Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Slowakische Republik
Slowakische Republik ⃟ Fläche: 49 035 km2
Einwohner: (1997) 5,40 Mio.
Hauptstadt: Preßburg (Bratislava)
Verwaltungsgliederung: 8 Gebiete
Amtssprache: Slowakisch
Nationalfeiertag: 1. 1.
Währung: 1 Slowakische Krone (Sk) = 100 Hellers (h)
Zeitzone: MEZ
(amtlich slowak. Slovenská Republika, Kurzform Slowakei), Staat in Mitteleuropa, grenzt im W an die Tschech. Rep. (im südlichsten Abschnitt bildet die March die Grenze), im N an Polen, im O an die Ukraine, im S an Ungarn und im SW an Österreich (Niederösterreich).
Staat und Recht: Die S. R. ist seit 1. 1. 1993 eine unabhängige Rep. mit Mehrparteiensystem; Verf. vom 3. 9. 1992. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der vom Parlament auf fünf Jahre gewählte Präs. (einmalige unmittelbare Wiederwahl zulässig). Der Präs. vertritt das Land nach außen und verfügt über ein Vetorecht gegen Gesetzesbeschlüsse. Die Legislative liegt beim Nationalrat (150 Abg., auf vier Jahre gewählt), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des vom Präs. ernannten MinPräs. Einflussreichste Parteien: Bewegung für eine Demokrat. Slowakei (HZDS), Partei der Demokrat. Linken (SDL; Nachfolgeorganisation der KP), Slowak. Nationalpartei (SNS), Christlich-Demokrat. Bewegung (KDH), Demokrat. Union (DU; mit der KDH zusammengeschlossen in der Slowak. Demokrat. Koalition, SDK), Ungar. Christlich-Demokrat. Bewegung (MKDH), Partei der bürgerl. Verständigung (SOP).
Landesnatur: Den überwiegenden Teil der S. R. bilden die waldreichen Westkarpaten, die durch zwischengelagerte Becken und breite Täler in einzelne Gebirgszüge und Bergmassive aufgelöst werden: Kleine Karpaten und Weiße Karpaten, Westbeskiden mit Dukla- und Jablunkapass, das alpin geformte Hochgebirge der Hohen Tatra mit der höchsten Erhebung der Slowakei (Gerlsdorfer Spitze, 2 655 m ü. M.), die Niedere Tatra und das Slowak. Erzgebirge. Größere Tieflandgebiete breiten sich nur in der Donautiefebene im SW am Unterlauf von Waag und Hron sowie am Mittel- und Unterlauf von Ondava und Laborec im SO aus. Das Klima ist gemäßigt kontinental.
Bevölkerung: Sie besteht zu fast 86 % aus Slowaken, ferner aus Ungarn (Magyaren, über 10 %, bes. an der S-Grenze der S. R.), Sinti und Roma, Tschechen, Ukrainern, Russen u. a. Die Bev.dichte ist sehr unterschiedlich; Täler und Beckenlandschaften sind z. T. stark besiedelt. - Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr; es gibt Univ. in Preßburg und Kaschau, zwei TH und sieben weitere Hochschulen. - Mehr als die Hälfte der Bev. (über 60 %) ist kath., von Bedeutung sind außerdem die orth. Kirche, die mit Rom unierte slowakisch-kath. Kirche des byzantin. Ritus sowie prot. (v. a. luther.) Kirchen.
