Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Siebenbürgen
Siebenbụ̈rgen(rumän. Transilvania, Ardeal, ungar. Erdély), Landschaft in Rumänien (rd. 80 000 km2, 5,8 Mio. Ew.), umfasst das von den O- und S-Karpaten und dem Westsiebenbürg. Gebirge (Bihorgebirge und Siebenbürger Erzgebirge) umschlossene Siebenbürg. Hochland, 300-800 m ü. M.; Hauptflüsse sind Szamos und Maros. - Mehr als 65 % der Bev. sind Rumänen, im O wohnen Ungarn (Szekler), die Siebenbürger Sachsen im Gebiet zw. Großer Kokel und Alt, im Burzenland und im NO. Haupterwerbszweige sind Landwirtschaft (Weizen-, Mais-, Kartoffel-, Zuckerrübenanbau, Wein- und Obstbau, Rinder- und Schafzucht), im Gebirge Waldwirtschaft. Wichtige Ind.zweige sind Erdgas-, Salz-, Kohle-, Bauxitförderung, Metallurgie, Maschinenbau, Holz-, Textilind.; Ind.zentren sind v. a. Klausenburg, Kronstadt, Hermannstadt und Târgu Mureş (Neumarkt).
Geschichte: Vom 3. Jh. v. Chr. an Teil des Königreichs der Daker, 106-271 n. Chr. Teil der röm. Prov. Dakien, seit dem 7. Jh. von Bulgaren, seit dem 9./10. Jh. von Ungarn beherrscht, vom 11. bis 13. Jh. der ungar. Krone unterstellt. Zum Grenzschutz wurden im 10. Jh. Szekler (1213 erstmals erwähnt), ab etwa 1150 dt. Bauern und Handwerker (Siebenbürger Sachsen, lat. Saxones) angesiedelt; 1211-25 breitete sich im Burzenland der Dt. Orden aus. Eine rumän. Bevölkerung ist erst seit etwa 1210 sicher bezeugt. 1437 »Union der drei Nationen« (Ungarn, Szekler, Sachsen) zur Abwehr der seit 1432 vordringenden Türken. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) kam S. unter osman. Oberhoheit (nach 1541 eigenständiges Fürstentum); 1691 (Leopoldin. Diplom), fiel S. vorläufig, 1699 (Frieden von Karlowitz) bei Wahrung seiner Autonomie endgültig an die Habsburger (ab 1765 »Großfürstentum«); 1848/49 kurz, nach dem österr.-ungar. Ausgleich 1867 wieder mit Ungarn vereinigt. Die Magyarisierungspolitik (u. a. Auflösung der Ständevertretung, 1876 Einführung der ungar. Komitatsverfassung) stieß auf den entschiedenen Widerstand der Rumänen und Sachsen. Durch den Frieden von Trianon (1920) kam S. an Rumänien, durch den 2. Wiener Schiedsspruch (1940) Nord-S. und das Szeklerland (Ost-S.) an Ungarn, durch den Pariser Frieden (1947) ganz S. wieder an Rumänien. (Ungarn, Geschichte; Rumänien, Geschichte)
▣ Literatur:
Pascu, S.: A history of Transylvania. A. d. Rumän. Detroit (Mich.) 1982.
⃟ Wege landeskundl. Forschung. 25 Jahre Arbeitskreis für Siebenbürg. Landeskunde 1962-87, bearb. v. K. G. Gündisch. Köln u. a. 1988.
⃟ Kurze Geschichte S.s, hg. v. B. Köpeczi. A. d. Ungar. Budapest 1990.
⃟ Kirchenburgen in S., Beiträge v. H. Fabini u. a. Leipzig 21991.
⃟ Myss, W.: Kunst in S. Thaur 1991.
⃟ Roth, H.: Kleine Geschichte S.s.Köln 1996.
⃟ S. im Flug, bearb. v. G. Gerster u. M. Rill. München 1997.
⃟ Das Bild des anderen in S. Stereotype in einer multiethnischen Region, hg. v. K. Gündisch u. a. Köln 1998.
⃟ S. in der Habsburgermonarchie, hg. v. Z. K. Lengyel u. a. Köln 1999.
