Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sinfonie
Sinfonie[grch.] die (Symphonie), größere, mehrsätzige Orchesterkomposition, eine Hauptgattung der Instrumentalmusik. In ihrer klass. Gestalt hat die S. i. d. R. vier Sätze: Allegro (in Sonatensatzform), Andante oder Adagio (in Liedform), Menuett oder Scherzo, Allegro.
S. bezeichnete zunächst, seit etwa 1600, meist ein instrumentales Vor- oder Zwischenspiel zu weltl. und geistl. Vokalwerken (Oper, Oratorium usw.). Seit dem Ende des 17. Jh. (A. Scarlatti) blieb der Name S. den dreiteiligen italien. Opernvorspielen (Ouvertüre) vorbehalten, die sich zu selbstständigen Instrumentalwerken entwickelten und die satztechn. Errungenschaften des Concerto grosso sowie der Triosonate übernahmen. Meister dieser frühen S. waren G. B. Sammartini, J. C. Wagenseil sowie die Komponisten der Mannheimer Schule; ihnen folgten J. C. Bach, L. Boccherini, K. Ditters von Dittersdorf u. a. Von dieser vorklass., durch Einfügung des Menuetts (um 1740) zur Viersätzigkeit erweiterten S. ausgehend, schuf J. Haydn den Typus der klass. S., indem er ihr durch verstärkte Verarbeitung der Themen und Ausbildung der Durchführung neue Möglichkeiten erschloss. W. A. Mozart und L. van Beethoven gaben, jeder auf seine Weise, der S. neues Gepräge, Beethoven bezog in der 9. S. die menschl. Stimme ein und ersetzte das Menuett durch das Scherzo. F. Schubert, F. Mendelssohn Bartholdy, R. Schumann, J. Brahms erfüllten die klass. Form der S. mit neuen Ausdrucksgehalten. A. Bruckner erweiterte die sinfon. Form unter Wahrung ihrer Geschlossenheit ins Monumentale. H. Berlioz wandelte die klass. S. zur Programm-S. (Programmmusik). Ihm folgten einerseits F. Liszt, der die meist einsätzige sinfonische Dichtung schuf, andererseits die am traditionellen Aufbau festhaltenden frz. Meister (C. Saint-Saëns, C. Franck) und die der nat. Schulen (A. Borodin, P. Tschaikowsky). Alle Entwicklungstendenzen der S. treffen im vielgestaltigen Werk G. Mahlers zusammen. Nach Mahler verlor die S. ihre vorrangige Stellung im Bereich der Orchesterkomposition. Neoklassizist. Tendenzen finden sich u. a. bei S. Prokofjew und I. Strawinsky, traditionell ausdrucksvolle bei D. Schostakowitsch, K. A. Hartmann, P. Hindemith u. a. In der Besetzung auf Soloinstrumente reduzierte S. heißen Kammer-S. (A. Schönberg, F. Schreker, H. Eisler), Werke kleineren Ausmaßes Sinfonietten (M. Reger, L. Janáček). In der Gegenwart wurden S. u. a. von H. W. Henze, L. Berio, K. Penderecki, G. Klebe, W. Rihm, S. Matthus, M. Trojahn, D. Schnebel komponiert.
▣ Literatur:
Nef, K.: Gesch. der S. u. Suite. Leipzig 1921, Nachdr. Vaduz 1993.
⃟ Kloiber, R.: Handbuch der klass. u. romant. Symphonie. Wiesbaden 31981.
Sinfonie[grch.] die (Symphonie), größere, mehrsätzige Orchesterkomposition, eine Hauptgattung der Instrumentalmusik. In ihrer klass. Gestalt hat die S. i. d. R. vier Sätze: Allegro (in Sonatensatzform), Andante oder Adagio (in Liedform), Menuett oder Scherzo, Allegro.
S. bezeichnete zunächst, seit etwa 1600, meist ein instrumentales Vor- oder Zwischenspiel zu weltl. und geistl. Vokalwerken (Oper, Oratorium usw.). Seit dem Ende des 17. Jh. (A. Scarlatti) blieb der Name S. den dreiteiligen italien. Opernvorspielen (Ouvertüre) vorbehalten, die sich zu selbstständigen Instrumentalwerken entwickelten und die satztechn. Errungenschaften des Concerto grosso sowie der Triosonate übernahmen. Meister dieser frühen S. waren G. B. Sammartini, J. C. Wagenseil sowie die Komponisten der Mannheimer Schule; ihnen folgten J. C. Bach, L. Boccherini, K. Ditters von Dittersdorf u. a. Von dieser vorklass., durch Einfügung des Menuetts (um 1740) zur Viersätzigkeit erweiterten S. ausgehend, schuf J. Haydn den Typus der klass. S., indem er ihr durch verstärkte Verarbeitung der Themen und Ausbildung der Durchführung neue Möglichkeiten erschloss. W. A. Mozart und L. van Beethoven gaben, jeder auf seine Weise, der S. neues Gepräge, Beethoven bezog in der 9. S. die menschl. Stimme ein und ersetzte das Menuett durch das Scherzo. F. Schubert, F. Mendelssohn Bartholdy, R. Schumann, J. Brahms erfüllten die klass. Form der S. mit neuen Ausdrucksgehalten. A. Bruckner erweiterte die sinfon. Form unter Wahrung ihrer Geschlossenheit ins Monumentale. H. Berlioz wandelte die klass. S. zur Programm-S. (Programmmusik). Ihm folgten einerseits F. Liszt, der die meist einsätzige sinfonische Dichtung schuf, andererseits die am traditionellen Aufbau festhaltenden frz. Meister (C. Saint-Saëns, C. Franck) und die der nat. Schulen (A. Borodin, P. Tschaikowsky). Alle Entwicklungstendenzen der S. treffen im vielgestaltigen Werk G. Mahlers zusammen. Nach Mahler verlor die S. ihre vorrangige Stellung im Bereich der Orchesterkomposition. Neoklassizist. Tendenzen finden sich u. a. bei S. Prokofjew und I. Strawinsky, traditionell ausdrucksvolle bei D. Schostakowitsch, K. A. Hartmann, P. Hindemith u. a. In der Besetzung auf Soloinstrumente reduzierte S. heißen Kammer-S. (A. Schönberg, F. Schreker, H. Eisler), Werke kleineren Ausmaßes Sinfonietten (M. Reger, L. Janáček). In der Gegenwart wurden S. u. a. von H. W. Henze, L. Berio, K. Penderecki, G. Klebe, W. Rihm, S. Matthus, M. Trojahn, D. Schnebel komponiert.
▣ Literatur:
Nef, K.: Gesch. der S. u. Suite. Leipzig 1921, Nachdr. Vaduz 1993.
⃟ Kloiber, R.: Handbuch der klass. u. romant. Symphonie. Wiesbaden 31981.