Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Slowenien
Sloweni|en⃟ Fläche: 20 255 km2
Einwohner: (1997) 1,921 Mio.
Hauptstadt: Ljubljana
Amtssprache: Slowenisch
Nationalfeiertage: 25. 6. und 26. 12.
Währung: 1 Tolar (SlT) = 100 Stotinov
Zeitzone: MEZ
(slowen. Slovenija, amtlich Republika Slovenija), Staat im S Mitteleuropas, grenzt im N an Österreich, im NO an Ungarn, im O und S an Kroatien, im W an Italien und das Adriat. Meer mit 42 km langem Küstenstreifen.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 23. 12. 1991 ist S. eine demokrat. Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. (auf repräsentative Funktionen beschränkt). Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Staatsversammlung (90 Abg., auf vier Jahre gewählt) und dem Staatsrat (40 auf fünf Jahre gewählte Mitgl., davon 22 Vertreter der Regionen und 18 Abgesandte der Interessenverbände und gesellschaftl. Organisationen). Der Staatsrat, eine Art Senat, kann Beschlüsse der 1. Kammer aufschieben und Volksabstimmungen ansetzen. Als Exekutivorgan fungiert die Reg. unter Vorsitz des MinPräs.; sie ist dem Parlament verantwortlich. Einflussreichste Parteien im breit gefächerten Parteienspektrum sind: Liberaldemokrat. Partei S.s (LDS), Slowen. Volkspartei (SLS), Sozialdemokrat. Partei S.s (SDS), Slowen. Christdemokraten (SKD), Vereinigte Liste der Sozialdemokraten (ZLSD), Demokrat. Partei der Pensionäre (DeSUS), Slowen. Nationalpartei (SNS).
Landesnatur: S. ist überwiegend ein Gebirgsland; es hat Anteil an den Südl. Kalkalpen mit den Karawanken im N und den Jul. Alpen im NW (im Triglav 2 864 m ü. M.), nach S. übergehend in das Karstgebiet von Innerkrain. Der SO (Unterkrain) ist ein fruchtbares Hügelland beiderseits der Krka. Das Tal der Save ist Hauptleitlinie für Siedlung und Verkehr. Das Klima ist schwach kontinental bis mediterran geprägt.
Bevölkerung: Rd. 88 % der Bev. sind Slowenen, daneben gibt es Kroaten, Serben, Ungarn und Italiener. Etwa die Hälfte der Bev. lebt in Städten. Es besteht eine achtjährige Grundschulpflicht; Univ. gibt es in Ljubljana (gegr. 1595) und Maribor (gegr. 1975). - Die Bev. ist mehrheitlich katholisch.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage der Wirtschaft ist die Ind., einschl. Bergbau (Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfer-, Quecksilbererze, Braunkohle, Erdöl), Energie- und Bauwirtschaft. Wichtigste Ind.zweige sind Maschinenbau, Metallerzeugung und -verarbeitung, Textil-, Holz-, elektrotechn. und chem. Industrie. In der Landwirtschaft überwiegen Wiesen und Weiden (Rinderzucht); Anbau von Weizen, Mais, Hopfen, Kartoffeln, Zuckerrüben; bed. sind Obst- und Weinbau sowie Forstwirtschaft ( etwa die Hälfte des Landes ist bewaldet). Wichtig ist auch der Tourismus. Ausfuhrgüter sind v. a. Maschinen, Pharmazeutika, Kosmetika, Nahrungsmittel, Bekleidung, Elektromotoren; die Haupthandelspartner sind Dtl., Italien, Frankreich und Österreich. - S. ist als Durchgangsland verkehrsmäßig gut erschlossen. Das Eisenbahnnetz (1 201 km) hat Anschluss an das österr. und italien. Eisenbahnnetz; das Straßennetz ist 14 794 km lang, davon sind 11 130 km befestigt. Seehafen ist Koper; internat. Flughäfen bei Ljubljana und Maribor.