Siebenbụ̈rgen(rumän. Transilvania, Ardeal, ungar. Erdély), Landschaft in Rumänien (rd. 80 000 km2, 5,8 Mio. Ew.), umfasst das von den O- und S-Karpaten und dem Westsiebenbürg. Gebirge (Bihorgebirge und Siebenbürger Erzgebirge) umschlossene Siebenbürg. Hochland, 300-800 m ü. M.; Hauptflüsse sind Szamos und Maros. - Mehr als 65 % der Bev. sind Rumänen, im O wohnen Ungarn (Szekler), die Siebenbürger Sachsen im Gebiet zw. Großer Kokel und Alt, im Burzenland und im NO. Haupterwerbszweige sind Landwirtschaft (Weizen-, Mais-, Kartoffel-, Zuckerrübenanbau, Wein- und Obstbau, Rinder- und Schafzucht), im Gebirge Waldwirtschaft. Wichtige Ind.zweige sind Erdgas-, Salz-, Kohle-, Bauxitförderung, Metallurgie, Maschinenbau, Holz-, Textilind.; Ind.zentren sind v. a. Klausenburg, Kronstadt, Hermannstadt und Târgu Mureş (Neumarkt).
Geschichte: Vom 3. Jh. v. Chr. an Teil des Königreichs der Daker, 106-271 n. Chr. Teil der röm. Prov. Dakien, seit dem 7. Jh. von Bulgaren, seit dem 9./10. Jh. von Ungarn beherrscht, vom 11. bis 13. Jh. der ungar. Krone unterstellt. Zum Grenzschutz wurden im 10. Jh. Szekler (1213 erstmals erwähnt), ab etwa 1150 dt. Bauern und Handwerker (Siebenbürger Sachsen, lat. Saxones) angesiedelt; 1211-25 breitete sich im Burzenland der Dt. Orden aus. Eine rumän. Bevölkerung ist erst seit etwa 1210 sicher bezeugt. 1437 »Union der drei Nationen« (Ungarn, Szekler, Sachsen) zur Abwehr der seit 1432 vordringenden Türken. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) kam S. unter osman. Oberhoheit (nach 1541 eigenständiges Fürstentum); 1691 (Leopoldin. Diplom), fiel S. vorläufig, 1699 (Frieden von Karlowitz) bei Wahrung seiner Autonomie endgültig an die Habsburger (ab 1765 »Großfürstentum«); 1848/49 kurz, nach dem österr.-ungar. Ausgleich 1867 wieder mit Ungarn vereinigt. Die Magyarisierungspolitik (u. a. Auflösung der Ständevertretung, 1876 Einführung der ungar. Komitatsverfassung) stieß auf den entschiedenen Widerstand der Rumänen und Sachsen. Durch den Frieden von Trianon (1920) kam S. an Rumänien, durch den 2. Wiener Schiedsspruch (1940) Nord-S. und das Szeklerland (Ost-S.) an Ungarn, durch den Pariser Frieden (1947) ganz S. wieder an Rumänien. (Ungarn, Geschichte; Rumänien, Geschichte)
▣ Literatur:
Pascu, S.: A history of Transylvania. A. d. Rumän. Detroit (Mich.) 1982.
⃟ Wege landeskundl. Forschung. 25 Jahre Arbeitskreis für Siebenbürg. Landeskunde 1962-87, bearb. v. K. G. Gündisch. Köln u. a. 1988.
⃟ Kurze Geschichte S.s, hg. v. B. Köpeczi. A. d. Ungar. Budapest 1990.
⃟ Kirchenburgen in S., Beiträge v. H. Fabini u. a. Leipzig 21991.
⃟ Myss, W.: Kunst in S. Thaur 1991.
⃟ Roth, H.: Kleine Geschichte S.s.Köln 1996.
⃟ S. im Flug, bearb. v. G. Gerster u. M. Rill. München 1997.
⃟ Das Bild des anderen in S. Stereotype in einer multiethnischen Region, hg. v. K. Gündisch u. a. Köln 1998.
⃟ S. in der Habsburgermonarchie, hg. v. Z. K. Lengyel u. a. Köln 1999.