Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Singapur
Sịngapur⃟ Fläche: 626 km2
Einwohner: (1995) 2,848 Mio.
Hauptstadt: Singapur
Amtssprachen: Englisch, Chinesisch, Malaiisch, Tamil
Nationalfeiertag: 9. 8.
Währung: 1 Singapur-Dollar (S$) = 100 Cents (c)
Zeitzone: MEZ + 6 Std.
[altind. »Löwenstadt«] (amtlich engl. Republic of Singapore, chines. Xinjiapo Gongheguo, malaiisch Republik Singapura, Tamil: Singapore Kudiyarasu), Stadtstaat in Südostasien, auf Inseln vor der S-Spitze der Malaiischen Halbinsel, besteht aus einer Hauptinsel (587 km2) und 54 kleineren Inseln. Das eigentl. Stadtzentrum (City of Singapore, 97 km2) liegt im S der Hauptinsel.
Staat und Recht: S. ist seit 1965 eine Rep. im Commonwealth; es gilt die Verf. von 1955 (mehrfach geändert). Staatsoberhaupt ist der mit exekutiven Befugnissen (z. B. Vetorecht gegenüber Budgetvorlagen, Ernennung leitender Beamter) ausgestattete Präs. (auf sechs Jahre direkt gewählt). Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (83 Abg., auf fünf Jahre gewählt), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Einflussreichste Partei ist die Volksaktionspartei (PAP).
Landesnatur: Die bis 177 m ü. M. ansteigende Hauptinsel ist durch einen Brückendamm (Straße, Bahnlinie, Fernwasserleitung) mit dem Festland verbunden. Durch Neulandgewinnung (Aufschüttung) wurde die Fläche der Insel ständig vergrößert. Das Klima ist tropisch mit hohen Niederschlägen (monsunale Regenzeit von Nov. bis Jan.).
Bevölkerung: 77,5 % der Bev. sind Chinesen (meist Buddhisten und Daoisten), 14,2 % Malaien (Muslime), 7,1 % Inder (v. a. Hindus) u. a.; 10,3 % der Bev. sind Christen. Der starke Bev.anstieg bis zur Mitte des 20. Jh. wird seit 1966 durch erfolgreiche Familienplanung eingedämmt. In einzelnen Wohnbezirken der Stadt S. werden Bev.dichten bis 200 000 Ew./km2 erreicht. Das Sozialwesen gilt als das beste in ganz Asien. - Es besteht keine Schulpflicht; jedoch besuchen i. d. R. alle Kinder die Schule. Die sechsjährige Primarschule ist kostenlos. 1980 entstand durch Zusammenschluss der chinesisch- und englischsprachigen Univ. die »National University of Singapore«.
Wirtschaft, Verkehr: Aufgrund der Lage am Schnittpunkt wichtiger Schifffahrts- und Flugrouten entwickelte sich der Stadtstaat S. zu einem bed. Verkehrs-, Handels-, Finanz- und Dienstleistungszentrum in Südostasien. Der rasche Wirtschaftsaufschwung seit den 1960er-Jahren setzt sich mit der Förderung wachstumsorientierter Ind., bes. im Elektroniksektor, auch in den 1990er-Jahren fort. Mit seinen hohen Wachstumsraten zählt S. zu den südostasiat. Schwellenländern (»Kleine Tiger«). S. ist mit fünf Erdölraffinerien das größte Raffineriezentrum Asiens. Bed. sind darüber hinaus opt. und Elektronikind., Schiff-, Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Landwirtschaft spielt nur eine untergeordnete Rolle. Haupthandelspartner sind Japan, die USA, Malaysia, Hongkong, Thailand und Taiwan. Über 30 % des Erlöses gehen auf Reexporte zurück. - Die Länge des Straßennetzes beträgt 3 056 km, die der Eisenbahn 26 km. Seit 1987 gibt es eine U-Bahn. S. ist weltweit wichtigster Hafen im Containerumschlag. Internat. Flughäfen: Changi und Paya Lebar.
