Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sizilien
I Sizili|en(italien. Sicilia), größte Insel Italiens und des Mittelmeers, 25 426 km2, mit Nebeninseln als autonome Region 25 707 km2, (1997) 5,106 Mio. Ew.; Hptst. ist Palermo. - S. ist durch die Straße von Messina vom Festland getrennt, vorwiegend gebirgig mit schmalen Küstenebenen. Der höchste Berg ist mit 3 323 m ü. M. der noch tätige Vulkan Ätna. S. hat heiße, trockene Sommer und milde Winter mit Regen. Die Flüsse trocknen im Sommer vielfach aus. Wald und immergrünes Gebüsch (Macchia) sind im weiten Umfang durch Kulturland verdrängt. Im wasserarmen inneren Hügelland wird extensive Landwirtschaft betrieben (Weizen- und Bohnenanbau, Weidewirtschaft). Die Küstenlandschaften werden intensiv (mit Bewässerung) bebaut (Zitrusfrüchte, Oliven, Wein, Mandeln, Baumwolle u. a.). Außer der Küstenfischerei (Sardellen, Thunfische) wird Hochseefischerei betrieben. Gewinnung von Asphalt und Marmor, Stein- und Kalisalz, Erdöl- und Erdgasförderung, petrochem. Ind. Bed. Fremdenverkehr. Der trotz aller Reformversuche weiterhin vorherrschende Großgrundbesitz mit seiner Auswirkung auf die soziale Lage der Kleinpächter lässt allerdings die wirtsch. Entwicklung weit hinter den naturgegebenen Möglichkeiten zurückbleiben. Auch der Aufbau der Ind. konnte der Bev.abwanderung nach Oberitalien und in andere europ. Länder nur begrenzt entgegenwirken.Geschichte: Die ältesten Bewohner S.s waren Sikaner, die von einwandernden Sikulern nach W gedrängt wurden. Seit der Mitte des 8. Jh. v. Chr. wanderten Griechen ein (grch. Gründungen u. a. Naxos, Messina, Catania, Syrakus, Gela, Agrigent). S. wurde zum westl. Mittelpunkt der grch. Kultur. Der W der Insel mit Palermo war im Besitz der Karthager, ein Grund ständiger Auseinandersetzungen. Nach dem 1. Punischen Krieg wurde S. röm. Prov.; es galt als Kornkammer Italiens. 440 wurde die Insel von den Wandalen, 493 von den Ostgoten in Besitz genommen, 535 von den Byzantinern und 827 von den Arabern erobert. 1061-91 kam S. durch Roger I. unter normann. Herrschaft als Teil des Königreichs Neapel, mit dem die Insel 1194 an die Staufer kam. Diese schufen hier, v. a. durch Friedrich II., einen modernen Verwaltungsstaat. 1268 unterlagen sie Karl I. von Anjou, der 1282 nach der Sizilian. Vesper S. an König Peter III. von Aragonien verlor. König Alfons V. von Aragonien stellte 1442 die Vereinigung S. mit dem Königreich Neapel wieder her. 1713 kam S. an Savoyen, 1720 an die österr. Habsburger. Als Unteritalien 1806-15 in frz. Hand war, konnte sich Ferdinand IV. unter brit. Schutz auf S. behaupten. 1815 wurden Neapel und S. erneut vereinigt, seit 1816 unter dem Namen Königreich beider Sizilien. Bei den liberalen Revolutionen von 1820/21 und 1848/49 erstrebten die Sizilianer vergeblich eine staatsrechtl. Sonderstellung. 1860 stürzte Garibaldi durch seinen Freischarenzug nach S. die Bourbonenherrschaft auf der Insel, die 1861 ein Teil des Königreichs Italien wurde. Seitdem besteht die Aufgabe, die wirtsch., kulturelle und polit. Rückständigkeit der Insel gegenüber dem N Italiens auszugleichen. 1893/94 kam es zu schweren Landarbeiterunruhen.
Die Mafia als Gegenmacht zur staatl. Ordnung konnte durch Mussolini nur vorübergehend unterdrückt werden. Nach der Landung der Alliierten 1943 kam es auf der Insel zu schweren Kämpfen. Um separatist. Bestrebungen entgegenzuwirken, erhielt S. 1946 kulturelle und wirtsch. Autonomie. Die Erfolge der versch. Entwicklungsprogramme wurden trotz beträchtl. investierter Mittel durch die Verquickung von Mafia und Bürokratie und durch Korruption behindert.
Literatur:
Norwich, J. J.: Die Normannen in S. 1130-94. A. d. Engl. Wiesbaden 21973.
Finley, M. I.: Das antike S. A. d. Engl. München 1979.
Finley, M. I. u. a.: Gesch. S.s u. der Sizilianer. A. d. Engl. München 1989.
Pichler, H.: Italien. Vulkangebiete, Bd. 4: Ätna, S. Berlin u. a. 1984.
Reimann, H. u. Reimann, H.: S. Studien zur Gesellschaft u. Kultur einer Entwicklungsregion. Augsburg 1985.
Graubner, W.: Kleine Gesch. S.s. München 1988.
S. - Insel zw. Orient u. Okzident, Beiträge v. B. Carnabuci u. a. Köln 1992.
II Sizili|en, Straße von
(Straße von Tunis), Meeresstraße im Mittelmeer zw. Nordafrika und Sizilien, 150 km breit, verbindet das westl. Mittelmeerbecken mit dem Ionischen Becken, 400-500 m tief. Entlang der afrikan. Seite fließt eine mäßige, ostwärts gerichtete Oberflächenströmung mit etwa 1,4 km/h.
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