Wirtschaft, Verkehr: Seit 1990 ist das bisher zentralistisch geleitete Wirtschaftssystem durch die schrittweise Einführung marktwirtsch. Prinzipien einem umfassenden Strukturwandel unterworfen. Nach 1945 stark entwickelte, v. a. energieintensive Bereiche wie die chem. Ind. und der Maschinenbau (v. a. Rüstungsind.) sind bes. von Strukturmaßnahmen und Umstellungsproblemen betroffen. Weitere Ind.zweige sind Holzverarbeitung und Papierind. auf der Basis der Forstwirtschaft; ferner Textil-, Glas- und Keramikind. Bedeutendster Ind.standort ist Preßburg als bisheriges Zentrum der petrochem. Ind., überregionale Bedeutung hat auch Kaschau, das industrielle Zentrum der Ostslowakei (Eisenhüttenwerk). Stromerzeugung erfolgt v. a. auf der Basis von Braunkohle und Wasserkraft (Waagkaskade) sowie Kernenergie (Kraftwerk Jaslovské Bohunice, 880 MW). Bei Gabčikovo wurde 1992 ein aus ökolog. Gründen stark umstrittenes Wasserkraftwerk im Betrieb genommen (bis 1989 ein ungarisch-tschechoslowak. Gemeinschaftsprojekt, seit 1994 zw. den Reg. der S. R. und Ungarns rechtl. umstritten, 1997 durch den Internat. Gerichtshof für rechtens erklärt). Der Bergbau mit Zentrum im Slowak. Erzgebirge fördert bes. Buntmetall- und Eisenerze, Abbau von Braunkohle bei Nováky und Handlová. In der Landwirtschaft wird Ackerbau nur in den Tieflandgebieten im SW und SO betrieben, wo v. a. Mais, Weizen, Zuckerrüben, Gemüse und Obst, in klimatisch begünstigten Gebieten auch Wein und Tabak angebaut werden. In den Gebirgsbereichen dominieren Rinder- und Schafzucht. Touristenverkehr mit zunehmender wirtsch. Bedeutung; zahlr. Erholungsgebiete mit Kurorten und Heilbädern (u. a. Piešt'any). Das Verkehrsnetz umfasst 3 510 km Eisenbahnstrecken (ein Viertel elektrifiziert) und rd. 18 000 km Straßen, darunter 198 km Autobahn (Teilstück der Strecke Prag-Brünn-Preßburg). Schifffahrt auf der Donau (Häfen in Komárno und Preßburg); internat. Flughafen bei Preßburg.
Geschichte: Im 6. und 7. Jh. wanderten die Slowaken in das Gebiet der heutigen S. R. ein. Um 800 entstand in der Mittel- und W-Slowakei ein selbstständiges (christl.) Fürstentum um Neutra, das um 830 dem Großmähr. Reich eingegliedert wurde. Seit dem Untergang des Großmähr. Reiches (906) stand die Slowakei unter ungar. Herrschaft (bis 1918; »Oberungarn«). Die um 1200 beginnende dt. Einwanderung (bes. in der Zips) beflügelte die Städtegründung und den Bergbau. Im 19. Jh. entwickelte sich in Verbindung mit den Tschechen eine slowak. Nationalbewegung. Am 30. 5. 1918 schloss T. G. Masaryk mit slowak. Organisationen in den USA das Pittsburgher Abkommen. In ihm erklärten die Slowaken ihre Bereitschaft, sich einem gemeinsamen Staat der Tschechen und Slowaken anzuschließen (verwirklicht am 28. 10. 1918). Als der Slowakei aber die zugesicherte Autonomie nicht gewährt wurde, entwickelte sich eine Opposition gegen die bestehende Staatsverf. Sie organisierte sich in der »Slowak. Volkspartei« (Vors.: A. Hlinka, 1918-38; J. Tiso, 1938-45) und erzwang im Gefolge der Sudetenkrise 1938 die Föderalisierung des tschechoslowak. Staats. Unter starkem Druck des nat.-soz. Dtl. erklärte die Slowakei 1939 ihre Unabhängigkeit (Slowak. Rep.) und wurde ein mit Dtl. (in einem Satellitenverhältnis) eng verbundener »Schutzstaat« mit autoritärem Reg.system (Staatspräs.: J. Tiso, 1939-45). Im August 1944 lösten die seit 1943 im »Slowak. Nationalrat« verbundenen Gegner des von Tiso geführten Reg.systems einen Aufstand im Gebiet von Neusohl aus (Slowak. Nationalaufstand, von dt. Truppen niedergeschlagen). Nach der Besetzung durch sowjet. Truppen wurde die Slowakei 1945 wieder Teil der (ab 1948) kommunistisch regierten Tschechoslowakei. 