Stadtbild: Im Rahmen der Stadterneuerung wurden nicht nur die ehem. Slums, sondern auch größtenteils die älteren kolonialzeitl., zwei- bis dreigeschossigen Stadtviertel abgerissen und durch moderne Bebauung ersetzt. Die Bewohner dieser Gebiete wurden meist in Hochhauskomplexe und New Towns umgesiedelt. Repräsentativbauten entstanden entlang dem Raffles Quay (Wolkenkratzerfront), dem Shenton Way (Finanzzentrum) und Orchard Road (Hotelpaläste).
Im alten Stadtzentrum (Chinatown) am linken Ufer des S.-Flusses, wo sich einige alte Bauten erhalten haben, entwickelte sich zunächst um Saint Andrew's Cathedral (1856-61) ein lebhaftes Handelszentrum. Unter dem Einfluss der Briten wurde v. a. im Kolonialstil gebaut: National Museum (1886-87), Raffles Hotel (1899), Victoria Memorial Hall & Theatre (1856-62), City Hall (1926-29). Neu entstanden: u. a. OCBC-Turm (1975, von I. M. Pei), Guan Bee Building (1986, von Tange Kenzo), Raffles City (1984-85, von Pei), »Habitat« (1984, von dem kanad. Architekten Moshe Safdie), Bisham Institute of Technical Education (vollendet 1993, von Arkitekt Tenggara II), Temasek-Polytechnikum (1991-96, von J. F. Stirling und Michael Wilford). 1996 wurde in einem kolonialen Neobarockbau das S. Art Museum eröffnet. Das »Esplanade - Theatres on the Bay« (S. Arts Center) soll bis 2001 fertig gestellt sein. An der Marina Bay entsteht nach Plänen des Londoner Architekten Michael Wilford ein großer Kulturkomplex u. a. mit Konzertsaal und Musiktheater.
Geschichte: Bis zum 19. Jh. gab es keine größere Ansiedlung auf der Insel. 1819 errichtete der Brite Sir T. S. Raffles hier eine Handelsniederlassung der brit. Ostind. Kompanie, die 1824 die Insel erwarb. 1826 Zusammenschluss mit Malakka und Pinang zu den Straits Settlements, die 1867 Kronkolonie wurden. 1942-45 war S. von den Japanern besetzt; 1946 erhielt es den Status einer separaten Kronkolonie und 1959 die volle innere Autonomie. 1963-65 gehörte S. zur Föderation Malaysia; nach der Trennung von dieser wurde es 1965 eine unabhängige Rep. im Rahmen des Commonwealth. Als stärkste polit. Kraft stellte die PAP seit 1959 die Reg.chefs. Einen bed. wirtsch. Aufschwung erlebte S. unter Premiermin. Lee Kuan Yew (1959-90), den Goh Chok Tong im Amt ablöste. Nachfolger von Staatspräs. Wee Kim Wee (1985-93) wurde nach der erstmaligen Direktwahl des Staatsoberhaupts (Aug. 1993) der vorherige Vizepremiermin. Ong Teng Cheong.
▣ Literatur:
Turnbull, C. M.: A history of Singapore 1819-1975. Kuala Lumpur 1977.
⃟ Marr, B. u. Marr, R.: Malaysia, Singapore, Brunei. Kunst- u. Reiseführer mit Landeskunde. Stuttgart u. a. 1991.
⃟ Peebles, G. u. Wilson, P.: The Singapore economy. Cheltenham 1996.
⃟ Jordan, R.: Migrationssysteme in global cities. Arbeitsmigration u. Globalisierung in S. Hamburg 1997
⃟ Understanding Singapore society, hg. v. Ong Jin Hui u. a. Singapur 1997.
⃟ Competitiveness of the Singapore economy, hg. v. Toh Mun Heng u. a. Singapur 1998.
⃟ Clammer, J.: Race and state in independent Singapore. 1965 - 1990. Aldershot 1998.
⃟ Dumarcay, J.: Cultural sites of Malaysia, Singapore, and Indonesia. New York 1998.
⃟ Language, society and education in Singapore, hg. v. S. Gopinatham u. a. Singapur 1998.
⃟ Rudolph, J.: Reconstructing identities. A social history of the Babas in Singapore. Aldershot 1998.
