Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sozialprodukt
Sozialprodukt,zusammengefasste Wertsumme der Produktion einer Volkswirtschaft in einer bestimmten Periode, die über die Konten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelt wird. - Die versch. S.-Begriffe ergeben sich als Kombination der folgenden Begriffspaare: 1) Brutto- meint stets die Gesamtwertschöpfung, d. h., alle Investitionen werden mit eingerechnet, Netto- bezeichnet die um die Abschreibung verminderte Wertschöpfung, berücksichtigt werden also nur die Nettoinvestitionen; 2) das S. wird entweder in jeweiligen Marktpreisen ausgedrückt oder vermindert um indirekte Steuern, vermehrt um staatl. Subventionen zu Faktorkosten; 3) beim Brutto- bzw. Nettoinländerprodukt wird der gesamte, allen Inländern (auch im Ausland tätigen) zuzurechnende Produktionswert berücksichtigt, beim Brutto- bzw. Nettoinlandsprodukt der in den geograph. Grenzen der nat. Volkswirtschaft (auch von Ausländern) geschaffene Produktionswert. Von besonderer Bedeutung ist das Netto-S. zu Faktorkosten, das sowohl die Wertschöpfung der gegebenen Periode als auch das Volkseinkommen bezeichnet und deshalb häufig selbst Volkseinkommen genannt wird. Das S. gilt als Indikator der wirtsch. Entwicklung eines Landes und spielt eine zentrale Rolle in der Konjunkturforschung und Wachstumstheorie sowie in der Wirtschaftspolitik. Es kann berechnet werden von der Entstehung (als das gesamte Aufkommen an Waren und Dienstleistungen), von der Verteilung (als die Summe der gezahlten Einkommen) und von der Verwendung her (Verbrauch, Investition, Außenbeitrag). Die Entstehungsseite zeigt die Beiträge der einzelnen Wirtschaftsbereiche (Unternehmungen, Staat, private Organisationen ohne Erwerbscharakter, private Haushalte) zum S. (genau: zum Inlandsprodukt). Die Verteilung des Volkseinkommens zeigt zunächst die Ströme der primären Einkommen (Löhne, Gehälter, Gewinne u. a.) an die, die Produktionsfaktoren zur Verfügung gestellt haben. Bei der sekundären Verteilung (Umverteilung) werden den ursprüngl. Empfängern Teile des Einkommens als Steuern, Sozialversicherungsbeiträge u. Ä. entzogen und - bes. über den Staat - in Form von Renten, Pensionen u. a. gezahlt. Die Verwendung des S. weist nur die letzte Verwendung der produzierten Güter und Dienstleistungen nach. Die nicht verbrauchten Güter werden als Anlagen investiert oder sie erscheinen als Vorratsveränderungen. Der Saldo zw. Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen wird als Außenbeitrag nachgewiesen.
Dividiert durch die Bev.-Zahl eines Landes, wird das S. pro Kopf als Maßstab für dessen wirtschaftl. Leistungsfähigkeit und auch als Wohlstandsindikator gebraucht. Aufgrund von Erfassungs-, Abgrenzungs- und Bewertungsproblemen ist das S. für die genannten Zwecke allerdings nur bedingt tauglich. Bei langfristiger Betrachtung von S.-Daten sind ferner die method. Probleme zu beachten, die mit dem jeweils zur Deflationierung verwendeten Preisindex zusammenhängen. Bei S.-Analysen ist zu beachten, dass die im Bereich der Schattenwirtschaft erzeugten Güter und Dienstleistungen nicht erfasst sind. Das S. ist ein quantitatives Maß, aus dem nicht hervorgeht, ob dessen Zunahme auf eine zusätzl. Erzeugung von Gütern zurückgeht, die den Wohlstand erhöhen, oder auf eine Produktion, die Wohlstandsrückgänge kompensiert, weil auch z. B. Reparaturen, Krankenhausaufenthalte oder Wiedergutmachung von Umweltschäden eingerechnet werden. Ein Ansatz, der die bislang nicht bezifferten Umweltbelastungen berücksichtigt, ist die umweltökonom. Gesamtrechnung, die dazu dienen soll, ein Öko-S. zu berechnen, das Abschreibungen auf die als Kapitalstock verstandene Natur verbucht. Um die Unzulänglichkeit des S. als Indikator für qualitatives Wachstum zu überwinden, wurden versch. Sozialindikatorenmodelle entwickelt.
▣ Literatur:
Krafft, D.: Wirtschaftskreislauf u. S. Münster 1994.
⃟ Reich, U.-P. u. Braakmann, A.: Das S. einer Volkswirtschaft. Stuttgart u. a. 1995.
⃟ Frenkel, M. u. John, K. D.: Volkswirtschaftl. Gesamtrechnung. München 31996.
Dividiert durch die Bev.-Zahl eines Landes, wird das S. pro Kopf als Maßstab für dessen wirtschaftl. Leistungsfähigkeit und auch als Wohlstandsindikator gebraucht. Aufgrund von Erfassungs-, Abgrenzungs- und Bewertungsproblemen ist das S. für die genannten Zwecke allerdings nur bedingt tauglich. Bei langfristiger Betrachtung von S.-Daten sind ferner die method. Probleme zu beachten, die mit dem jeweils zur Deflationierung verwendeten Preisindex zusammenhängen. Bei S.-Analysen ist zu beachten, dass die im Bereich der Schattenwirtschaft erzeugten Güter und Dienstleistungen nicht erfasst sind. Das S. ist ein quantitatives Maß, aus dem nicht hervorgeht, ob dessen Zunahme auf eine zusätzl. Erzeugung von Gütern zurückgeht, die den Wohlstand erhöhen, oder auf eine Produktion, die Wohlstandsrückgänge kompensiert, weil auch z. B. Reparaturen, Krankenhausaufenthalte oder Wiedergutmachung von Umweltschäden eingerechnet werden. Ein Ansatz, der die bislang nicht bezifferten Umweltbelastungen berücksichtigt, ist die umweltökonom. Gesamtrechnung, die dazu dienen soll, ein Öko-S. zu berechnen, das Abschreibungen auf die als Kapitalstock verstandene Natur verbucht. Um die Unzulänglichkeit des S. als Indikator für qualitatives Wachstum zu überwinden, wurden versch. Sozialindikatorenmodelle entwickelt.
▣ Literatur:
Krafft, D.: Wirtschaftskreislauf u. S. Münster 1994.
⃟ Reich, U.-P. u. Braakmann, A.: Das S. einer Volkswirtschaft. Stuttgart u. a. 1995.
⃟ Frenkel, M. u. John, K. D.: Volkswirtschaftl. Gesamtrechnung. München 31996.