Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sozialgeschichte
Sozialgeschichte, urspr. ein Spezialgebiet der Geschichtswiss. zur Untersuchung der sozialen Schichten, Institutionen und Strukturen, heute ein method. Prinzip v. a. der histor. Forschung, bei dem unter Anwendung sozialwissenschaftl. Methoden histor. Ereignisse aus den gesellschaftl. Rahmenbedingungen erklärt werden, z. B. gesellschaftl. Trägergruppen, soziale Strukturen, Prozesse, Handlungen und Bedeutungen usw. Als ambitionierter Zugriff auf die allg. Geschichte von einer sozialhistor. Perspektive aus ist S. »Gesellschaftsgeschichte« (H. U. Wehler). - Der Begriff S. entwickelte sich im 19. Jh. im wesentlichen im Ggs. zur traditionellen Geschichtsschreibung, die in weiten Teilen nur die polit. Geschichte erfaßte. Bedeutende Anstöße erfuhr die ältere S. durch G. von Schmoller, K. Lamprecht sowie O. Hintze; durch M. Weber erlangte sie universalhistor. Weite. Bahnbrechend wirkten seit den 1920er-Jahren der Belgier H. Pirenne sowie die frz. École des Annales , seit den 1960er-Jahren u. a. E. Hobsbawm, später N. Elias u. a. Inzwischen ist S. in Erweiterung begriffen; sie veränderte sich mit der Verarbeitung produktiver Herausforderungen: der sich erneuernden Politikgeschichte, der Frauen- und Geschlechtergeschichte, der Mentalitäts- sowie der Alltagsgeschichte (1980er-Jahre), schließlich der neuen Kulturgeschichte (1980er-/1990er-Jahre).
▣ Literatur:
Kocka, J.: S. Begriff, Entwicklung, Probleme. Göttingen 21986.
⃟ S. in Deutschland. Entwicklungen u. Perspektiven im internationalen Zusammenhang, hg. v. W. Schiederu. V. Sellin, 4 Bde. Göttingen 1986-87.
⃟ S. im internationalen Überblick, hg. v. J. Kocka. Darmstadt 1989.
⃟ Claessens, D.: S. für soziologisch Interessierte. Stuttgart 1995.
⃟ Burke, P.: Offene Geschichte. Die Schule der »Annales«. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main 1998.
⃟ Haupt, H.-G. u. Crossik, G.: Die KLeinbürger. Eine europäische Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts. München 1998.
Sozialgeschichte, urspr. ein Spezialgebiet der Geschichtswiss. zur Untersuchung der sozialen Schichten, Institutionen und Strukturen, heute ein method. Prinzip v. a. der histor. Forschung, bei dem unter Anwendung sozialwissenschaftl. Methoden histor. Ereignisse aus den gesellschaftl. Rahmenbedingungen erklärt werden, z. B. gesellschaftl. Trägergruppen, soziale Strukturen, Prozesse, Handlungen und Bedeutungen usw. Als ambitionierter Zugriff auf die allg. Geschichte von einer sozialhistor. Perspektive aus ist S. »Gesellschaftsgeschichte« (H. U. Wehler). - Der Begriff S. entwickelte sich im 19. Jh. im wesentlichen im Ggs. zur traditionellen Geschichtsschreibung, die in weiten Teilen nur die polit. Geschichte erfaßte. Bedeutende Anstöße erfuhr die ältere S. durch G. von Schmoller, K. Lamprecht sowie O. Hintze; durch M. Weber erlangte sie universalhistor. Weite. Bahnbrechend wirkten seit den 1920er-Jahren der Belgier H. Pirenne sowie die frz. École des Annales , seit den 1960er-Jahren u. a. E. Hobsbawm, später N. Elias u. a. Inzwischen ist S. in Erweiterung begriffen; sie veränderte sich mit der Verarbeitung produktiver Herausforderungen: der sich erneuernden Politikgeschichte, der Frauen- und Geschlechtergeschichte, der Mentalitäts- sowie der Alltagsgeschichte (1980er-Jahre), schließlich der neuen Kulturgeschichte (1980er-/1990er-Jahre).
▣ Literatur:
Kocka, J.: S. Begriff, Entwicklung, Probleme. Göttingen 21986.
⃟ S. in Deutschland. Entwicklungen u. Perspektiven im internationalen Zusammenhang, hg. v. W. Schiederu. V. Sellin, 4 Bde. Göttingen 1986-87.
⃟ S. im internationalen Überblick, hg. v. J. Kocka. Darmstadt 1989.
⃟ Claessens, D.: S. für soziologisch Interessierte. Stuttgart 1995.
⃟ Burke, P.: Offene Geschichte. Die Schule der »Annales«. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main 1998.
⃟ Haupt, H.-G. u. Crossik, G.: Die KLeinbürger. Eine europäische Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts. München 1998.