Einwohner: (1995) 2,848 Mio.
Hauptstadt: Singapur
Amtssprachen: Englisch, Chinesisch, Malaiisch, Tamil
Nationalfeiertag: 9. 8.
Währung: 1 Singapur-Dollar (S$) = 100 Cents (c)
Zeitzone: MEZ + 6 Std.
[altind. »Löwenstadt«] (amtlich engl. Republic of Singapore, chines. Xinjiapo Gongheguo, malaiisch Republik Singapura, Tamil: Singapore Kudiyarasu), Stadtstaat in Südostasien, auf Inseln vor der S-Spitze der Malaiischen Halbinsel, besteht aus einer Hauptinsel (587 km2) und 54 kleineren Inseln. Das eigentl. Stadtzentrum (City of Singapore, 97 km2) liegt im S der Hauptinsel.
Staat und Recht: S. ist seit 1965 eine Rep. im Commonwealth; es gilt die Verf. von 1955 (mehrfach geändert). Staatsoberhaupt ist der mit exekutiven Befugnissen (z. B. Vetorecht gegenüber Budgetvorlagen, Ernennung leitender Beamter) ausgestattete Präs. (auf sechs Jahre direkt gewählt). Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (83 Abg., auf fünf Jahre gewählt), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Einflussreichste Partei ist die Volksaktionspartei (PAP).
Landesnatur: Die bis 177 m ü. M. ansteigende Hauptinsel ist durch einen Brückendamm (Straße, Bahnlinie, Fernwasserleitung) mit dem Festland verbunden. Durch Neulandgewinnung (Aufschüttung) wurde die Fläche der Insel ständig vergrößert. Das Klima ist tropisch mit hohen Niederschlägen (monsunale Regenzeit von Nov. bis Jan.).
Bevölkerung: 77,5 % der Bev. sind Chinesen (meist Buddhisten und Daoisten), 14,2 % Malaien (Muslime), 7,1 % Inder (v. a. Hindus) u. a.; 10,3 % der Bev. sind Christen. Der starke Bev.anstieg bis zur Mitte des 20. Jh. wird seit 1966 durch erfolgreiche Familienplanung eingedämmt. In einzelnen Wohnbezirken der Stadt S. werden Bev.dichten bis 200 000 Ew./km2 erreicht. Das Sozialwesen gilt als das beste in ganz Asien. - Es besteht keine Schulpflicht; jedoch besuchen i. d. R. alle Kinder die Schule. Die sechsjährige Primarschule ist kostenlos. 1980 entstand durch Zusammenschluss der chinesisch- und englischsprachigen Univ. die »National University of Singapore«.
Wirtschaft, Verkehr: Aufgrund der Lage am Schnittpunkt wichtiger Schifffahrts- und Flugrouten entwickelte sich der Stadtstaat S. zu einem bed. Verkehrs-, Handels-, Finanz- und Dienstleistungszentrum in Südostasien. Der rasche Wirtschaftsaufschwung seit den 1960er-Jahren setzt sich mit der Förderung wachstumsorientierter Ind., bes. im Elektroniksektor, auch in den 1990er-Jahren fort. Mit seinen hohen Wachstumsraten zählt S. zu den südostasiat. Schwellenländern (»Kleine Tiger«). S. ist mit fünf Erdölraffinerien das größte Raffineriezentrum Asiens. Bed. sind darüber hinaus opt. und Elektronikind., Schiff-, Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Landwirtschaft spielt nur eine untergeordnete Rolle. Haupthandelspartner sind Japan, die USA, Malaysia, Hongkong, Thailand und Taiwan. Über 30 % des Erlöses gehen auf Reexporte zurück. - Die Länge des Straßennetzes beträgt 3 056 km, die der Eisenbahn 26 km. Seit 1987 gibt es eine U-Bahn. S. ist weltweit wichtigster Hafen im Containerumschlag. Internat. Flughäfen: Changi und Paya Lebar.
