Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sekte
Sekte[lat. secta »Richtung«, »befolgter Grundsatz«, zu sequi »nachfolgen«] die, urspr. neutrale Bez. einer (philosoph., religiösen oder polit.) Richtung oder »Gefolgschaft«, heute meist negativ wertende Bez. einer Gemeinschaft; begrifflich auf zwei unterschiedl. Ebenen benutzt: im theolog. Sprachgebrauch (v. a. der christl. Großkirchen) eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft, die aufgrund neuer Offenbarungsquellen oder der Überbewertung einzelner Glaubensaspekte beansprucht, den einzig wahren Weg zum Heil, zur Erlösung oder zum Glück des Menschen zu kennen; die moderne Religionswiss. hat das Wort »S.« weitgehend durch neutrale Bezeichnungen wie »religiöse Sondergemeinschaften« oder »neureligiöse Gemeinschaften« ersetzt; in der Umgangssprache i. d. R. allg. eine Gruppe, deren Mitgl. »fanatisch«, d. h. in hohem Grad ideologisiert, allein die eigene Weltsicht gelten lassen. Typologisch lassen sich in Verbindung mit dem Phänomen S. bes. folgende sektierer. Handlungsmuster feststellen: die kompromisslose Fixierung auf das eigene religiöse bzw. ideolog. Lehrsystem (Fanatismus), darauf aufbauend die Postulierung religiöser bzw. ideolog. Absolutheitsansprüche mit universellem Geltungsanspruch, damit verbunden die Unfähigkeit und der Unwille, Andersdenkenden und »Abtrünnigen« (Aussteigern, Dissidenten) wahrheitsrelevante Erkenntnisse zuzubilligen (Intoleranz) und i. d. R. ein ausgeprägter, Nicht-Mitgl. strikt ausgrenzender Gruppenegoismus.
Literatur:
Hemminger, H.: Was ist eine S.? Mainz 21996.
Lexikon der S.n, Sondergruppen u. Weltanschauungen. Freiburg 51997.
Cammans, H.-M.: S.n - die neuen Heilsbringer. Ein Handbuch. Düsseldorf 1998.
Stamm, H.: Im Bann der Apokalypse. Endzeitvorstellungen in Kirchen, S.n u. Kulten. Zürich 1998.
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