Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Siebzehnter Juni 1953
Siebzehnter Juni 1953(Juniaufstand), Volkserhebung in der DDR am 17. 6. 1953. Nachdem am 9. 6. 1953 das SED-Politbüro den sog. Neuen Kurs beschlossen hatte, jedoch die am 28. 5. verfügte Erhöhung der Arbeitsnormen für Ind.betriebe um generell 10 % aufrechterhalten worden war, streikten und demonstrierten am 16. 6. die Arbeiter auf den Baustellen der Stalinallee in Berlin (Ost). Daraus entwickelte sich am 17. 6. der Arbeiteraufstand in der gesamten DDR, in dessen Verlauf es in mehr als 250 Orten, darunter alle Ind.zentren und Großstädte, zu Streiks und Demonstrationen kam. Die urspr. wirtsch. Forderungen schlugen rasch in weitgehende polit. Forderungen (z. B. Rücktritt der Reg. und freie Wahlen) um. Der Aufstand wurde von sowjet. Truppen niedergeschlagen (offiziell 51 Tote, bis 30. 6. 1953 6 200 Verhaftete); Streiks und Demonstrationen gab es aber in mehr als 560 Orten noch nach dem 17. 6.; eine neue Streikwelle im Juli 1953 (Höhepunkt: Buna-Werke Schkopau, 15.-17. 7.) erfasste v. a. die Dörfer. Über die Zahl der insgesamt getöteten Zivilpersonen gibt es immer wieder neue Angaben; bis gegen Ende der 60er-Jahre wurden 21 vollstreckte Todesurteile nachgewiesen und 1 386 zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilte Demonstranten festgestellt. Nach Auswertung ab 1990 zugängl. Materialien wird inzwischen von mindestens 125 Todesopfern (48 standrechtlich Erschossene) ausgegangen. - In der Bundesrep. Dtl. war der 17. 6. nach dem Ges. vom 4. 8. 1953 als »Tag der Dt. Einheit« nat. Feiertag (1953-90); seit 1990 gilt er als »Nat. Gedenktag des dt. Volkes«.
▣ Literatur:
I. Spittmann 17. Juni 1953. Arbeiteraufstand in der DDR, hg. v. u. K. W. Fricke. Köln 21988.
⃟ Hagen, M.: DDR - Juni '53. Die erste Volkserhebung im Stalinismus. Stuttgart 1992.
⃟ Der Tag X - 17. Juni 1953. Die »Innere Staatsgründung« der DDR als Ergebnis der Krise 1952/54, hg. v. I.-S. Kowalczuk u. a.Berlin 21996.
Siebzehnter Juni 1953(Juniaufstand), Volkserhebung in der DDR am 17. 6. 1953. Nachdem am 9. 6. 1953 das SED-Politbüro den sog. Neuen Kurs beschlossen hatte, jedoch die am 28. 5. verfügte Erhöhung der Arbeitsnormen für Ind.betriebe um generell 10 % aufrechterhalten worden war, streikten und demonstrierten am 16. 6. die Arbeiter auf den Baustellen der Stalinallee in Berlin (Ost). Daraus entwickelte sich am 17. 6. der Arbeiteraufstand in der gesamten DDR, in dessen Verlauf es in mehr als 250 Orten, darunter alle Ind.zentren und Großstädte, zu Streiks und Demonstrationen kam. Die urspr. wirtsch. Forderungen schlugen rasch in weitgehende polit. Forderungen (z. B. Rücktritt der Reg. und freie Wahlen) um. Der Aufstand wurde von sowjet. Truppen niedergeschlagen (offiziell 51 Tote, bis 30. 6. 1953 6 200 Verhaftete); Streiks und Demonstrationen gab es aber in mehr als 560 Orten noch nach dem 17. 6.; eine neue Streikwelle im Juli 1953 (Höhepunkt: Buna-Werke Schkopau, 15.-17. 7.) erfasste v. a. die Dörfer. Über die Zahl der insgesamt getöteten Zivilpersonen gibt es immer wieder neue Angaben; bis gegen Ende der 60er-Jahre wurden 21 vollstreckte Todesurteile nachgewiesen und 1 386 zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilte Demonstranten festgestellt. Nach Auswertung ab 1990 zugängl. Materialien wird inzwischen von mindestens 125 Todesopfern (48 standrechtlich Erschossene) ausgegangen. - In der Bundesrep. Dtl. war der 17. 6. nach dem Ges. vom 4. 8. 1953 als »Tag der Dt. Einheit« nat. Feiertag (1953-90); seit 1990 gilt er als »Nat. Gedenktag des dt. Volkes«.
▣ Literatur:
I. Spittmann 17. Juni 1953. Arbeiteraufstand in der DDR, hg. v. u. K. W. Fricke. Köln 21988.
⃟ Hagen, M.: DDR - Juni '53. Die erste Volkserhebung im Stalinismus. Stuttgart 1992.
⃟ Der Tag X - 17. Juni 1953. Die »Innere Staatsgründung« der DDR als Ergebnis der Krise 1952/54, hg. v. I.-S. Kowalczuk u. a.Berlin 21996.