1945/46 Vertreibung der (Karpaten-)Deutschen und Zipser Sachsen. Als Nachwirkung der reformkommunist. Bestrebungen von 1968, die unter A. Dubček (seit 1963 Chef der slowak. KP) in der Slowakei z. T. schon früher eingesetzt hatten, erhielt die Slowakei zum 1. 1. 1969 als Slowak. Sozialist. Rep. formal Autonomie. Nach dem Zusammenbruch des kommunist. Systems 1989/90 erfolgte im Frühjahr 1990 die Umwandlung in eine föderative Rep. innerhalb der ČSFR. Die ersten freien Wahlen am 8./9. 6. 1990 gewann das »Slowak. Bürgerforum«, die Bewegung »Öffentlichkeit gegen Gewalt« (VPN), und bildete daraufhin eine Koalitionsreg. mit der KDH, zunächst unter MinPräs. V. Mečiar (VPN), ab April 1991 unter MinPräs. J. Čarnogurský (KDH). Im April 1991 spaltete sich die VPN in die starke HZDS (Vors.: Mečiar) und eine rechtsliberale »Demokrat. Bürgerunion«. Bei den Wahlen am 5./6. 6. 1992 siegte die HZDS, Mečiar wurde MinPräs. Die von ihm forcierte Unabhängigkeitsbestrebung der Slowakei führte zum Auseinanderbrechen der ČSFR. Verhandlungen mit dem tschech. MinPräs. V. Klaus zur Bildung einer Konföderation beider Staaten scheiterten. Am 17. 7. 1992 proklamierte das Parlament der S. R. die Unabhängigkeit, die mit der Auflösung der ČSFR in Kraft trat. Am 15. 2. 1993 wurde M. Kováč (HZDS) zum Staatspräs. gewählt. MinPräs. Mečiar wurde im März 1994 gestürzt, setzte sich aber bei den Parlamentswahlen im Oktober 1994 mit der HZDS erneut durch. Seine Reg. setzte sich die Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit sowie die Wiederbelebung der zurückgehenden Wirtschaftstätigkeit als innenpolit. Ziele. 1993 wurde ein Assoziierungsabkommen mit der EU abgeschlossen (in Kraft seit 1. 2. 1995), 1993 erfolgte die Aufnahme in den Europarat. Die restriktive Politik der Reg. Mečiar gegen ethn. Minderheiten (v. a. gegen die slowak. Magyaren) stieß 1995/96 auf internat. Kritik. Nach dem Ausscheiden von M. Kováč aus seinem Amt 6. 3. 1998) gingen seine Kompetenzen interimistisch z. T. auf das Parlament, z. T.auf M. Mečiar über, der nach der verlorenen Parlamentswahl vom Sept. 1998 zurücktrat. Sein Nachfolger wurde der bisherige Oppositionsführer M. Dzurinda (* 1955; SDK). Nach der ersten Direktwahl zum Staatspräs. Ende Mai 1999 wurde R. Schuster (Partei der bürgerl. Verständigung, SOP; Gegenkandidat: Meciar) am 15. 6. 1999 im Amt vereidigt.
▣ Literatur:
Kàllay, K. vonu. Spetko, J.: Slowakei. Würzburg 1993.
⃟ Juchler, J.: Osteuropa im Umbruch. Polit., wirtschaftl. u. gesellschaftl. Entwicklungen 1989-93. Zürich 1994.
⃟ The transformation of Slovakia. The dynamics of her economy, environment, and demography, hg. v. P. Fleißner u. a. Hamburg 1994.
⃟ Keilhofer, F. X.: Wirtschaftl. Transformation in der Tschech. Republik u. in der S. R. Stuttgart 1995.
⃟ Tschechien, S., Text v. M. Frank u. a., Fotos v. A. M. Mosler. München 1996.
⃟ Bibliographie zur Geschichte der böhmischen Länder u. der Slowakei. 1994, bearb. v. M. Sewering-Wollanek. Marburg 1997.
⃟ Broiato, H. P.: Tschechoslowakei - Tschechien - Slowakei. Literatur in westlichen Sprachen 1975 - 1995. Frankfurt am Main 1997.
⃟ Hochberger, E.: Das große Buch der Slowakei. 3000 Stichworte zur Kultur, Kunst, Landschaft, Natur, Geschichte, Wirtschaft. Sinn 1997.
⃟ Leff, C. S.: The Czech and Slovak republics. Nation versus state. Boulder, Colo., 1998.
⃟ Pesendorfer, D.: Der Restaurationsprozeß des Kapitalismus in der ehemaligen Tschechoslowakei. Frankfurt am Main 1998.
