer Politik nannte Frau Kumaratunga die polit. Lösung des Tamilenkonflikts durch die Einführung einer föderalist. Verfassung Gleichzeitig zeigte sie im April 1996 durch die Einnahme der Tamilenhochburg Jaffna militär. Härte.
Literatur:
B. L. Smith. Religion and legitimation of power in S. L., hg. v. Chambersburg, Pa., 1978.
Silva, K. M. de: A history of S. L. London 1981.
Geiger, W.: Culture of Ceylon in mediaeval times. Wiesbaden 21986.
Drouve, A.: S. L. Moers 1994.
Weltatlas der alten Kulturen, Bd. 19: Johnson, G.: Indien u. Pakistan, Nepal, Bhutan, Bangladesch, S. L. München 1995.
Krack, R.: S.-L.-Handbuch. Bielefeld 31996.
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