Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sonne
Sonne, 1) Astronomie: astronom. Zeichen ȯ, der Zentralkörper des Sonnensystems, der durch seine große Masse die Planeten, Monde und zahlr. Kleinkörper auf ihren ellipt. Bahnen hält. Die S. ist ein Stern der Spektralklasse G2 und der Leuchtkraftklasse V und liegt im Hertzsprung-Russell-Diagramm auf der Hauptreihe. Sie erscheint aus der Entfernung von im Mittel 149,6 Mio. km als kreisrunde, scharf begrenzte Scheibe unter einem Gesichtswinkel von 31' 59''.Die S. ist etwa 8 500 Parsec vom Mittelpunkt des Milchstraßensystems entfernt und befindet sich rd. 14 Parsec nördlich der galakt. Ebene. Sie bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 km/s relativ zu ihrer Umgebung auf das Sternbild Herkules zu (Pekuliarbewegung) und nimmt mit einer Geschwindigkeit von rd. 220 km/s an der Rotation des Milchstraßensystems teil. Die Rotationsgeschwindigkeit der S. hängt von der heliograph. Breite ab (differenzielle Rotation). Ihre scheinbare tägl. Bewegung am Himmel von O nach W wird durch die Rotation der Erde verursacht (Tag), die scheinbare jährl. Bewegung von W nach O gegenüber den Fixsternen durch deren Umlauf auf der Erdbahn (Jahreszeiten), beide beeinflusst durch die Neigung der Erdachse gegen die Ebene der Ekliptik. Wie alle Sterne ist auch die S. eine Gaskugel, die durch die Gravitation zusammengehalten wird, ihre Dichte nimmt stetig von außen nach innen zu; chemisch besteht sie aus 75 % Wasserstoff, 23 % Helium und 2 % schweren Elementen. Im Zentrum sind Temperatur (rd. 15 · 106 K), Druck (> 2 · 1016 Pa) und Dichte (> 100 g/cm3) so hoch, dass versch. Kernreaktionen spontan ablaufen können, unter denen die Umwandlung von Wasserstoff in Helium (Kernfusion) die für den Energiehaushalt der S. entscheidende Rolle spielt, wobei die S. ihre Energie hauptsächlich aus der Proton-Proton-Reaktion gewinnt. Die bei diesen Prozessen frei werdende Sonnenenergie wird neben einer Teilchenstrahlung, dem Sonnenwind, als elektromagnetische Wellen ausgestrahlt; diesem, von der Röntgenstrahlung über die UV- und IR- bis zur Radiofrequenzstrahlung reichenden kontinuierl. S.-Spektrum sind über 220 000 Absorptionslinien (Fraunhofer-Linien) überlagert. Die ebenfalls entstehenden Neutrinos sind Untersuchungsobjekt der Neutrinoastronomie. Mit der Ausstrahlung ist (nach der einsteinschen Äquivalenz von Masse und Energie) ein Masseverlust von 4,3 · 109 kg/s verknüpft; zz. hat die S. etwa die Hälfte des verfügbaren Wasserstoffvorrats im Zentrum fusioniert. Das Alter der S. schätzt man, von Kernumwandlungsprozessen und der heutigen Elementenverteilung in der S. ausgehend, auf etwa 4,6 Mrd. Jahre, ihre Lebensdauer auf insgesamt rd. 10 Mrd. Jahre.Die in der S. erzeugte Energie wird außerhalb des Kerns zunächst durch Strahlung (Strahlungszone, bis rd. 70 % des S.-Radius) und erst nahe der S.-Oberfläche durch Konvektion nach außen transportiert. Von dort wird sie hauptsächlich durch die unterste Schicht der S.-Atmosphäre, die rd. 400 km dicke, sichtbare Photosphäre (Temperatur rd. 5 800 K), abgestrahlt. Diese zeigt eine körnige Struktur, die Granulation, sowie größere fleckige Gebilde, die Sonnenflecken. Über der Photosphäre schließen sich die Chromosphäre (Dicke rd. 10 000 km) und die S.-Korona (Korona) an, ein rd. 1 Mio. K heißer Strahlenkranz. Die in der S.-Atmosphäre auftretenden kurzzeitigen veränderl. Erscheinungen wie S.-Flecken, Flares, Fackeln, Filamente und Protuberanzen werden als S.-Aktivität bezeichnet. Die S. besitzt ein polares Magnetfeld von etwa 10—4 Tesla, dem in Aktivitätszentren zeitlich veränderl. lokale Felder bis zu 0,34 Tesla überlagert sein können.