Geschichte: Die Slowenen wanderten Ende des 6. Jh. in ihr Siedlungsgebiet ein, dessen Kern das ehem. Herzogtum Krain ist. 1282 fiel das Gebiet an Habsburg. Ende 1918 schlossen sich die Slowenen mit den Serben und Kroaten zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (seit 1929 Jugoslawien) zusammen; ihre Ansprüche auf ganz S-Kärnten konnten sie nicht durchsetzen, es verblieb bei Österreich; Istrien und Görz (westl. Innerkrain) wurden italienisch. 1941-45 gehörten Oberkrain sowie die ehem. kärntner. und steir. Gebiete zum Dt. Reich, Unterkrain und Ljubljana zu Italien. 1945/46 wurde S. eine Teilrepublik Jugoslawiens, vergrößert um überwiegend slowen. Gebiete, die seit 1920 zu Italien gehört hatten. 1989/90 verfolgte S. zus. mit Kroatien einen Reformkurs zur Abkehr vom kommunist. System und zur Umwandlung des von Serbien dominierten jugoslaw. Bundesstaates in eine Konföderation unabhängiger Republiken. Bei den ersten freien Parlamentswahlen im April 1990 erreichte das bürgerl. Sieben-Parteien-Bündnis »Demos« die absolute Mehrheit und bildete die Reg.; der ehem. Reformkommunist M. Kučan wurde Präs. (1992 und 1997 bestätigt). Nach dem erfolgreichen Unabhängigkeitsreferendum vom Dez. 1990 erklärte sich S. (gleichzeitig mit Kroatien) am 25./26. 6. 1991 zum souveränen Staat (später ausgesetzt bis 7. 10. 1991, seit 15. 1. 1992 internat., am 13. 8. 1992 auch von der neuen Bundesrep. Jugoslawien anerkannt); die am 27. 6. 1991 erfolgte Intervention der Bundesarmee konnte - auch durch EU-Vermittlung und im Ggs. zu Kroatien - schnell beendet werden. Mit dem vollständigen Abzug der Bundesarmee erkannte das Bundespräsidium am 18. 7. 1991 faktisch die Unabhängigkeit S. und damit den Beginn der Auflösung Jugoslawiens in seiner bisherigen Form an. Mit der Verf. vom 23. 12. 1991 wurden volle Menschen- und Minderheitenrechte garantiert. Im Dez. 1991 scheiterte das Reg.bündnis »Demos«, eine im Mai 1992 gebildete Reg. wurde nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom 6. 12. 1992 durch eine Koalitionsreg. der bedeutendsten Parteien abgelöst (»histor. Kompromiss« vom Jan. 1993). Aufgrund des 1994 einsetzenden Wirtschaftswachstums konnte sich S. wirtschaftlich deutlich stärker konsolidieren als die übrigen Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Am 14. 5. 1993 wurde S. Mitgl. des Europarats, im März 1994 trat S. dem NATO-Programm »Partnerschaft für den Frieden« bei. Ein Assoziierungsabkommen mit der EU wurde 1996 unterzeichnet. Die Wahlen vom Nov. 1996 schufen eine polit. Pattsituation, die nach langwierigen Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer gemäßigt liberaldemokrat. Reg. unter MinPräs. J. Drnovšek Anfang Febr. 1997 führten.
▣ Literatur:
Sotriffer, K.: S. Gesch., Kultur u. Landschaft. Linz 1973.
⃟ Jansa, J.: Die Entstehung des slowen. Staates 1988-92. Der Zerfall Jugoslawiens, bearb. v. A. Zorn. A. d. Slowen. Klagenfurt u. a. 1994.
⃟ S., hg. v. U. Gerig. Königstein im Taunus. 1994.
⃟ Unternehmen im Übergangsprozeß zur Marktwirtschaft mit Fallbeispielen aus S., hg. v. J. Belak u. S. Kajzer. Wien 1994.
⃟ Carmichael, C.: Slovenia. Oxford 1996.
⃟ Plut-Pregelj, L. u. Rogel, C.: Historical dictionary of Slovenia. Lanham, Md., 1996.
⃟ Warmouth, C.: European Union policy towards Slovenia. Brüssel 1996.