Einwohner: (1997) 5,40 Mio.
Hauptstadt: Preßburg (Bratislava)
Verwaltungsgliederung: 8 Gebiete
Amtssprache: Slowakisch
Nationalfeiertag: 1. 1.
Währung: 1 Slowakische Krone (Sk) = 100 Hellers (h)
Zeitzone: MEZ
(amtlich slowak. Slovenská Republika, Kurzform Slowakei), Staat in Mitteleuropa, grenzt im W an die Tschech. Rep. (im südlichsten Abschnitt bildet die March die Grenze), im N an Polen, im O an die Ukraine, im S an Ungarn und im SW an Österreich (Niederösterreich).
Staat und Recht: Die S. R. ist seit 1. 1. 1993 eine unabhängige Rep. mit Mehrparteiensystem; Verf. vom 3. 9. 1992. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der vom Parlament auf fünf Jahre gewählte Präs. (einmalige unmittelbare Wiederwahl zulässig). Der Präs. vertritt das Land nach außen und verfügt über ein Vetorecht gegen Gesetzesbeschlüsse. Die Legislative liegt beim Nationalrat (150 Abg., auf vier Jahre gewählt), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des vom Präs. ernannten MinPräs. Einflussreichste Parteien: Bewegung für eine Demokrat. Slowakei (HZDS), Partei der Demokrat. Linken (SDL; Nachfolgeorganisation der KP), Slowak. Nationalpartei (SNS), Christlich-Demokrat. Bewegung (KDH), Demokrat. Union (DU; mit der KDH zusammengeschlossen in der Slowak. Demokrat. Koalition, SDK), Ungar. Christlich-Demokrat. Bewegung (MKDH), Partei der bürgerl. Verständigung (SOP).
Landesnatur: Den überwiegenden Teil der S. R. bilden die waldreichen Westkarpaten, die durch zwischengelagerte Becken und breite Täler in einzelne Gebirgszüge und Bergmassive aufgelöst werden: Kleine Karpaten und Weiße Karpaten, Westbeskiden mit Dukla- und Jablunkapass, das alpin geformte Hochgebirge der Hohen Tatra mit der höchsten Erhebung der Slowakei (Gerlsdorfer Spitze, 2 655 m ü. M.), die Niedere Tatra und das Slowak. Erzgebirge. Größere Tieflandgebiete breiten sich nur in der Donautiefebene im SW am Unterlauf von Waag und Hron sowie am Mittel- und Unterlauf von Ondava und Laborec im SO aus. Das Klima ist gemäßigt kontinental.
Bevölkerung: Sie besteht zu fast 86 % aus Slowaken, ferner aus Ungarn (Magyaren, über 10 %, bes. an der S-Grenze der S. R.), Sinti und Roma, Tschechen, Ukrainern, Russen u. a. Die Bev.dichte ist sehr unterschiedlich; Täler und Beckenlandschaften sind z. T. stark besiedelt. - Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr; es gibt Univ. in Preßburg und Kaschau, zwei TH und sieben weitere Hochschulen. - Mehr als die Hälfte der Bev. (über 60 %) ist kath., von Bedeutung sind außerdem die orth. Kirche, die mit Rom unierte slowakisch-kath. Kirche des byzantin. Ritus sowie prot. (v. a. luther.) Kirchen.