Vorgänge auf der S. üben z. T. direkte oder indirekte Wirkungen auf die Erde aus (solarterrestr. Erscheinungen). Dazu gehören die Gravitation und der dadurch bewirkte nahezu gleichmäßige Abstand der Erde von der S. sowie die Licht- und Wärmestrahlung der S., die Grundlage des Klimas und der Lebensprozesse auf der Erde sind. Auf den von der S. emittierten geladenen Teilchen beruhen die Polarlichter und magnetischen Stürme sowie Schwunderscheinungen beim Funkverkehr (Mögel-Dellinger-Effekt).Zu den Instrumenten für die S.-Beobachtungen, die vielfach in S.-Observatorien installiert sind, gehören u. a. das Heliometer, der Koronograph, der S.-Turm (Turmteleskop) mit Heliostat (Siderostat) oder Zölostat und der Spektroheliograph, in jüngerer Zeit auch weltraumgestützte, wie z. B. in der Raumstation Skylab und in den Raumsonden Helios, Pioneer und Ulysses, die streulichtfreie Beobachtungen und Messungen des Magnetfelds der S. ermöglichen.Geschichte: Von den Babyloniern ist die älteste datierte Beobachtung einer S.-Finsternis überliefert (15. Juni 763 v. Chr.). Um 265 v. Chr. unternahm Aristarchos von Samos den Versuch, die Entfernung der S. zu bestimmen. Außerdem stellte er (um 275) die Hypothese auf, dass die S. ruhendes Zentrum unseres Planetensystems sei; N. Kopernikus knüpfte bei der Erarbeitung des heliozentr. Systems hier an. 1843 entdeckte H. Schwabe die Periodizität der S.-Fleckenhäufigkeit und 1868 J. N. Lockyer im S.-Spektrum das Helium. 1908 wies G. Hale das Vorhandensein von Magnetfeldern in den S.-Flecken nach.Kulturgeschichte und Religion: Die S. galt lange als Quelle des Lichts, des Lebens, der Fruchtbarkeit, Teilerin der Zeit, Weiserin der Wege. Man stellte sich die S. als Ball, Rad oder Scheibe vor, von Tieren getragen oder gefahren. In vielen Religionen gilt die S. als der Held, der siegreich gegen die Finsternis und ihre Dämonen kämpft. Die tägl. und die jahreszeitl. Wiederkehr der S. wird ängstlich erwartet und mit kultisch-mag. Mitteln gefördert. Bekannte S.-Gottheiten sind der ind. Surja, der sumer. Utu und der babylon. Schamasch. Im alten Ägypten wurde Re als S.-Gott verehrt, unter König Echnaton der Gott Aton. Dem grch. Helios entsprach der röm. Sol, dessen Kult in der Kaiserzeit als Sol invictus weit verbreitet war. Im alten Mexiko wurde Tonatiuh von den Azteken als S.-Gott verehrt; auch Itzamná, der Hauptgott der Maya, trug solare Züge. Im Pantheon der Inka nahm der S.-Gott Inti den ersten Platz ein. - Bekannte S.-Göttinnen sind die balt. Saule, die japan. Amaterasu, die churrit. Chebat und die südarab. Schams. - Als politisches Symbol kennzeichnete die S. im Absolutismus die allgewaltige, zentrale Stellung des Monarchen (z. B. Sonnenkönig).
▣ Literatur:
Scheffler, H.u. Elsässer, H.: Physik der Sterne u. der S. Mannheim u. a. 21990.
2) Meeresforschung: dt. Forschungsschiff, 1969 als Hecktrawler gebaut, 1977 zum Forschungsschiff umgerüstet, 1991 verlängert und modernisiert: 97,6 m lang, 14,2 m breit, Wasserverdrängung 4 734 t, dieselelektr. Fahranlage, bietet Platz für 30 Besatzungsmitglieder und 25 wiss. Fahrtteilnehmer; 21 Laborräume (425 m2), moderne hydroakust. und geophysikal. Ausrüstung sowie Winden und Hebezeuge, Grundausrüstung an wiss. Instrumenten versch. Disziplinen. Einsatzgebiete: Zentralpazifik, schwerpunktmäßig indones. Gewässer, Atlantik, Ind. Ozean und Rotes Meer (seit Indienststellung bis 1997 123 Expeditionen).