Einwohner: (1997) 1,921 Mio.
Hauptstadt: Ljubljana
Amtssprache: Slowenisch
Nationalfeiertage: 25. 6. und 26. 12.
Währung: 1 Tolar (SlT) = 100 Stotinov
Zeitzone: MEZ
(slowen. Slovenija, amtlich Republika Slovenija), Staat im S Mitteleuropas, grenzt im N an Österreich, im NO an Ungarn, im O und S an Kroatien, im W an Italien und das Adriat. Meer mit 42 km langem Küstenstreifen.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 23. 12. 1991 ist S. eine demokrat. Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. (auf repräsentative Funktionen beschränkt). Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Staatsversammlung (90 Abg., auf vier Jahre gewählt) und dem Staatsrat (40 auf fünf Jahre gewählte Mitgl., davon 22 Vertreter der Regionen und 18 Abgesandte der Interessenverbände und gesellschaftl. Organisationen). Der Staatsrat, eine Art Senat, kann Beschlüsse der 1. Kammer aufschieben und Volksabstimmungen ansetzen. Als Exekutivorgan fungiert die Reg. unter Vorsitz des MinPräs.; sie ist dem Parlament verantwortlich. Einflussreichste Parteien im breit gefächerten Parteienspektrum sind: Liberaldemokrat. Partei S.s (LDS), Slowen. Volkspartei (SLS), Sozialdemokrat. Partei S.s (SDS), Slowen. Christdemokraten (SKD), Vereinigte Liste der Sozialdemokraten (ZLSD), Demokrat. Partei der Pensionäre (DeSUS), Slowen. Nationalpartei (SNS).
Landesnatur: S. ist überwiegend ein Gebirgsland; es hat Anteil an den Südl. Kalkalpen mit den Karawanken im N und den Jul. Alpen im NW (im Triglav 2 864 m ü. M.), nach S. übergehend in das Karstgebiet von Innerkrain. Der SO (Unterkrain) ist ein fruchtbares Hügelland beiderseits der Krka. Das Tal der Save ist Hauptleitlinie für Siedlung und Verkehr. Das Klima ist schwach kontinental bis mediterran geprägt.
Bevölkerung: Rd. 88 % der Bev. sind Slowenen, daneben gibt es Kroaten, Serben, Ungarn und Italiener. Etwa die Hälfte der Bev. lebt in Städten. Es besteht eine achtjährige Grundschulpflicht; Univ. gibt es in Ljubljana (gegr. 1595) und Maribor (gegr. 1975). - Die Bev. ist mehrheitlich katholisch.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage der Wirtschaft ist die Ind., einschl. Bergbau (Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfer-, Quecksilbererze, Braunkohle, Erdöl), Energie- und Bauwirtschaft. Wichtigste Ind.zweige sind Maschinenbau, Metallerzeugung und -verarbeitung, Textil-, Holz-, elektrotechn. und chem. Industrie. In der Landwirtschaft überwiegen Wiesen und Weiden (Rinderzucht); Anbau von Weizen, Mais, Hopfen, Kartoffeln, Zuckerrüben; bed. sind Obst- und Weinbau sowie Forstwirtschaft ( etwa die Hälfte des Landes ist bewaldet). Wichtig ist auch der Tourismus. Ausfuhrgüter sind v. a. Maschinen, Pharmazeutika, Kosmetika, Nahrungsmittel, Bekleidung, Elektromotoren; die Haupthandelspartner sind Dtl., Italien, Frankreich und Österreich. - S. ist als Durchgangsland verkehrsmäßig gut erschlossen. Das Eisenbahnnetz (1 201 km) hat Anschluss an das österr. und italien. Eisenbahnnetz; das Straßennetz ist 14 794 km lang, davon sind 11 130 km befestigt. Seehafen ist Koper; internat. Flughäfen bei Ljubljana und Maribor.