Wirtschaft, Verkehr: Seit 1990 ist das bisher zentralistisch geleitete Wirtschaftssystem durch die schrittweise Einführung marktwirtsch. Prinzipien einem umfassenden Strukturwandel unterworfen. Nach 1945 stark entwickelte, v. a. energieintensive Bereiche wie die chem. Ind. und der Maschinenbau (v. a. Rüstungsind.) sind bes. von Strukturmaßnahmen und Umstellungsproblemen betroffen. Weitere Ind.zweige sind Holzverarbeitung und Papierind. auf der Basis der Forstwirtschaft; ferner Textil-, Glas- und Keramikind. Bedeutendster Ind.standort ist Preßburg als bisheriges Zentrum der petrochem. Ind., überregionale Bedeutung hat auch Kaschau, das industrielle Zentrum der Ostslowakei (Eisenhüttenwerk). Stromerzeugung erfolgt v. a. auf der Basis von Braunkohle und Wasserkraft (Waagkaskade) sowie Kernenergie (Kraftwerk Jaslovské Bohunice, 880 MW). Bei Gabčikovo wurde 1992 ein aus ökolog. Gründen stark umstrittenes Wasserkraftwerk im Betrieb genommen (bis 1989 ein ungarisch-tschechoslowak. Gemeinschaftsprojekt, seit 1994 zw. den Reg. der S. R. und Ungarns rechtl. umstritten, 1997 durch den Internat. Gerichtshof für rechtens erklärt). Der Bergbau mit Zentrum im Slowak. Erzgebirge fördert bes. Buntmetall- und Eisenerze, Abbau von Braunkohle bei Nováky und Handlová. In der Landwirtschaft wird Ackerbau nur in den Tieflandgebieten im SW und SO betrieben, wo v. a. Mais, Weizen, Zuckerrüben, Gemüse und Obst, in klimatisch begünstigten Gebieten auch Wein und Tabak angebaut werden. In den Gebirgsbereichen dominieren Rinder- und Schafzucht. Touristenverkehr mit zunehmender wirtsch. Bedeutung; zahlr. Erholungsgebiete mit Kurorten und Heilbädern (u. a. Piešt'any). Das Verkehrsnetz umfasst 3 510 km Eisenbahnstrecken (ein Viertel elektrifiziert) und rd. 18 000 km Straßen, darunter 198 km Autobahn (Teilstück der Strecke Prag-Brünn-Preßburg). Schifffahrt auf der Donau (Häfen in Komárno und Preßburg); internat. Flughafen bei Preßburg.
Geschichte: Im 6. und 7. Jh. wanderten die Slowaken in das Gebiet der heutigen S. R. ein. Um 800 entstand in der Mittel- und W-Slowakei ein selbstständiges (christl.) Fürstentum um Neutra, das um 830 dem Großmähr. Reich eingegliedert wurde. Seit dem Untergang des Großmähr. Reiches (906) stand die Slowakei unter ungar. Herrschaft (bis 1918; »Oberungarn«). Die um 1200 beginnende dt. Einwanderung (bes. in der Zips) beflügelte die Städtegründung und den Bergbau. Im 19. Jh. entwickelte sich in Verbindung mit den Tschechen eine slowak. Nationalbewegung. Am 30. 5. 1918 schloss T. G. Masaryk mit slowak. Organisationen in den USA das Pittsburgher Abkommen. In ihm erklärten die Slowaken ihre Bereitschaft, sich einem gemeinsamen Staat der Tschechen und Slowaken anzuschließen (verwirklicht am 28. 10. 1918). Als der Slowakei aber die zugesicherte Autonomie nicht gewährt wurde, entwickelte sich eine Opposition gegen die bestehende Staatsverf. Sie organisierte sich in der »Slowak. Volkspartei« (Vors.: A. Hlinka, 1918-38; J. Tiso, 1938-45) und erzwang im Gefolge der Sudetenkrise 1938 die Föderalisierung des tschechoslowak. Staats. Unter starkem Druck des nat.-soz. Dtl. erklärte die Slowakei 1939 ihre Unabhängigkeit (Slowak. Rep.) und wurde ein mit Dtl. (in einem Satellitenverhältnis) eng verbundener »Schutzstaat« mit autoritärem Reg.system (Staatspräs.: J. Tiso, 1939-45). Im August 1944 lösten die seit 1943 im »Slowak. Nationalrat« verbundenen Gegner des von Tiso geführten Reg.systems einen Aufstand im Gebiet von Neusohl aus (Slowak. Nationalaufstand, von dt. Truppen niedergeschlagen). Nach der Besetzung durch sowjet. Truppen wurde die Slowakei 1945 wieder Teil der (ab 1948) kommunistisch regierten Tschechoslowakei. 