Vorgänge auf der S. üben z. T. direkte oder indirekte Wirkungen auf die Erde aus (solarterrestr. Erscheinungen). Dazu gehören die Gravitation und der dadurch bewirkte nahezu gleichmäßige Abstand der Erde von der S. sowie die Licht- und Wärmestrahlung der S., die Grundlage des Klimas und der Lebensprozesse auf der Erde sind. Auf den von der S. emittierten geladenen Teilchen beruhen die Polarlichter und magnetischen Stürme sowie Schwunderscheinungen beim Funkverkehr (Mögel-Dellinger-Effekt).Zu den Instrumenten für die S.-Beobachtungen, die vielfach in S.-Observatorien installiert sind, gehören u. a. das Heliometer, der Koronograph, der S.-Turm (Turmteleskop) mit Heliostat (Siderostat) oder Zölostat und der Spektroheliograph, in jüngerer Zeit auch weltraumgestützte, wie z. B. in der Raumstation Skylab und in den Raumsonden Helios, Pioneer und Ulysses, die streulichtfreie Beobachtungen und Messungen des Magnetfelds der S. ermöglichen.Geschichte: Von den Babyloniern ist die älteste datierte Beobachtung einer S.-Finsternis überliefert (15. Juni 763 v. Chr.). Um 265 v. Chr. unternahm Aristarchos von Samos den Versuch, die Entfernung der S. zu bestimmen. Außerdem stellte er (um 275) die Hypothese auf, dass die S. ruhendes Zentrum unseres Planetensystems sei; N. Kopernikus knüpfte bei der Erarbeitung des heliozentr. Systems hier an. 1843 entdeckte H. Schwabe die Periodizität der S.-Fleckenhäufigkeit und 1868 J. N. Lockyer im S.-Spektrum das Helium. 1908 wies G. Hale das Vorhandensein von Magnetfeldern in den S.-Flecken nach.Kulturgeschichte und Religion: Die S. galt lange als Quelle des Lichts, des Lebens, der Fruchtbarkeit, Teilerin der Zeit, Weiserin der Wege. Man stellte sich die S. als Ball, Rad oder Scheibe vor, von Tieren getragen oder gefahren. In vielen Religionen gilt die S. als der Held, der siegreich gegen die Finsternis und ihre Dämonen kämpft. Die tägl. und die jahreszeitl. Wiederkehr der S. wird ängstlich erwartet und mit kultisch-mag. Mitteln gefördert. Bekannte S.-Gottheiten sind der ind. Surja, der sumer. Utu und der babylon. Schamasch. Im alten Ägypten wurde Re als S.-Gott verehrt, unter König Echnaton der Gott Aton. Dem grch. Helios entsprach der röm. Sol, dessen Kult in der Kaiserzeit als Sol invictus weit verbreitet war. Im alten Mexiko wurde Tonatiuh von den Azteken als S.-Gott verehrt; auch Itzamná, der Hauptgott der Maya, trug solare Züge. Im Pantheon der Inka nahm der S.-Gott Inti den ersten Platz ein. - Bekannte S.-Göttinnen sind die balt. Saule, die japan. Amaterasu, die churrit. Chebat und die südarab. Schams. - Als politisches Symbol kennzeichnete die S. im Absolutismus die allgewaltige, zentrale Stellung des Monarchen (z. B. Sonnenkönig).
▣ Literatur:
Scheffler, H.u. Elsässer, H.: Physik der Sterne u. der S. Mannheim u. a. 21990.
2) Meeresforschung: dt. Forschungsschiff, 1969 als Hecktrawler gebaut, 1977 zum Forschungsschiff umgerüstet, 1991 verlängert und modernisiert: 97,6 m lang, 14,2 m breit, Wasserverdrängung 4 734 t, dieselelektr. Fahranlage, bietet Platz für 30 Besatzungsmitglieder und 25 wiss. Fahrtteilnehmer; 21 Laborräume (425 m2), moderne hydroakust. und geophysikal. Ausrüstung sowie Winden und Hebezeuge, Grundausrüstung an wiss. Instrumenten versch. Disziplinen. Einsatzgebiete: Zentralpazifik, schwerpunktmäßig indones. Gewässer, Atlantik, Ind. Ozean und Rotes Meer (seit Indienststellung bis 1997 123 Expeditionen).