Geschichte: Die Slowenen wanderten Ende des 6. Jh. in ihr Siedlungsgebiet ein, dessen Kern das ehem. Herzogtum Krain ist. 1282 fiel das Gebiet an Habsburg. Ende 1918 schlossen sich die Slowenen mit den Serben und Kroaten zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (seit 1929 Jugoslawien) zusammen; ihre Ansprüche auf ganz S-Kärnten konnten sie nicht durchsetzen, es verblieb bei Österreich; Istrien und Görz (westl. Innerkrain) wurden italienisch. 1941-45 gehörten Oberkrain sowie die ehem. kärntner. und steir. Gebiete zum Dt. Reich, Unterkrain und Ljubljana zu Italien. 1945/46 wurde S. eine Teilrepublik Jugoslawiens, vergrößert um überwiegend slowen. Gebiete, die seit 1920 zu Italien gehört hatten. 1989/90 verfolgte S. zus. mit Kroatien einen Reformkurs zur Abkehr vom kommunist. System und zur Umwandlung des von Serbien dominierten jugoslaw. Bundesstaates in eine Konföderation unabhängiger Republiken. Bei den ersten freien Parlamentswahlen im April 1990 erreichte das bürgerl. Sieben-Parteien-Bündnis »Demos« die absolute Mehrheit und bildete die Reg.; der ehem. Reformkommunist M. Kučan wurde Präs. (1992 und 1997 bestätigt). Nach dem erfolgreichen Unabhängigkeitsreferendum vom Dez. 1990 erklärte sich S. (gleichzeitig mit Kroatien) am 25./26. 6. 1991 zum souveränen Staat (später ausgesetzt bis 7. 10. 1991, seit 15. 1. 1992 internat., am 13. 8. 1992 auch von der neuen Bundesrep. Jugoslawien anerkannt); die am 27. 6. 1991 erfolgte Intervention der Bundesarmee konnte - auch durch EU-Vermittlung und im Ggs. zu Kroatien - schnell beendet werden. Mit dem vollständigen Abzug der Bundesarmee erkannte das Bundespräsidium am 18. 7. 1991 faktisch die Unabhängigkeit S. und damit den Beginn der Auflösung Jugoslawiens in seiner bisherigen Form an. Mit der Verf. vom 23. 12. 1991 wurden volle Menschen- und Minderheitenrechte garantiert. Im Dez. 1991 scheiterte das Reg.bündnis »Demos«, eine im Mai 1992 gebildete Reg. wurde nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom 6. 12. 1992 durch eine Koalitionsreg. der bedeutendsten Parteien abgelöst (»histor. Kompromiss« vom Jan. 1993). Aufgrund des 1994 einsetzenden Wirtschaftswachstums konnte sich S. wirtschaftlich deutlich stärker konsolidieren als die übrigen Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Am 14. 5. 1993 wurde S. Mitgl. des Europarats, im März 1994 trat S. dem NATO-Programm »Partnerschaft für den Frieden« bei. Ein Assoziierungsabkommen mit der EU wurde 1996 unterzeichnet. Die Wahlen vom Nov. 1996 schufen eine polit. Pattsituation, die nach langwierigen Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer gemäßigt liberaldemokrat. Reg. unter MinPräs. J. Drnovšek Anfang Febr. 1997 führten.
▣ Literatur:
Sotriffer, K.: S. Gesch., Kultur u. Landschaft. Linz 1973.
⃟ Jansa, J.: Die Entstehung des slowen. Staates 1988-92. Der Zerfall Jugoslawiens, bearb. v. A. Zorn. A. d. Slowen. Klagenfurt u. a. 1994.
⃟ S., hg. v. U. Gerig. Königstein im Taunus. 1994.
⃟ Unternehmen im Übergangsprozeß zur Marktwirtschaft mit Fallbeispielen aus S., hg. v. J. Belak u. S. Kajzer. Wien 1994.
⃟ Carmichael, C.: Slovenia. Oxford 1996.
⃟ Plut-Pregelj, L. u. Rogel, C.: Historical dictionary of Slovenia. Lanham, Md., 1996.
⃟ Warmouth, C.: European Union policy towards Slovenia. Brüssel 1996.