Stadtbild: Im Rahmen der Stadterneuerung wurden nicht nur die ehem. Slums, sondern auch größtenteils die älteren kolonialzeitl., zwei- bis dreigeschossigen Stadtviertel abgerissen und durch moderne Bebauung ersetzt. Die Bewohner dieser Gebiete wurden meist in Hochhauskomplexe und New Towns umgesiedelt. Repräsentativbauten entstanden entlang dem Raffles Quay (Wolkenkratzerfront), dem Shenton Way (Finanzzentrum) und Orchard Road (Hotelpaläste).
Im alten Stadtzentrum (Chinatown) am linken Ufer des S.-Flusses, wo sich einige alte Bauten erhalten haben, entwickelte sich zunächst um Saint Andrew's Cathedral (1856-61) ein lebhaftes Handelszentrum. Unter dem Einfluss der Briten wurde v. a. im Kolonialstil gebaut: National Museum (1886-87), Raffles Hotel (1899), Victoria Memorial Hall & Theatre (1856-62), City Hall (1926-29). Neu entstanden: u. a. OCBC-Turm (1975, von I. M. Pei), Guan Bee Building (1986, von Tange Kenzo), Raffles City (1984-85, von Pei), »Habitat« (1984, von dem kanad. Architekten Moshe Safdie), Bisham Institute of Technical Education (vollendet 1993, von Arkitekt Tenggara II), Temasek-Polytechnikum (1991-96, von J. F. Stirling und Michael Wilford). 1996 wurde in einem kolonialen Neobarockbau das S. Art Museum eröffnet. Das »Esplanade - Theatres on the Bay« (S. Arts Center) soll bis 2001 fertig gestellt sein. An der Marina Bay entsteht nach Plänen des Londoner Architekten Michael Wilford ein großer Kulturkomplex u. a. mit Konzertsaal und Musiktheater.
Geschichte: Bis zum 19. Jh. gab es keine größere Ansiedlung auf der Insel. 1819 errichtete der Brite Sir T. S. Raffles hier eine Handelsniederlassung der brit. Ostind. Kompanie, die 1824 die Insel erwarb. 1826 Zusammenschluss mit Malakka und Pinang zu den Straits Settlements, die 1867 Kronkolonie wurden. 1942-45 war S. von den Japanern besetzt; 1946 erhielt es den Status einer separaten Kronkolonie und 1959 die volle innere Autonomie. 1963-65 gehörte S. zur Föderation Malaysia; nach der Trennung von dieser wurde es 1965 eine unabhängige Rep. im Rahmen des Commonwealth. Als stärkste polit. Kraft stellte die PAP seit 1959 die Reg.chefs. Einen bed. wirtsch. Aufschwung erlebte S. unter Premiermin. Lee Kuan Yew (1959-90), den Goh Chok Tong im Amt ablöste. Nachfolger von Staatspräs. Wee Kim Wee (1985-93) wurde nach der erstmaligen Direktwahl des Staatsoberhaupts (Aug. 1993) der vorherige Vizepremiermin. Ong Teng Cheong.
▣ Literatur:
Turnbull, C. M.: A history of Singapore 1819-1975. Kuala Lumpur 1977.
⃟ Marr, B. u. Marr, R.: Malaysia, Singapore, Brunei. Kunst- u. Reiseführer mit Landeskunde. Stuttgart u. a. 1991.
⃟ Peebles, G. u. Wilson, P.: The Singapore economy. Cheltenham 1996.
⃟ Jordan, R.: Migrationssysteme in global cities. Arbeitsmigration u. Globalisierung in S. Hamburg 1997
⃟ Understanding Singapore society, hg. v. Ong Jin Hui u. a. Singapur 1997.
⃟ Competitiveness of the Singapore economy, hg. v. Toh Mun Heng u. a. Singapur 1998.
⃟ Clammer, J.: Race and state in independent Singapore. 1965 - 1990. Aldershot 1998.
⃟ Dumarcay, J.: Cultural sites of Malaysia, Singapore, and Indonesia. New York 1998.
⃟ Language, society and education in Singapore, hg. v. S. Gopinatham u. a. Singapur 1998.
⃟ Rudolph, J.: Reconstructing identities. A social history of the Babas in Singapore. Aldershot 1998.