1945/46 Vertreibung der (Karpaten-)Deutschen und Zipser Sachsen. Als Nachwirkung der reformkommunist. Bestrebungen von 1968, die unter A. Dubček (seit 1963 Chef der slowak. KP) in der Slowakei z. T. schon früher eingesetzt hatten, erhielt die Slowakei zum 1. 1. 1969 als Slowak. Sozialist. Rep. formal Autonomie. Nach dem Zusammenbruch des kommunist. Systems 1989/90 erfolgte im Frühjahr 1990 die Umwandlung in eine föderative Rep. innerhalb der ČSFR. Die ersten freien Wahlen am 8./9. 6. 1990 gewann das »Slowak. Bürgerforum«, die Bewegung »Öffentlichkeit gegen Gewalt« (VPN), und bildete daraufhin eine Koalitionsreg. mit der KDH, zunächst unter MinPräs. V. Mečiar (VPN), ab April 1991 unter MinPräs. J. Čarnogurský (KDH). Im April 1991 spaltete sich die VPN in die starke HZDS (Vors.: Mečiar) und eine rechtsliberale »Demokrat. Bürgerunion«. Bei den Wahlen am 5./6. 6. 1992 siegte die HZDS, Mečiar wurde MinPräs. Die von ihm forcierte Unabhängigkeitsbestrebung der Slowakei führte zum Auseinanderbrechen der ČSFR. Verhandlungen mit dem tschech. MinPräs. V. Klaus zur Bildung einer Konföderation beider Staaten scheiterten. Am 17. 7. 1992 proklamierte das Parlament der S. R. die Unabhängigkeit, die mit der Auflösung der ČSFR in Kraft trat. Am 15. 2. 1993 wurde M. Kováč (HZDS) zum Staatspräs. gewählt. MinPräs. Mečiar wurde im März 1994 gestürzt, setzte sich aber bei den Parlamentswahlen im Oktober 1994 mit der HZDS erneut durch. Seine Reg. setzte sich die Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit sowie die Wiederbelebung der zurückgehenden Wirtschaftstätigkeit als innenpolit. Ziele. 1993 wurde ein Assoziierungsabkommen mit der EU abgeschlossen (in Kraft seit 1. 2. 1995), 1993 erfolgte die Aufnahme in den Europarat. Die restriktive Politik der Reg. Mečiar gegen ethn. Minderheiten (v. a. gegen die slowak. Magyaren) stieß 1995/96 auf internat. Kritik. Nach dem Ausscheiden von M. Kováč aus seinem Amt 6. 3. 1998) gingen seine Kompetenzen interimistisch z. T. auf das Parlament, z. T.auf M. Mečiar über, der nach der verlorenen Parlamentswahl vom Sept. 1998 zurücktrat. Sein Nachfolger wurde der bisherige Oppositionsführer M. Dzurinda (* 1955; SDK). Nach der ersten Direktwahl zum Staatspräs. Ende Mai 1999 wurde R. Schuster (Partei der bürgerl. Verständigung, SOP; Gegenkandidat: Meciar) am 15. 6. 1999 im Amt vereidigt.
▣ Literatur:
Kàllay, K. vonu. Spetko, J.: Slowakei. Würzburg 1993.
⃟ Juchler, J.: Osteuropa im Umbruch. Polit., wirtschaftl. u. gesellschaftl. Entwicklungen 1989-93. Zürich 1994.
⃟ The transformation of Slovakia. The dynamics of her economy, environment, and demography, hg. v. P. Fleißner u. a. Hamburg 1994.
⃟ Keilhofer, F. X.: Wirtschaftl. Transformation in der Tschech. Republik u. in der S. R. Stuttgart 1995.
⃟ Tschechien, S., Text v. M. Frank u. a., Fotos v. A. M. Mosler. München 1996.
⃟ Bibliographie zur Geschichte der böhmischen Länder u. der Slowakei. 1994, bearb. v. M. Sewering-Wollanek. Marburg 1997.
⃟ Broiato, H. P.: Tschechoslowakei - Tschechien - Slowakei. Literatur in westlichen Sprachen 1975 - 1995. Frankfurt am Main 1997.
⃟ Hochberger, E.: Das große Buch der Slowakei. 3000 Stichworte zur Kultur, Kunst, Landschaft, Natur, Geschichte, Wirtschaft. Sinn 1997.
⃟ Leff, C. S.: The Czech and Slovak republics. Nation versus state. Boulder, Colo., 1998.
⃟ Pesendorfer, D.: Der Restaurationsprozeß des Kapitalismus in der ehemaligen Tschechoslowakei. Frankfurt am Main 1998.