Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Siebenbürger Sachsen
Siebenbụ̈rger Sạchsen,dt. Volksgruppe in Siebenbürgen, größte Gruppe der Rumäniendeutschen; nach neueren Angaben noch zw. 20 000 und 70 000 (1940: 250 000). Erstmals um 1150 kamen dt. Kolonisten nach Ungarn und siedelten wie in der Zips auch im südl. und südöstl. Teil Siebenbürgens, v. a. im Gebiet des oberen Alt (Hermannstadt), im Nösnergau (Bistritz) und im Burzenland (Kronstadt); die ungar. Kanzlei nannte sie ohne Rücksicht auf ihre Herkunft (zunächst überwiegend Moselfranken) »Sachsen«, lat. Saxones; in frühen Urkunden wurden sie »Flandreses« gen. - Die S. S. legten eine Reihe von Städten an und gründeten etwa 250 Dörfer. König Andreas II. gewährte ihnen 1224 Sonderrechte und Selbstverw. (bis 1876; »Privilegium Andreanum« bzw. »Goldener Freibrief«). Das Gebiet des »Königsbodens«, auf den sich das Privileg bezog, unterstand seit der Mitte des 14. Jh. einem (seit 1477) gewählten »Sachsengrafen«; die rechtl. Einheit der S. S. erhielt im 15. Jh. den Namen »Sächs. Nationsuniversität«. Einfälle der Mongolen (1241) und Osmanen (15./16. Jh.) zwangen zur Errichtung von v. a. Kirchenburgen. Die Reformation führte zur selbstständigen luth. Landeskirche (mit Bischof), die das Eigenbewusstsein der seit 1848/49 der Magyarisierung widerstehenden S. S. stärkte. 1876 Auflösung des »Königsbodens« und Aufhebung ihrer Autonomie; 1921 (Bodenreform) Enteignung, 1937 Auflösung der Nationsuniversität als Hauptstütze der kulturellen Einrichtungen der S. S. Etwa 25 000 S. S. wurden Ende des Zweiten Weltkrieges und danach in die UdSSR zur Zwangsarbeit verschleppt. Durch die Bodenreform von 1945 verloren sie ihren gesamten Grundbesitz, der kirchl. Besitz wurde 1948 verstaatlicht. Seitdem in ihren kirchl., wirtsch. und kulturellen Wirkungsmöglichkeiten immer rigoroser beschränkt, sinkt ihre Zahl durch Abwanderung nach Dtl., bes. seit 1988/89, ständig. Inzwischen leben etwa 220 000 (ehem.) S. S. in Dtl., um 15 000 in Österreich, 25 000 in den USA und etwa 8 000 in Kanada (rumäniendeutsche Literatur).
Literatur:
Teutsch, G. D.u. Teutsch, F.: Geschichte der S. S. für das sächsische Volk, 4 Bde. Hermannstadt 1-41907-26, Nachdr. Köln 1984.
Gesch. der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, hg. v. C. Göllner. Bukarest 1979.
Wir Siebenbürger, hg. v. H. Bergel u. a. Innsbruck 1986.
Wagner, E.: Gesch. der S. S. Thaur 61990.
Schenk, A.: Deutsche in Siebenbürgen. Ihre Geschichte u. Kultur. München 1992.
Gündisch, K.: Siebenbürgen u. die S. S. München 1998.
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